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Der Krieger und der Prinz

Der Krieger und der Prinz

Titel: Der Krieger und der Prinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Merciel Liane
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vor einem Kommandanten auf dem Feld.
    »Sir Gerbrand hat die Flagge der Revolte gehisst«, sagte der Gesith. Seine Augen waren kühl unter wintergrauen Brauen. »Nicht offen, aber auch nicht weit davon entfernt. Er behauptet, dass ›Banditen‹ den Kleinwald unsicher machten. Bequemerweise gelingt es diesen ›Banditen‹, seinen eigenen Männern aus dem Weg zu gehen, während sie auf der anderen Seite des Flusses plündern und unsere Soldaten überfallen. Mylord.«
    »Der Ritter im Westen«, stimmte Cadarn in seiner schwerfälligen, von einem starken Akzent geprägten Sprechweise zu. »Er ist unglücklich wegen der Hinrichtung seines Mannes. Jetzt sagt er, Banditen hätten zwei Mitglieder meiner Kompanie getötet. Er lügt, Lord Leferic. Kein Bandit würde es wagen, vor meinen Männern die Klinge zu erheben.«
    »So ist es«, sagte Heldric. »Banditen sind Hunde. Sie wählen leichte Beute, keine ausländischen Söldner mit schweren Waffen und leichten Börsen. Die Absurdität von Gerbrands Heuchelei ist in sich selbst eine Beleidigung. Er will, dass Eure Lehnsmänner sie durchschauen. Und Ihr auch.«
    »Dann müssen wir darauf antworten«, erwiderte Leferic. »Kann man ihn sich direkt vornehmen?«
    »Das ist mein Wunsch. Blut muss mit Blut vergolten werden.« Cadarn verschränkte unter seinem Umhang die Arme, wobei sein Kettenhemd klirrte. »Dafür werde ich keinen Preis in Silber akzeptieren.«
    »Ich bin geneigt, Euch zuzustimmen. Meine Lehnsmänner bezweifeln meine Stärke, nicht meine Weisheit. Wie aufmerksam von Gerbrand, sie zu beruhigen.« Leferic lächelte. Zumindest hielt er es für ein Lächeln; anfühlen tat es sich nicht so. »Cadarn, nehmt dreißig Männer und geht nach Kleinwald. Schickt eine Nachricht, sobald Ihr die Banditen gefangen habt, und haltet so viele wie möglich am Leben. Sie sollen sehen, dass diese Maus Gefallen an Blut findet.«
    Am nächsten Morgen schickte Leferic nach Sir Brisic. Der alte Ritter war einer der treuesten Lehnsmänner seines Vaters gewesen. In jungen Jahren hatte Galefrid ihm als Knappe gedient. Leferic jedoch hatte er nie nahegestanden, und in seinen schroffen, sonnengegerbten Zügen zeigte sich Verwirrung, als er dem Ruf seines Lords folgte. »Der … Euer Mann sagte, Ihr wünscht mich zu sprechen.«
    »Allerdings.« Das war die Wahrheit, aber nur gerade eben. Es war nicht Brisic, der ihn interessierte, sondern Sir Merguil, der jüngere der beiden überlebenden Söhne des Mannes. Der Ritter war in Tarnebrück dabei gewesen und hatte während der Wettbewerbe am Schwerttag höchstpersönlich Söldner ausgewählt. Merguil war kein Dummkopf und hatte folglich zu Recht angenommen, dass ein jüngerer Sohn am besten dadurch Ländereien und Reichtümer gewann, dass er sich selbst seinen Anteil am Kuchen herausschnitt. Jetzt hatte er fast eine ganze Kompanie beisammen, die er bereits bezahlt und ausgerüstet hatte, und Leferic wollte die Männer für seine Ziele einsetzen.
    Die Diener richteten im Turmzimmer das Frühstück an. Leferic wartete, bis sie fertig waren und den Raum verließen. Er nahm sich einen Teller Brot und Honigwaben und bedeutete Brisic, Gleiches zu tun. »Ich werde in Kürze nach Kleinwald reiten.«
    »Gerbrand?«
    Leferic nickte. Er sah keinen Sinn darin, es abzustreiten; er wollte, dass alle es wussten. Für Rebellion würde es unter seiner Regentschaft kein Pardon geben. »Sein Ungehorsam ist beleidigend. Er will mich provozieren. Nun gut: Ich werde antworten. Sterbenden Männern wird ein letzter Wunsch gewährt.«
    »Ich hatte nichts mit seiner Rebellion zu tun«, sagte Brisic eilig. Er versuchte anscheinend immer noch abzuschätzen, was Leferic mit dieser Audienz bezweckte; seine Stirn war gefurcht, und er häufte Speisen auf seinen Teller, ohne sonderlich darauf zu achten, was er nahm.
    »Natürlich nicht«, erwiderte Leferic und ließ einen Unterton der Überraschung in seine Stimme mit einfließen. Tatsächlich hatte er sich genau diese Frage gestellt. Brisic und Gerbrand hatten unter seinem Vater gemeinsam Feldzüge durchgeführt und waren bekanntermaßen Freunde. Keiner hatte etwas für die Langmyrner übrig, die Brisics zweiten Sohn getötet und Gerbrand als Kind entführt hatten, um ein Lösegeld zu erpressen. Er glaubte nicht, dass Brisic töricht genug wäre, Soldaten auszuschicken und Gerbrands offenen Ungehorsam zu unterstützen – zumindest jetzt noch nicht –, aber er zweifelte kaum daran, dass Brisic Gerbrands Tun stillschweigend

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