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Der Krieger und der Prinz

Der Krieger und der Prinz

Titel: Der Krieger und der Prinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Merciel Liane
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gegen die Eisenlords zu erringen, aber es ist durchaus vernünftig, was Ihr sagt. Es wäre vielleicht besser für ihn, wenn er in der Nähe bliebe.«
    »Gebt mir Bescheid, wenn Ihr eine Antwort habt.« Leferic nahm noch einen Schluck Bitterkiefertee, erfreut darüber, dass sein Vabanquespiel so gut ausgegangen war. Zum Teil hatte er das Angebot deshalb Brisic und nicht Merguil unterbreitet, weil er wusste, dass der alte Ritter nicht noch einen Sohn verlieren wollte – und die Chancen dafür waren gut, dass genau das geschah, wenn Merguil gegen Ang’arta marschierte –, zum Teil aber auch, weil Merguil klüger war als sein Vater. Der Sohn hätte Leferics Heuchelei vielleicht durchschaut und bessere Bedingungen verlangt, während der Vater geblendet war von seinem Wunsch, einen Mann aus Mauerbruch aus dem Rennen zu werfen und Ehre für seinen Sohn zu erringen.
    Wisse, was ein Mann will und was er fürchtet, hatte Inaglione in seiner Studie der dreizehn Prinzen von Ardashir geschrieben, und er gehört dir. Das war heute so wahr wie vor zweihundert Jahren. Leferic hatte Brisic. Er würde Merguil bekommen. Dann war Gerbrands Kopf an der Reihe.
    Cadarns Nachricht kam zwei Tage später. Lord Ossaric lag noch immer auf seinem Krankenbett und klammerte sich an das Leben, während er dem Tod ins Gesicht starrte, und Leferic war dankbar für jeden Vorwand, die Burg zu verlassen. Er hatte Sir Merguil und zehn seiner Reiter abgestellt, die ihn nach Kleinwald begleiten sollten. Nichts hielt ihn in Bullenmark.
    Der Reiter, der Cadarns Kunde überbracht hatte und der sie zu Sir Gerbrand eskortieren sollte, war ein breitschultriger junger Mann namens Ulvrar. Sein langes Haar war weiß wie Eis, und er trug eine grimmige Narbe auf der linken Wange. Die Narbe ähnelte denen, die Cadarn und alle seine Männer trugen, war dennoch einzigartig, wie ein anderer Buchstabe im selben Alphabet. Es war Asche in die Wunde gerieben worden, um sie zu schwärzen.
    Leferic fragte sich, wie er sich die Narbe verdient hatte. Sämtliche Männer Cadarns waren Verbannte, was ihn verblüffte. Die Stämme der Weißen Meere gaben nicht leichtfertig kämpfende Männer her, und nach allen Maßstäben war Cadarns Kompanie hervorragend. Warum hatten sie gehen dürfen?
    Ulvrar musste ihn dabei ertappt haben, wie er die Narbe musterte, denn kaum eine Stunde nach ihrem Aufbruch aus der Burg zügelte der Nordländer sein Pferd und ritt neben dem Lord her. Er bedachte Leferic mit einem langen, herausfordernden Blick, dann wandte er sich bewusst ab, sodass die linke Seite seines Gesichtes vollkommen entblößt war. So ritt er weiter, mit steinerner Miene, bis Leferic seinen Rittern ein Zeichen gab, sich zurückzuziehen, und seinen eigenen Wallach etwas näher heranbrachte.
    Bevor Leferic die Frage stellen konnte, sagte Ulvrar tonlos und ohne ihn dabei anzusehen: »Ihr wollt wissen, warum ich das Mal trage?«
    »Ich bin neugierig, ja.« Die Nordländer waren ein stumpfes Volk; Leferic glaubte nicht, dass Ehrlichkeit den jungen Mann kränken würde.
    Wenn er gekränkt war, so ließ er sich nichts anmerken. »Ich war ein Wildblut. Ich habe vor dem dritten Ritus verschwinden wollen. Meine Leute haben mich wegen Feigheit verbannt.« Die Hand des jungen Mannes wanderte zu der Schließe seines Umhangs – eine kleine Geste, schon bald unterdrückt, aber nicht rechtzeitig genug, sodass sie Leferic auffiel. Der Umhang war ein Wolfspelz mit weißen Spitzen, ein einziges, zusammenhängendes Fell mit unversehrtem Kopf, wie bei allen anderen in Cadarns Kompanie. Die Schließe bestand jedoch aus Silber und war kunstvoll gearbeitet; sie zeigte einen Wolf, der die Schnauze dem Mond entgegenhob. Eine lange Silberstange verband den Halbmond mit dem Herzen des Wolfs. Keiner der anderen trug so etwas.
    Leferic zog eine Augenbraue hoch, aber Ulvrar sah ihn nicht an und schien durchaus das Gefühl zu haben, eine angemessene Erklärung abgegeben zu haben. Es war jedoch keine angemessene Erklärung; keines dieser Worte bedeutete Leferic etwas, und er wollte mehr wissen über diese Skar Skraeli. Er verließ sich darauf, dass sie ihm halfen, den Winter über seine eigenen loyalen Lehnsmänner in Schach zu halten.
    »Vergebt mir, wenn ich nachfrage, aber ich bin nicht vertraut mit Euren Gebräuchen«, sagte Leferic. »Was ist ein Wildblut, und warum sollte Euch der Umstand, dass Ihr einen ›dritten Ritus‹ nicht vollzogen habt, zu einem Feigling machen?«
    Ulvrar sah ihn an, und Leferic las

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