Der Krieg der Zwerge
Brühe zu Boden.
»Ich versichere dir, dass nichts von dem in mir wohnt, für das mein Stamm berüchtigt ist«, bemühte er sich, die Bedenken zu mildern. »Niemals in meinen Leben habe ich den Drang verspürt, einem Zwerg …«
» Leben? Du bist nicht sehr alt, wie ich hörte, kaum mehr als sechzig Zyklen hast du bei Menschen verbracht. Wie sollte da Abneigung gegen uns entstehen können? Und wer sagt mir, dass sie nicht in dir erwächst, je länger du mit Zwergen zusammen bist?«, unterbrach ihn Bulingar wieder. »Deine wahre Natur könnte sich nach außen bohren wie ein Meißel durch einen Stein. Unter deiner Schicht aus Gold mag ein wert loser Kern aus Blei liegen.«
Balyndis fixierte ihren Vater aufgebracht. »Seine Taten sprechen für ihn, nicht seine Herkunft. Hätte er sich solche Mühe gegeben und die Entbehrungen auf sich genommen, wenn sein Herz nach der Vernichtung unserer Stämme trachtete?«, fragte sie mühsam beherrscht. »Ich …«
»Schluss damit!«, donnerte Bulingar. »Es ist müßig, über ihn zu reden. Wir sind hier, um dich zu begrüßen und dir deinen neuen Gemahl vorzustellen.«
Balyndis wich einen Schritt zurück; ihr Gesicht verlor die Röte, die ihr eben noch hineingeschossen war. »Meinen … Gemahl?«, wiederholte sie stammelnd und blickte zu Tungdil. Schrecken und Entschuldigung zugleich standen in ihren Zügen.
»Kind, beruhige dich«, sagte eine ältere Zwergin, welche die Schmiedin zuvor als Muhme begrüßt hatte. »Du hast deinen Verlobten verloren; dachtest du, wir blieben untätig? Wir haben uns sehr viel Mühe gegeben, einen würdigen Gatten zu finden.«
Sie klatschte in die Hände, und aus dem Seitengang trat ein Zwerg, der unmittelbar einem Kriegerhymnus entsprungen zu sein schien. Groß und kräftig gewachsen, zierten ihn ein dichter, schwarzer Bart und eine Rüstung, die ihm der zweitbeste Schmied der Ersten angefertigt haben musste, so eindrucksvoll wirkte sie auf Tungdil.
Geh weg, wünschte er voller Inbrunst, und seine Fäuste ballten sich.
Der andere tat ihm nicht den Gefallen, sondern kam mit feierlicher Miene auf Balyndis zu. »Ich bin Glaïmbar Scharfklinge aus dem Clan der Eisendrücker vom Stamm des Ersten, Borengar. Was ich an Eisen und Stahl trage, habe ich selbst geschmiedet, und dies«, er öffnete die Faust, in der ein wunderschöner goldener Ring mit Vraccasiumintarsien aufblitzte, »ist mein Geschenk an dich. Ich fühle mich geehrt, dass ich gut genug für deinen Clan bin, mit dir den Ehernen Bund eingehen zu dürfen.« Seine braunen Augen ruhten abwartend und dennoch bang auf ihr.
In Tungdil schrie alles durcheinander. Sein Mut wollte den Rivalen auf der Stelle herausfordern, sein Verstand riet ihm davon ab, um die Angelegenheit für Balyndis nicht noch schwerer zu machen und sich vor Bulingar nicht am Ende noch die Blöße zu geben, doch ein Zwergenhasser zu sein. Sein Herz stimmte ein Klagelied an, und seine Seele sang dazu die Melodie von ewiger Pein.
Sie muss zustimmen, ihr bleibt keine andere Wahl. Die Gesetze der Clans galten als ebenso heilig wie die Gesetze des Zwergenvolkes, denn der Clan stand nach den Blutsverwandten an oberster Stelle. Dennoch wünschte er sich, dass über ihre Lippen ein vernehmbares Nein käme.
Ihm wäre es leicht gefallen, er kannte solche Bande nicht.
Bei ihr verhielt es sich anders. Sie war in einer Familie, in einem Clan, in einer riesigen Gemeinschaft aufgewachsen, die sie beschützte, sie ernährte, sie im Kampf und im Handwerk 35 Zyklen lang unterrichtet hatte. Für diese Sorge durfte der Clan die gleiche Loyalität von ihr verlangen. Zeigte sie diese Dankbarkeit nicht, so war sie eine Ausgestoßene, eine Zwergin ohne Familie, ein versprengter Stein abseits des Gebirges, einsam und unvereinbar verloren.
Balyndis wandte sich Tungdil zu. Tränen schimmerten in ihren Augen, rannen die Wangen hinab und sammelten sich am Kinn zu einem einzigen großen, diamantgleich funkelnden Tropfen. »Dein auf ewig«, formten ihre Lippen lautlos, dann drehte sie sich zu Glaïmbar und nahm mit zitternder Hand das Geschenk an. Damit war es besiegelt: Balyndis würde mit ihm den Ehernen Bund eingehen.
»Du bist im besten Alter, bist stark und hast einen gesunden Körper, der unserem Clan Nachwuchs schenken und ihn erhalten wird«, sagte ihr Vater, dessen Erleichterung deutlich zu hören war. »Und du, Glaïmbar Scharfklinge aus dem Clan der Eisendrücker, sei willkommen in unserer Familie und in unserem Clan. Die Ältesten werden dich
Weitere Kostenlose Bücher