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Der Kristallstern

Der Kristallstern

Titel: Der Kristallstern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vonda McIntyre
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Bettelstab gebracht habe, vielleicht nennen. Und dann werde ich weitere von ihnen demütigen und an den Bettelstab bringen und dir sagen, wer sie sind. So werde ich meine Gerechtigkeit haben, und die Republik wird die ihre haben.«
    Han wünschte, er könnte ihre Erinnerungen besänftigen und ihren Vergeltungsdrang. Aber er hatte ihr in den alten Zeiten nicht helfen können, und er konnte es auch jetzt nicht. Er wünschte, er hätte sie gleich in die Arme genommen, als er sie erkannt hatte, aber es würde ihn verlegen machen, wenn er es jetzt tat. Er trat einen Schritt zurück und hielt Ausschau nach seinen Stiefeln. Seine Erschöpfung hatte sich verflüchtigt.
    »Wie ich sehe, hast du Luke und 3PO schon kennengelernt«, sagte er. Er setzte sich auf die Bettkante, um die Stiefel anzuziehen.
    »Ja.« Xaverri nickte 3PO zu. »Ich werde nicht oft mit soviel Diplomatie empfangen.« Sie wandte sich Luke zu. »Und ich hatte nicht erwartet, daß die Neue Republik auf meine Warnung mit so illustren Ermittlern reagiert.«
    »Wir sind zu der Überzeugung gekommen…«
    »… daß der Bericht eine seriöse Antwort verdient«, sagte Han schnell und schnitt Luke das Wort ab. Möglich, daß Luke dasselbe gesagt hätte. Andererseits hätte er vielleicht auch ausgeplaudert, daß Han ihren seltsamen Bericht als Vorwand für einen Urlaub genommen hatte. Er wollte sie nicht wissen lassen, daß es ihm mit ihrer Botschaft nicht ernst gewesen war.
    »In Ihrem Bericht wollten Sie uns die Quelle der seltsamen Phänomene nicht nennen«, sagte Luke. »Tun Sie es jetzt?«
    »Nein«, sagte Xaverri.
    Luke sprang auf. »Aber das müssen Sie! Wer…?«
    »Ich werde es Ihnen zeigen«, sagte sie.
    »Sagen Sie es mir einfach!« rief Luke.
    »Sie würden mir nicht glauben. Sie müssen es selbst sehen.«
     
    Jaina trottete den Gang entlang, eins von vielen Kindern in der langen Reihe. Die Helfer sorgten dafür, daß die Reihe auf Vordermann blieb, während ein Proktor die ganze Gruppe überwachte. Tigris ging in unmittelbarer Nähe.
    Bekommen sie immer nur das zum Mittagessen? dachte sie. Sie schmeckte noch immer das ranzige Fett der Suppe, die man ihr gegeben hatte. Sie hatte einen Löffel davon probiert und dann höflich, wie man es sie gelehrt hatte – sie besaß gute Manieren, egal was Hethrir und die Proktoren sagten –, erklärt, daß die Suppe schlecht war. Sie hatte nicht gemeint, daß sie nicht schmeckte… Nun, sie hatte gemeint, daß sie nicht schmeckte. Aber sie war dazu auch noch verdorben gewesen.
    Sie hatte sie nicht gegessen. Alle anderen hatten es getan. Sie hatte ihre dem rotgoldenen Zentaurenkind gegeben. Aber ein kleiner Rowdy namens Vram hatte die Suppe weggerissen, sie auf den Boden geschleudert und war dann zu ihnen gegangen, um zu petzen. Die Helfer hatten ihm zur Belohnung ein Stück Obst gegeben. Sie mochten Vram.
    Jainas Magen knurrte. Sie war sehr, sehr hungrig.
    Jemand berührte ihre Schulter. Sie wandte sich um.
    »Spielen, bald«, sagte das rotgoldene Zentaurenkind. »Spielen, jetzt.« Sie sprach mit schwerem Akzent, aber Jaina verstand sie.
    Das Zentaurenmädchen machte an Ort und Stelle einen schnellen Galoppsprung, so wie sie es getan hatte, als Jainain dem Versammlungsraum gehüpft war. Ihre zierlichen Hufe trommelten auf den Stein.
    Tigris blickte herüber, um den heiteren Lärm zu unterbinden. Aber inzwischen trottete das rotgoldene Kind schon wieder zusammen mit allen anderen weiter. Ihr Schwanz peitschte lebhaft hin und her.
    Jaina fragte sich, was das rotgoldene Kind gemeint hatte.
    Spielen? dachte sie. Ich glaube nicht, daß uns der garstige, gemeine Tigris jemals spielen läßt. Wieso kann er mir befehlen, was ich tun soll? Er ist kein Proktor, wahrscheinlich nicht mal ein Helfer!
    Die Kinder marschierten einen weiteren langen Korridor hinunter. Jaina fragte sich, warum in diesen endlosen unterirdischen Tunneln die Entfernung zwischen den einzelnen Örtlichkeiten so weit war. Es mußte schwierig gewesen sein, sie zu bauen. Das Schloß in Munto Codru war wabenartig untertunnelt, aber die dortigen Tunnel verbanden Hunderte von Zimmern, Lagerräumen, Gucklöchern und Geheimkammern miteinander. Hier hatten die Tunnel keine Fenster, keine Türen, keine Abbiegungen. Jeder besaß nur einen Anfang und ein Ende – mit vielleicht einer Kurve oder Ecke auf dem ganzen Weg.
    Jaina sah Licht! Richtiges Licht, hell und voller Farben, nicht dieses geisterhafte Grau. Es blitzte ihr entgegen und verwandelte die Kinder von

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