Der Kristallstern
hielt seine Beine fest und näherte sich Waru.
Lord Hethrir legte den immer noch schreienden Anakin auf die goldenen Schuppen von Warus Sockel.
»Ich habe dir gebracht, was du gewünscht hast«, sagte Lord Hethrir. »Das machtvollste Kind.«
Er machte eine Pause.
»Ich habe dir das Enkelkind Darth Vaders gebracht.«
Tigris sah zu. Seine Empfindungen waren eine eigenartige Mischung aus Eifersucht, Bedauern, Furcht und Entsetzen. Kein Wunder, daß sich diese Versammlung von allen anderen unterschied. Kein Wunder, daß Lord Hethrir Anakin nicht dem Training unterzogen hatte, das von allen Helfern, Proktoren und Imperiumsjünglingen verlangt wurde. Anakin würde mit einem einzigen Schritt zur höchsten Stufe emporsteigen.
Oder er würde bei dem Läuterungsritual sterben.
Hinter Tigris bäumte sich das entsetzte Zentaurenkind auf, schrie und versuchte zu flüchten. Seine Hufe kratzten und schlitterten über den Steinboden.
Die zähnestarrende Kreatur drängte mit aller Kraft nach vorne, bis das Halsband Tigris’ Griff entglitt. Sie rannte Anakin nach und heulte dabei erbarmungswürdig.
Und Tigris dachte: Keiner von Hethrirs Gästen hat eins der eigenen Kinder mitgebracht.
Keins der Kinder kann sich selbst entscheiden. Das ist nicht fair! Ich würde mich entscheiden…
Waru kräuselte seine Schuppen. Sie leuchteten, verflüssigten sich.
Anakin versank in dem geschmolzenen Gold, vor Entsetzen schreiend.
»Tigis! Tigis!« Der kleine Junge streckte seine Arme nach Tigris aus.
Ich würde mich dafür entscheiden, mich in Warus Obhut zu geben, dachte Tigris. Die Gefahr kümmert mich nicht! Aber Anakin hat sich nicht dafür entschieden.
Tigris stürmte nach vorne, packte Anakin, riß ihn von Warus Altar und wandte sich zur Flucht.
»Was tust du da?« rief Hethrir.
Waru erhob sich, wobei sich sein Körper enorm ausdehnte und scharlachfarbenes Götterblut aus seinem Fleisch strömte. Das Wesen brüllte – ein Schrei des Protests, des Zorns und der Verzweiflung.
Das kreischende Brüllen des fremdartigen goldenen Wesens übertönte Leias Schrei, als sie Anakin sah. Ein junger Bursche zog ihren kleinen Sohn von der sich windenden goldenen Kreatur weg. Der Junge taumelte zurück, versuchte zu fliehen. Mr. Iyons Wyrwolf kauerte knurrend am Fuß des Altars.
Leia lief auf den Jungen zu, lief auf Anakin zu. Han war unmittelbar hinter ihr.
Leia rannte durch die Menge, durch die Gasse, die die Leute freigelassen hatten, als sie niederknieten. Einige mühten sich auf die Füße. Alle Erwachsenen waren menschlich, aber die Kinder bei ihnen gehörten vielen anderen Spezies an.
Leia und Han erreichten den Jungen, der Anakin gerettet hatte.
»Papa! Mama!« rief Anakin. Sein Gesicht war tränenüberströmt und gerötet vor Wut und Entsetzen. Der Junge – das muß Tigris sein, dachte Leia, Himmel, er sieht aus wie Rillao! – weinte ebenfalls.
Anakin befreite sich aus Tigris’ Umklammerung. Er machte einen Sprung und fiel Leia in die Arme. Sie drückte ihn mit unendlicher Dankbarkeit an sich. Sie umarmte ihn, küßte sein klebriges Gesicht. Han fuhr sanft über Anakins Haare, voller Verwunderung.
»Jetzt ist alles in Ordnung, Liebling«, sagte Leia. »Ich bin hier, Papa ist hier…«
Das goldene Wesen streckte sich nach ihnen. Leia hatte so etwas noch nie gesehen. Sie wich zurück, stieß mit Han zusammen. Auch er wich zurück, hielt Leia und Anakin dabei fest.
Anakin kletterte über Leias Schulter und schlang seine Arme um den Hals seines Vaters. Han umarmte ihn sanft, strahlend vor Erleichterung und Freude.
Ein Mann in weißer Robe – Hethrir, dachte Leia – packte Tigris am Kragen und schüttelte ihn.
»Du Narr! Elender, nichtsnutziger Narr!«
»Waru!« Luke rannte an ihnen allen vorbei, passierte Tigris und sprang auf das Podium.
»Luke, nein!«
Er kommt mit leeren Händen! dachte Leia. Er greift an verteidigt –, und hat nicht einmal sein Lichtschwert!
»Halt!« rief Hethrir.
Luke sprang auf den Sockel, die Grenze der goldenen Schuppen.
»Waru!« sagte er.
»Was willst du, Skywalker?« fragte Waru mit grollender Stimme. »Ich leide Schmerzen, ich habe keine Geschenke für meine Anhänger.«
Hethrir starrte Luke verwirrt und zornig an. Dann änderte sich sein Gesichtsausdruck und zeigte Erstaunen und Erkennen.
»Skywalker!« sagte Hethrir. »Waru, nimm ihn. Luke Skywalker ist ein ausgebildeter Jedi. Er ist Vaders Sohn!«
Das große goldene Wesen überragte Luke. Luke stand ihm gegenüber, völlig
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