Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Krieger und der Prinz

Der Krieger und der Prinz

Titel: Der Krieger und der Prinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Merciel Liane
Vom Netzwerk:
Höhle aus Gelächter und Flüchen, ranzig vom Geruch sauer gewordener Träume. Er sah nur wenige Einheimische, was ein vielversprechendes Zeichen war: Dieses Haus war für Fremde bestimmt und für jene, die ihnen auflauerten. Die meisten Gäste waren bewaffnet, aber nicht wohlhabend, ausstaffiert mit abgenutztem Leder und den zusammengeschnorrten Dingen von einem halben Dutzend Schlachtfelder. Brys’ gute Stiefel und die glänzenden, gläsernen Juwelen an seiner Brosche wiesen ihn auf den ersten Blick als einen reichen Mann aus, zumindest im Vergleich zu diesen Männern, aber nicht reich genug, um von hoher Geburt zu sein oder auf andere Art Ärger machen zu können.
    Er nahm sich einen Moment Zeit für die Einschätzung, bei welchem der Würfelspiele das meiste Geld auf dem Tisch lag, zog sich, ohne zu fragen, einen Stuhl heran und warf einen Silbersol in den Topf, um jeglichem Protest zuvorzukommen. Dann machte er sich methodisch daran, Geld zu verlieren.
    Während er Kupferpennys und Silbersolis verspielte, belauschte er die Gespräche am Tisch. Der schielende Ludd beklagte den Verlust des Schwerts seines Vaters am Kartentisch – eine alte Geschichte, dem Stöhnen nach zu urteilen, das seine Geschichte begleitete –, während Renshil mit seinem Babygesicht, der mit einem entwaffnenden Lächeln und allzu flinken Fingern gesegnet war, das Blaue vom Himmel herunterlog, dass er noch nie zuvor ein solches Glück mit den Würfeln gehabt habe. Lügner und Narren, alle durch die Bank, die die gleichen Geschichten erzählten wie Lügner und Narren auf der ganzen Welt.
    Als Brys nach Weidenfeld fragte und dabei ein mäßiges Interesse daran heuchelte, in diesem Zusammenhang Arbeit als Söldner zu finden, bekam er weitere Lügen und Dummheiten aufgetischt.
    »Blutmagie«, sagte Renshil und spie in die Binsen. »Wer hätte gedacht, dass die Langmyrner so verdorben sind? Es heißt, es wäre seine Ehefrau, diese ardasische Hexe, die diese dunklen Künste praktiziert. Hat Lord Inguilar in ihren Bann gezogen und ihn zu noch schwärzeren Taten verleitet, als er von sich aus begangen hätte. Sie hat Sir Galefrid mit ihrer Hexerei ermordet und seinen kleinen Sohn gestohlen, um ihn auf ihrem Altar zu opfern … Für Kliasta oder Maol oder irgendeinen bestialischen Gott aus dem Süden.«
    »Wenn ich das Schwert meines Vaters hätte, würde ich es ihnen schon zeigen«, sagte Ludd.
    »Ich dachte, es wären die Eisenlords, die Blutmagie benutzen.« Brys warf einen weiteren Sol auf den Stapel Münzen und sah zu, wie Renshil die Würfel schob, statt sie zu werfen. Der Mann war nicht einmal ein raffinierter Betrüger. Außerdem war er betrunken und wurde nachlässiger, je mehr er trank.
    »Ihr denkt, die Goldene Geißel ist der Einzige, der eine Hexe übers Meer holen kann?« Renshil schnaubte, während er die Münzen in seinen Beutel strich. Er legte einen einzigen Sol zurück in die Mitte, um die nächste Runde zu beginnen.
    »Wie dem auch sei, in Bullenmark wirst du keine Arbeit finden. Du magst der beste Schwertkämpfer nach Nhrin Geisterstamm sein, aber der Schlappschwanz sucht keine einheimischen Söldner, oh nein. Die sind ihm nicht gut genug. Er hat seine Schatzkammer für ein Rudel weißer Wölfe geleert.«
    »Taugen die was?«, erkundigte sich Brys.
    »Verbannte, habe ich gehört. Verbrecher höchstwahrscheinlich. Da fragt man sich doch, warum Schlappschwanz sein Vertrauen in einen solchen Haufen setzen muss, statt in seine eigenen Ritter, die ihm den Treueeid geleistet haben, hm? Da fragt man sich so manches.«
    »Was ich mich frage«, sagte Brys, »ist, warum ich an diesem Tisch so ein Pech habe.«
    Renshil sah ihn mit zusammengekniffenen Augen an, schien aber nach einem Moment zu dem Entschluss gekommen zu sein, dass die Worte kein Vorwurf waren. Er zuckte die Achseln und warf die Würfel, diesmal ehrlich. »Die Goldene Dame ist eine launische Geliebte.«
    »Allerdings.« Wie Brys erwartet hatte, hielt die leise Drohung Renshil für die nächsten Runden davon ab zu mogeln. Er nutzte die Gelegenheit, den größten Teil seines Silbers zurückzugewinnen, erhöhte den Einsatz bei jeder Runde, während er die Würfel zwischen die Finger klemmte, sie genau in die richtige Lage brachte und sie dann in einer schnellen, kontrollierten Drehung losließ. »Da wir gerade von launischen Geliebten sprechen, gibt es hier irgendwelche Häuser, die ihr empfehlen könnt?«
    »Mistress Merrygolds Haus ist das Richtige – wenn du dir die

Weitere Kostenlose Bücher