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Der Krieg der Zwerge

Der Krieg der Zwerge

Titel: Der Krieg der Zwerge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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zum silbern funkelnden Visier, das einer Dämonenfratze nachempfunden war und hinter dem sich sein wahres Gesicht verbarg. »Dann wüsste ich wenigstens, dass es noch Magiebegabte gibt«, fügte sie leise an.
Djerůn verharrte unbeweglich schräg hinter ihr. Vermutlich beobachtete er die Neuankömmlinge. Es war nie sicher, wohin er gerade blickte, denn hinter den Sehschlitzen der Maske blieb es meistens schwarz. Zu seltenen Gelegenheiten erstrahlte ein violettes Leuchten, das jeden in Angst und Schrecken versetzte.
Auch die Starrheit täuschte. Zwar hüllte er sich von Kopf bis Fuß in eine Rüstung, die an keiner Stelle einen Blick auf das preisgab, was sich darin verbarg, doch im Gefecht oder bei Gefahr für seine Herrin sprang, lief und kämpfte er, als bestünde sein Panzer nicht aus Stahl, sondern aus leichter, silbern angemalter Seide. Wenige kannten sein Geheimnis, und so sollte es bleiben.
Die Frau und der zögerliche Mann erklommen die Stufen. Andôkai erkannte, dass sie sich getäuscht hatte. »Narmora, wen bringst du mir? Ich hielt ihn von weitem für Furgas«, sagte sie überrascht anstelle einer Begrüßung.
Die Halbalbin, die ihre spitzen Ohren unter einem dunkelroten Kopftuch verbarg, lächelte. Auch sie hütete wie Djerůn ihre Besonderheit gegenüber Fremden, zumal die Albae als die Todfeinde aller Völker des Geborgenen Landes galten. Einer aufgebrachten Menge würde sie wohl kaum erklären können, dass sie keine wahre finstere Elbin war, sondern ein Mischwesen, das sich dem Guten verschrieben hatte. So bewahrte sie das Kopftuch vor Scherereien.
»Maga, ich habe jemanden gefunden, der durch die Stadt irrte und es nicht wagte, Euch zu stören.«
Der Blick des Mannes fiel nun auf Djerůn in seiner vollen Größe von drei Schritt, glitt voller Angst über den Harnisch mit der hohen Halsberge, der seinem Träger ein muskulöses Äußeres aus Eisen verlieh, hinauf bis zum Helm mit dem Furcht einflößenden Visier und dem kronengleichen Ring aus fingerlangen Eisenspitzen. »Was, bei Palandiell …« Ungewollt wich er einen Schritt nach hinten aus, verfehlte die Stufe und wäre gestürzt, wenn Narmora mit ihrer katzenhaften Gewandtheit nicht seinen Ellbogen gepackt und ihn gehalten hätte.
»Sei unbesorgt …«
Der Fremde fasste sich oder versuchte es zumindest. »Wenslas ist mein Name. Ich gehörte zu den Anwärtern von Turgur dem Schönen«, stellte er sich mühsam beherrscht vor.
    Ausgerechnet ein Famulus des Gecken … »Sei unbesorgt, Wenslas«, hieß Andôkai ihn willkommen. »Welchen Grad hast du erreicht, ehe dein Magus starb?«
    »Keinen, ehrenwerte Maga«, gestand er leise. »Wie ich sagte, war ich ein Anwärter. Mein Name stand auf der Liste derer, die einer Aufnahmeprüfung unterzogen werden sollten. Ich vernahm die Kunde, dass Ihr Menschen sucht, um sie in die Künste der Magie einzuweihen, und gelangte hierher.«
    »Wo ihn zwischen den rußgeschwärzten Mauern der Mut verließ und er schließlich mir in die Arme gelaufen ist«, vollendete Narmora die Geschichte. »Er ist bei Euch besser aufgehoben, nehme ich an.«
    »Ich schlage vor, dass wir die Aufnahmeprüfung gleich vollziehen, damit ich weiß, wie stark du bist, Wenslas.« Andôkai drehte sich um und kehrte ins Haupthaus zurück. Er kann nichts. Es wird mich Zyklen kosten, aus ihm einen einigermaßen tauglichen Famulus zu machen. Sie bezweifelte, dass der schreckhafte Mann die mentale Stärke besaß, die komplizierten Formeln und Kräfte zehrenden Rituale zu handhaben. Er hatte auf der Warteliste Turgurs gestanden, das sagte ihr alles. Eine Notlösung, mehr stellte er nicht dar. »Narmora, begleite uns. Du kannst mir ein wenig helfen, wenn es dir deine Zeit erlaubt.«
    »Sicher, Maga.« Sie schob Wenslas vorwärts, der einen Bogen um Djerůn machte, und folgte Andôkai. »Furgas hat genügend Arbeit, bei der er mich derzeit nicht benötigt.«
    Sie gingen durch den leeren Palast. Einzig Wenslas' Schritte hallten laut von den Wänden wider, was nicht dazu führte, dass er sich wohler fühlte. Die beiden Frauen und die wandelnde Statue beunruhigten ihn noch mehr als die Geschichten, die er über die Maga gehört hatte. Gerade wollte er den Mund öffnen und verkünden, dass er es sich anders überlegt habe, als sie durch die riesige Tür in den zerstörten Versammlungssaal traten.
    Einst geziert von einer gewaltigen Kuppel, lag der Ort größtenteils in Trümmern. Der Kampf gegen Nudin, der sich ihnen als Verräter an ihrer Sache und dem

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