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Der Krieger und der Prinz

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Titel: Der Krieger und der Prinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Merciel Liane
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Schulter, als sie wieder in den Sattel stieg. »Und wenn irgendjemand einen töten konnte, schätze ich, dann können wir es ebenfalls.«

9
    Der alte Lord lag im Sterben.
    In diesem Punkt stimmten die Gesegnete Andalaya und Ossarics Leibarzt überein: Das Herz des Lords war gebrochen von Trauer, und es überstieg ihrer beider Künste, diese Wunde zu heilen. Weder Kräuter noch Abführmittel noch Celestias strahlende Magie konnte einer Seele das Glück wiedergeben, das sie verloren hatte. Es gab nichts, was sie ausrichten konnten.
    Also lag Ossaric auf seinem Krankenbett, abgeschirmt von der Welt durch einen Baldachin aus Leinen, so fein, dass es durchscheinend war, und wartete auf den Tod. Er sprach selten und aß niemals; er schlief nur und bat um den Staub von Traumblumen in Wasser, wenn er erwachte, damit er wieder in den Schlummer zurückgleiten konnte, hinaus aus dem Albtraum, der sein Leben war.
    In der Zwischenzeit saß Leferic auf seinem Thron und herrschte in seiner Stadt, Lord von Bullenmark in allem, nur nicht dem Namen nach.
    Gelegentlich ging er seinen sterbenden Vater besuchen, mehr um kindliche Ergebenheit zu zeigen als aus echter Trauer. Seine Lehnsmänner erwarteten so etwas von ihm. Bei diesen Besuchen saß er auf einem harten Holzstuhl an der Bettstatt seines Vaters und las die Berichte seines Quartiermeisters oder die Korrespondenz mit benachbarten Lords vor. Lord Ossaric sagte niemals ein Wort zu ihm – drehte sich niemals auch nur in seine Richtung, um ihn anzusehen –, während er dort war, und Leferic verließ den Raum, so rasch er konnte.
    Er verabscheute das Krankenzimmer. Es brannten ständig Kohlebecken, damit die Luft warm genug für das dünne Blut des alten Mannes blieb, und Weihrauch erfüllte den Raum, um die Gerüche von Alter und Verfall zu überlagern. Es wäre vielleicht erträglich gewesen, hätte sein Vater ein freundliches Wort für ihn gehabt oder seine Anwesenheit zur Kenntnis genommen … aber das tat er nicht, und Leferic hätte Besseres mit seiner Zeit anfangen können.
    Er verspürte kein echtes Bedauern, obwohl er wusste, dass er es hätte tun sollen. Brudermord war ungeheuerlich, aber Vatermord war noch schlimmer, und wenn sein Vater vor Trauer starb, dann wäre Leferic derjenige, der ihn getötet hatte. Nach allen Gesetzen von Gott und Mensch wäre er schuldig, ein Mörder der schlimmsten Sorte.
    Irgendwie schien es, als könne er keinen Anteil daran nehmen. Wenn sein Vater an einem gebrochenen Herzen sterben wollte, weil er seinen ersten Sohn verloren hatte, noch während der zweite Sohn an seiner Seite saß, dann war Leferic es vollkommen zufrieden, ihn das tun zu lassen. Sie hatten sich nie nahegestanden. Galefrid war immer der Liebling gewesen, und wie weit diese Bevorzugung ging, wurde nur allzu deutlich.
    Sie sahen sich nicht einmal ähnlich. Lord Ossaric hatte dunkles Haar und einen stämmigen Körper, oder zumindest war es so gewesen, bevor der Kummer ihn grau und hager gemacht hatte. Galefrid war ein ähnlicher Typ gewesen. Leferic dagegen schlug seiner verstorbenen Mutter nach: hochgewachsen, dünn, schlaksig und blond, mit einem schmalen, fuchsähnlichen Gesicht, das eher gerissen als tapfer wirkte.
    Es war keine Überraschung, dass sein Vater ihn nicht als Verwandten behandelte. Er hatte es nie getan. Jeder Besuch erneuerte nur die Bitterkeit, und Leferic war immer froh, wenn er wieder gehen konnte.
    Als er nach einem dieser Besuche die Tür zwischen den beiden rot gewandeten Soldaten schloss, die über den Schlummer seines Vaters wachten, kam Cadarn ihm in der Halle entgegen. Der Nordländer trug nach wie vor das weiße Bärenfell mit dem fauchenden Kopf über den Schultern, hatte das Leder darunter jedoch gegen einen Kettenpanzer getauscht. »Euer Ritter im Westen macht Schwierigkeiten, Lord Leferic.«
    »Wovon sprichst du?«, fragte Leferic. Er sah Heldric auf sie zukommen und hob kaum merklich die Finger, um die Antwort hinauszuzögern, bis der ältere Mann sie erreicht hatte.
    Der Gesith beeilte sich nicht. Heldric würde sich niemals gestatten, bei etwas so Würdelosem ertappt zu werden. Aber es schien durchaus so, als ob der Schritt des alten Lehnsmannes eine Spur schneller war als gewöhnlich und dass seine Lippen zu einer härteren Linie zusammengepresst waren, als Leferic es je zuvor gesehen hatte. Eine Hand lag auf seinem Schwertgriff, und seine Verbeugung war nicht der demütige Gruß eines Höflings, sondern die schroffe Geste eines Kriegers

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