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Der Krieg der Zwerge

Der Krieg der Zwerge

Titel: Der Krieg der Zwerge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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alsbald aufnehmen, wenn sie von der freudigen Entscheidung meiner Tochter erfahren.« Er stellte sich zwischen die beiden, legte ihnen die Hände auf den Rücken und schob sie vorwärts, weg von Tungdil. »Kommt, wir essen gemeinsam und bereden, wie wir das Fest zu Ehren eures Bundes gestalten wollen. Es soll schließlich einer Heldin gerecht werden.«
Balyndis schritt durch die Gasse, die ihre Familie und ihr Clan bildeten. Sie schaute sich ein letztes Mal um, dann schob sich der breite Helm eines Verwandten vor sie, die Schneise schloss sich und versperrte Tungdil den Blick auf seine Gefährtin. Kurz darauf verschwanden sie um die Ecke des Ganges, und das Echo ihrer Stiefel und das Klirren der Panzerhemden erstarben.
Tungdil verharrte wie erstarrte Schlacke. Er versuchte, sein aufgewühltes Inneres zu beruhigen oder wenigstens zu ordnen, was ihm nicht gelang.
Hoffnungslos zerstreut machte er sich auf den Weg, streifte ziellos durch die Korridore und Gänge der Ersten, ohne die kunstvollen Runenverzierungen und Darstellungen auf den Platten an den Wänden zu sehen. Balyndis Gesicht vor Augen, schritt er über Hängebrücken, durch Höhlen und Hallen. Rastlos taumelte er mehr, als dass er ging, wie im Fieber bewegte er sich vorwärts, ohne zu wissen, wo er sich befand und wem er unterwegs begegnete. Er verlor jegliches Zeitgefühl.
Irgendwann, in einer leeren, schwach beleuchteten Kaverne, sank er zu Boden und lehnte sein schweißnasses Haupt gegen den Fels. Er hörte das Platschen der Tropfen, die von hoch über ihm herabfielen; mit jedem Auftreffen riefen sie »Balyndis«. In weiter Entfernung prallten Spitzhacken gegen Stein, und auch sie gesellten sich in den Chor der Tropfen. Alles, was ein Geräusch von sich gab, nannte in Tungdils Ohren ihren Namen.
    Hört auf. Er senkte die Lider, rollte sich zusammen. Hört auf!
Sie hörten nicht auf, doch die Erschöpfung übermannte ihn und gewährte ihm erlösenden Schlaf. Kein Traum quälte ihn; nur einmal, kurz bevor er in tiefen Schlummer fiel, sah er die Züge von Bulingar und Glaïmbar aus der Dunkelheit auftauchen.
Und seine Fäuste ballten sich voller Wut. Und Hass.
    Das Geborgene Land, Gauragar, in der Hauptstadt des ehemaligen Zauberreiches Lios Nudin, Porista, 6234. Sonnenzyklus, Frühling
    Soll es Nôd'onn wirklich gelungen sein, alle Famuli des Ge borgenen Landes auf seinen Feldzügen und durch Zauberei vernichtet zu haben? Andôkai stellte sich diese Frage wieder und wieder, während sie die hellen Arkadengänge der Palastanlage entlangwandelte.
    Sie hatte ihre Rüstung gegen eine eng anliegende, dunkelrote Robe getauscht; der knappe Schnitt im Brustbereich und die langen Beinschlitze betonten ihre Weiblichkeit, die so ganz im Gegensatz zu ihrem kantigen Gesicht stand.
    Unermüdlich war sie auf der Suche nach geeigneten Menschen, die sie in die Kunst der Magie einweisen wollte. Es muss sie einfach geben. Er kann sie nicht alle ausgerottet haben. In weichen Wildlederstiefeln schritt sie über die kunstvoll gestalteten Bodenmosaiken. Auch wenn die Sonne allmählich versank, schickte sie genügend Licht durch die halbkugelförmigen Glasdächer der Bogengänge. Die Säulen aus weißem Marmor leiteten das Licht bis in den letzten Winkel.
    Die Maga stieg die Stufen des zweithöchsten Turmes hinab und gelangte bis zum Fundament, wo der Magiestrom, der das Land durchfloss, am deutlichsten für sie spürbar war. Das Zauberreich, das einst den Namen Lios Nudin getragen hatte, ruhte in der Mitte der magischen Felder. Unentwegt rannen die unsichtbaren Energien von hier aus in die übrigen Regionen des Geborgenen Landes und speisten sie wie eine unerschöpfliche Quelle.
    Andôkai setzte sich auf den Boden des mit Teppichen ausgekleideten Raumes. Sie konzentrierte sich und tastete mit ihren Sinnen nach der unwahrnehmbaren Macht. Sie spürte die Veränderung, die Nôd'onn bewirkt hatte. Das Tote Land hatte ihn Dinge gelehrt, die es ihm ermöglicht hatten, aus den neutralen Energien, die einst sämtliche Magi und Famuli hatten nutzen können, eine vom Bösen durchdrungene Kraft zu schaffen.
    Sie selbst betraf die Veränderung weniger. Die Maga betete den Gott Samusin an, der für den Ausgleich zwischen Licht und Schatten stand. Somit lebte in ihr neben dem Guten auch das, was der einfache Verstand eines Bauern als »schlecht« bezeichnen würde, und von daher war es ihr möglich, die verunreinigte Kraft weiterhin zu nutzen. Jeder aber, der sich ausschließlich dem Licht

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