Der Krieger und der Prinz
weil es besser war, das Kind in Schande allein großzuziehen, als in der Ehe an jemanden wie Coumyn gekettet zu sein. Bastarde waren kaum unbekannt im Dorf, aber ein Mädchen, das schwanger wurde ohne einen Ehemann am Horizont, konnte Spott, Ächtung und vielleicht Schläge von ihren wütenden Eltern erwarten. Es schadete den Aussichten auf eine Ehe, und Odosses Aussichten waren niemals gut gewesen. Aber allein zu sein war besser, als mit jemandem zusammen zu sein, der sie nicht wollte.
Die Liebe, die ihre Eltern ihr in dieser Zeit gezeigt, und das Gefühl von Schande, das sie verborgen hatten, brach Odosse bei der Erinnerung das Herz. Ihre Mutter hatte ihre alte Wiege abgestaubt, und ihr Vater hatte in den seltenen freien Momenten in der Bäckerei hölzerne Spielzeuge geschnitzt, und keiner der beiden hatte sie nach dem ersten Mal jemals wieder gefragt, was sie hinsichtlich des Vaters zu unternehmen gedenke. Sie hatten lediglich mit einer Würde und Großzügigkeit, wie sie nur wenige andere in Weidenfeld an den Tag gelegt hätten, akzeptiert, dass ihr Enkelsohn keinen Vater haben würde.
Auch dafür hatte sie Coumyn gehasst: dass er die Liebe ihrer Eltern so sehr auf die Probe gestellt hatte, weil er selbst keine Liebe für sie besaß.
Jetzt jedoch war dieser Hass verflogen. Er war ohne eigenes Verschulden gestorben, und es war ein grausameres Schicksal gewesen, als er es verdient hatte. Die Erinnerung an Coumyn fühlte sich an, als taste sie nach einem schmerzenden Zahn, der ausgefallen war, und würde lediglich eine Lücke finden, wo der Schmerz gesessen hatte: ein Moment der Überraschung, obwohl sie gewusst hatte, dass das Loch vorhanden war, und ein seltsames Gefühl der Verlassenheit, weil sie das Brennen nicht mehr verspürte. Gedankenlos und boshaft, wie er gewesen war, hatte er ihr auch Augenblicke der Zärtlichkeit geschenkt, und sein Tod machte sie umso einsamer in der Welt.
Nein, sie konnte ihn nicht hassen. Er war tot, und es war an den Göttern, seine Sünden in die Waagschale zu werfen. Odosse berührte Aubrys winzige Hand; er regte sich im Schlaf und schloss die pummeligen Finger um ihren Daumen. Sie küsste ihn auf den Kopf und flüsterte: »Es spielt keine Rolle. Ich habe einen guten Sohn.«
6
In dieser Nacht wollte Brys sich ausrauben lassen.
Es sollte nicht zu nah am Gebrochenen Horn geschehen. Mit ein wenig Glück würde sein Räuber vielleicht etwas von den Dingen wissen, die in Weidenfeld geschehen waren. Wenn er großes Glück hatte, war der Räuber vielleicht sogar selbst dort gewesen.
Obwohl die meisten der Mörder wahrscheinlich aus Ang’arta stammten – außer den Baoziten waren nur wenige bereit, mit den Dornen zusammenzuarbeiten –, verriet der Hinterhalt doch die Beteiligung eines Einheimischen. Woher sonst hätten sie genau wissen können, in welchem der winzigen Weiler Galefrid letztlich beten würde, wie sonst hätten sie sich nähern können, ohne dass die Ritter aufmerksam wurden? Irgendein Einheimischer musste ihnen geholfen haben. Die Überlegung war daher nicht zu weit hergeholt, dass ein Mann, der verzweifelt genug war, sein Dorf an baozitische Plünderer zu verkaufen, vielleicht auf der anderen Seite der Grenze in Eichenharn für eine Weile Zuflucht suchen mochte, und dass er, einmal dort angekommen, hier und da einen Reisenden um sein Geld erleichtern würde.
Brys erwartete nicht, solches Glück zu haben. Aber wenn er es hatte, wollte er das Mädchen und die Kinder nicht in den Feuersturm hineinziehen, der gewiss folgen würde. Odosse war mutiger und zäher, als sie selbst glaubte, aber sie war nicht für die Art von Schwierigkeiten gemacht, auf die er stoßen würde.
Also verließ er die Gegend um das Gebrochene Horn und folgte der Flussmauer, bis er im Schatten von Tarnebrücks glänzenden Brücken auf eine weitere Ansammlung von Tavernen stieß.
Sie kamen ihm irgendwie bekannt vor, obwohl Brys sich nicht sicher war, ob er jemals einen Fuß in eine dieser Schenken gesetzt hatte. Nach einer gewissen Zeit sah eine dieser lärmenden Räuberhöhlen ziemlich genauso aus wie die andere. Was zählte, war, dass sie lärmende Räuberhöhlen waren, also genau das, wonach er suchte. Brys schlenderte durch die nächstbeste Tür, pfiff ein altes Schlachtenlied vor sich hin und ließ eine Handvoll Würfel klappern.
Er hatte die korrekten Würfel in seinen Satteltaschen zurückgelassen. Die Würfel hier waren fürs Falschspiel gedacht.
Die Taverne war eine verqualmte
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