Der Krieg der Zwerge
Sterns hatten«, überlegte Tungdil laut und dachte dabei an die erschreckenden Krater und Einschlagstrichter, durch die sie gelaufen waren, »möchte ich mir nicht ausmalen, wie der Ort aussieht, an dem er selbst niederging. Was dort gelebt hat, wird durch die Wucht und das Feuer, das er mit sich brachte, völlig vernichtet sein.«
»Du fragst dich, wie aus diesem Inferno eine Bedrohung hervorgehen soll?«, vollendete Balyndis seinen Gedankengang.
Tungdil nickte. »Ich kann es mir nicht vorstellen. Zudem ist es müßig, sich darüber den Kopf zu zerbrechen, auch wenn ich es dennoch tun werde. Der Weg ins Graue Gebirge ist leider sehr weit.« Er dachte nach. »Du, Königin, könntest vorschlagen, einen Rat einzuberufen, der sich aus den Gelehrten sämtlicher Völker zusammensetzt«, unterbreitete er Xamtys seinen Einfall. »Die klugen Geister werden die Antworten schneller finden als wir.« Er lächelte. »Und es macht sich ausgezeichnet, dass eine Zwergin die Eingebung hatte, die beschworene Gemeinschaft von Elben, Menschen und Zwergen einer ersten gemeinsamen Prüfung zu unterziehen, von der alle einen Nutzen haben.«
Xamtys erwiderte sein Lächeln. »Du machst deinem heimlichen Beinamen >Gelehrter< alle Ehre, Tungdil Goldhand. Das Reich Eisenauges wird durch dich schnell zu neuem Glanz finden, daran zweifle ich nicht. Geht nun, der Clan der Eisenfinger möchte euch sehen.«
Sie verneigten sich und gingen hinaus, wo sie bereits von der Abordnung der Familie der Schmiedin erwartet wurden.
Tungdil sah eine Gruppe Zwerge, darunter auch vier Frauen, die die typische braune Leder und Wollgewandung trugen. Ein Teil der Abordnung hatte massive Kettenhemden angelegt und führte Waffen mit sich; scheinbar gehörten sie zu den Kriegern des Clans und zeigten voller Stolz, wozu sie von Vraccas berufen worden waren, um in der Gemeinschaft zu dienen. Und obwohl sie Tungdil schwerlich übersehen konnten, würdigten sie ihn keines Blickes.
Balyndis flog auf den größten, stattlichsten der Soldaten zu und schloss ihn in die Arme; er legte mit einem sonoren Lachen die Hände um ihr Gesicht. »Ah, meine wagemut ige Tochter«, begrüßte er sie. »Wir haben schon vernommen, dass du am Schwarzjoch gegen die Horden Nôd'onns gekämpft hast. Ich bin Vraccas dankbar, dich gesund und munter zu sehen.«
Bei aller tiefen Herzlichkeit, die in der Wiedersehensfreude lag, blieben er und seine Tochter beherrscht, würdevoll; ausgelassene Fröhlichkeit und laute Freude, wie Tungdil sie bei vielen Menschen erlebt hatte, schickten sich unter Zwergen nicht. Und es bedurfte ihrer wohl auch nicht: die Blicke und das Leuchten in den Augen sprachen Bände.
»Sind alle wohlauf?«, wollte Balyndis wissen, und ihre Wiedersehensfreude wurde durch die Angst vor der Antwort getrübt. »Die Beben …«
»… haben uns nichts anhaben können«, nickte ihr Vater. »Vraccas sei Dank, er ließ die Steine rechts und links neben uns einschlagen, aber uns geschah nichts. Ein paar Räume haben unter dem Gerüttel gelitten. Aber wir haben noch andere gute Neuigkeiten, die wir dir unbedingt verkünden wollen, bevor wir deinen Erzählungen vom Schwarzjoch lauschen.«
»Noch mehr gute Neuigkeiten? Dann ist meine größte Sorge dahin.« Balyndis setzte ihre Begrüßung durch die Reihen ihres Clans fort, bis sie sich zu Tungdil wandte und ihn herbeiwinkte. »Vater, das ist Tungdil Goldhand, mit dem ich auszog, um die Feuerklinge zu schaffen und gegen das Böse zu bestehen.« Sie fasste seine Hand. »In ihm habe ich einen Freund und Gefährten gefunden.«
Tungdil reckte die Hand, er wich den forschenden Augen nicht aus. »Ich bin Tungdil Goldhand, ein Kind des Schmieds …«
»… und Angehöriger der Dritten«, fiel ihr Vater ihm ins Wort; die ausgestreckte Hand kümmerte ihn nicht. »Ich bin Bulingar Eisenfinger aus dem Clan der Starkfinger vom Stamm der Ersten, und ich habe nicht vor, meine Tochter jemandem anzuvertrauen, der denen entspringt, die unser Volk mit brennendem Hass verfolgen. Ich weiß, dass du Ehrenhaftes am Schwarzjoch geleistet hast und ein Held bist. Dennoch darf deine Leistung mich nicht über deine Abstammung hinwegtäuschen.«
Ein Hieb mit einer Keule, ein Stich ins Herz, der Aufprall auf Granit nach langem Sturz hätte Tungdil nicht härter treffen können. Seine Eingeweide zogen sich zu einem Klumpen zusammen. Die Farben all der schönen Bilder, die er und Balyndis sich von einer gemeinsamen Zukunft gemalt hatten, verliefen und rannen als braune
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