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Der Krieger und der Prinz

Der Krieger und der Prinz

Titel: Der Krieger und der Prinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Merciel Liane
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auf Kellands Atem. Stetig, vertraut und doch unendlich zerbrechlich. »Kannst du eine Dorne besiegen?«, fragte sie.
    »Ja.«
    Am nächsten Morgen setzten sie ihren Weg fort. In jedem Weiler gab es Babys zu segnen und Krankheiten zu heilen, Gerüchte zu sammeln und Tratsch zu teilen. Während Kelland sich um die Kranken und Verletzten kümmerte, unterhielt sich Bitharn mit den Patienten und ihren Verwandten und durchsiebte Verdächtigungen und Halbwahrheiten nach Krümeln echter Information.
    Sie sprachen auch Recht. Zu Kellands Kräften gehörte das Licht der Wahrheit, durch das alle Lügen offenbar wurden. Wann immer ein einheimischer Lehnsmann oder Dorfvogt den Verdacht hegte, dass sich unter seinen Leuten ein Verbrecher befand, bat er Kelland, den Verdächtigen zu verhören und seine Schuld zu bestätigen. Dann wurde der Verbrecher öffentlich verurteilt und gehängt, und Kelland und Bitharn ritten weiter.
    Ihre Anwesenheit hielt den Frieden entlang der Grenze aufrecht. Die Kunde vom Ritt des Verbrannten Ritters verbreitete sich schnell durch Stadt und Dorf, und Bitharn wusste, dass Männer, die andernfalls zum Plündern über den Fluss gesetzt hätten, aus Angst zu Hause blieben. Die Hinrichtungen halfen in dieser Hinsicht ebenso wie seine Heiligkeit, aber sie gefielen ihr trotzdem nicht.
    »Sie geben diese Männer nur auf, um uns zu beeindrucken«, murmelte sie einmal, als sie an einem grauen, nieseligen Nachmittag von den an einem Dulebaum Gehängten wegritten. Die Hingerichteten waren angeklagt worden, einen Bauernhof in Eichenharn mitsamt der Familie darin niedergebrannt zu haben. Kellands Gebet bewies ihre Schuld, also baumelten sie. »Wenn du nicht hier wärest, hätten sie genauso fröhlich in die Jubelrufe mit eingestimmt.«
    »Mag sein«, räumte Kelland ein, »aber ihre Gründe sind weniger wichtig als ihre Taten. Solange sie den Frieden ihres Lords wahren, ist die Hälfte unserer Arbeit hier getan.«
    Die andere Hälfte blieb jedoch beharrlich unvollendet. Nur ein einziges Mädchen hatte die Dorne gesehen, wenn es das war, was sie gesehen hatte, und sie hatte nichts anderes für sie als eine verworrene Geschichte von einer Frau in Schwarz mit Mondlicht als Haar. Eine kleine Truppe von Baoziten war jüngst durch den Ort geritten und hatte eine Schneise der Verwüstung hinterlassen, aber auch die hatte seit mehr als zwei Wochen niemand mehr gesehen.
    Nachdem sie schließlich alles erfahren hatten, was sie auf der langmyrnischen Seite des Seivern erfahren konnten, wandten die Celestianer sich den Brücken von Tarnebrück zu.
    Zwei Tage von Eichenharn entfernt sahen sie die Krähen wieder.
    Diesmal waren es weniger Vögel, denn es gab nur zwei Leichen, die als Nahrung dienten, und beide waren stark verkohlt. Es sah aus, als habe jemand den einen Leichnam auf den anderen gelegt und einen halb erfolgreichen Versuch unternommen, für beide im Wald einen Scheiterhaufen zu errichten. Es war nicht genug Holz da gewesen, um die Arbeit zu vollenden, aber es war auch nicht mehr viel übrig, das die Krähen interessierte. Ob Mann oder Frau, jung oder alt – das konnte Bitharn nicht erkennen, weil das Fleisch so verkohlt und die Leichen vom Regen so aufgedunsen waren. Sie konnte nicht einmal sagen, was sie getötet hatte.
    Eine der Leichen schien jedoch überhaupt nicht menschlich zu sein. Die Krähen mieden sie und zankten sich lieber um die Fleischbröckchen, die noch an den Knochen des anderen Toten klebten.
    »Sieh dir das an«, sagte Bitharn, hob den Schädel hoch und wischte mit einem behandschuhten Finger feuchte Asche vom Wangenknochen. Die Zähne ragten auf grauenhafte Weise gekrümmt aus dem Kiefer, auf knochigen, knorpelumhüllten Zacken, die sich wie gestreckte Finger von einer Handfläche spreizten. Der Schädel mochte der eines Mannes gewesen sein, aber diese Zähne hatten nichts Menschliches.
    »Ghaole.« Kelland verzog das Gesicht. »Ein Hund der Nacht. Leg das weg.«
    »Mit Freuden.« Bitharn warf es in die Bäume. »Was ist das?«
    »Es war ein Mann. Bis die Dornen ihn holten. Die Ghaole – die Hunde der Nacht – gehören zu den Seelengebundenen. Die Legenden sagen, Ghulhunde könnten besser riechen als gewöhnliche Hunde und schneller laufen als Rehe. Ihre Berührung lässt das Blut ihrer Opfer gefrieren, und sie können nicht getötet werden, denn sie sind bereits tot.«
    »Nun, den da hat jemand getötet, wenn er so was war.« Bitharn zuckte die Achseln und warf sich ihren Zopf über eine

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