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Der Krieger und der Prinz

Der Krieger und der Prinz

Titel: Der Krieger und der Prinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Merciel Liane
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ermutigt hatte und schnell dabei wäre, sich ihm beim ersten Zeichen von Erfolg anzuschließen. Oder, dachte er gereizt, wenn sein Vater starb und Brisics letzter Funke Loyalität damit erlosch.
    »Ich würde niemals an Eurer Loyalität zweifeln«, log Leferic. »Der Grund, warum ich Euch habe rufen lassen, war tatsächlich das genaue Gegenteil. Kleinwald wird eine starke Hand brauchen, nachdem der Verräter niedergeschlagen ist. Ich habe mir sagen lassen, dass Euer jüngerer Sohn sich als tüchtiger Anführer erwiesen hat.«
    »Merguil?« Brisic stieß seine Gabel in ein Stück Schinken, untersuchte es und schüttelte den Kopf, während er das fettige Fleisch wegschob. »Er ist durchaus tapfer, das kann niemand leugnen. Allerdings ist er nicht erprobt. Er wird in einigen Jahren eine Kompanie in Thelyand führen und dort sein Glück machen. Edarric dagegen …«
    Leferic hob seinen Becher, um seine Missbilligung zu verbergen. Er hatte kein Interesse daran, Kleinwald an Edarric zu übergeben, Brisics ältesten Sohn und Erben. Die Vereinigung von Kleinwald mit Helsennar, der Feste ihrer Vorfahren, würde sie nach Leferic selbst zu den wohlhabendsten Rittern in Bullenmark machen und könnte auf unangenehme Weise gewisse Ambitionen ermutigen. Aber Merguil war bereits ein erwachsener Mann mit kleinen Söhnen und eigenen Ambitionen. Wenn er in den Besitz von Land käme, würde er das Geburtsrecht seiner Söhne nicht so bald für seinen Bruder aufgeben – und er sollte dem Lord, der ihm seine eigene Feste gewährte, geziemend dankbar sein, im Gegensatz zu Edarric, der lediglich seinen Besitz erweitern wollte.
    »Ich brauche einen Mann, der sich auf einem Schlachtfeld auskennt«, erklärte er Brisic. »Ich glaubte, Merguil wäre dafür wie geschaffen. Seine Männer scheinen ihn zu lieben, und in Kleinwald wird er ebenso viel Erfahrung gewinnen, wie er das an den Ufern von Thelyand täte. Vielleicht sogar mehr. Die Eisenlords sind für einen Mann nicht gerade Übungspartner, und König Merovas hat kaum noch Münzen übrig für Söldner. Aber wie Ihr sagt, er ist nicht erprobt. Dann wäre Sir Halebran vielleicht eine bessere Wahl.«
    Brisic lief purpurrot an und wäre beinahe an seiner Hafergrütze erstickt. Sir Halebran war ein vernünftiger und mutiger Mann, und er hatte sich in der Handvoll bewaffneter Scharmützel ausgezeichnet, die im Laufe des vergangenen Jahrzehnts Unruhe nach Bullenmark gebracht hatten. Es war Sir Halebran, der ausgeritten war, um den Sklavenritter gefangen zu nehmen, und ihn in Langmyr der Gerechtigkeit zugeführt hatte, keine geringe Leistung der Tapferkeit, wenn man bedachte, wie groß die Chancen gewesen waren, dass die Langmyrner auch ihn gehängt hätten.
    Aber Sir Halebran hatte seinen Eid auf Mauerbruch abgelegt, und es war die Feigheit des verstorbenen Lords Vaingilt, seines Herrn, gewesen, die Brisics mittleren Sohn bei Witwenburg das Leben gekostet hatte.
    Das war ein törichter Feldzug gewesen, von Anfang an zum Scheitern verurteilt, und Sir Halebran hatte bei seinem Scheitern keine Rolle gespielt – der Mann war damals noch nicht einmal zum Ritter gesalbt gewesen –, aber Sir Brisic hatte nie vergessen oder vergeben, welchen Preis er wegen Lord Vaingilts Feigheit hatte zahlen müssen. Bis auf den heutigen Tag hasste er alle Männer aus Mauerbruch.
    »Er ist nicht einmal ein Mann aus Bullenmark«, protestierte Brisic, als er wieder zu Atem gekommen war.
    »Allerdings nicht«, pflichtete Leferic ihm bei. »Aber er ist zuverlässig und tüchtig, und er weiß, wie man ein Kommando handhabt. Ein Mann kann jederzeit neue Eide schwören.«
    »Die Ritter werden empört sein, wenn sie hören, dass Ihr sie übergehen und Kleinwald einem Mann aus Mauerbruch überlassen wollt.«
    »Sir Halebran war stets loyal gegenüber Eichenharn. Wie wir alle es sind. Er hat meinem Vater wohl gedient, und er hat unsere Ehre gerettet, indem er den Sklavenritter ergriff. Ich bin mir sicher, dass die Ritter von Bullenmark ihn willkommen heißen werden, sobald er meinem Vater die Treue geschworen hat.« Auch das war eine Lüge, aber es steckte genug Wahrheit darin, um in Sir Brisic Zweifel zu wecken. »Wie dem auch sei, er wäre nicht meine erste Wahl. Tatsächlich wäre es mir lieber, Kleinwald den Händen von jemandem zu überlassen, der uns nähersteht.«
    Brisic verzog das Gesicht. »Lasst mich mit meinem Jungen reden. Ich werde feststellen, ob ich ihn zur Vernunft bringen kann. Er brennt darauf, Ruhm im Kampf

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