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Der Kristallstern

Der Kristallstern

Titel: Der Kristallstern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vonda McIntyre
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Kopf. »Ihr beschwert euch über Sand in meinem Essen – und das, obwohl ihr die Füße auf den Tisch legt? Ihr habt die Manieren von Drachen!«
    Die Veubg landete lautlos, stampfte dann mit allen sechs Füßen auf. Der ganze Proktorentisch sprang eine Handbreit in die Höhe und nach vorne.
    Jaina kicherte. Sie konnte nicht anders. Sie versuchte, damit aufzuhören, ebenso wie alle anderen Kinder. Sie wußte, daß sie wegen des Lachens in Schwierigkeiten geraten würden, und sie wußte, daß sie der Grund dafür war. Aber sie konnte nicht anders. Und wie sehr wünschte sie sich, daß auch Lusa da wäre, um zusehen zu können!
    »Aufhören!« brüllte der Oberproktor.
    Jaina konnte nicht sagen, ob er sie oder Grake meinte.
    Grake griff nach einer Handvoll Obst in den Servierschüsseln und warf es über den zweiten Tisch hinweg zu den Kindern hinüber. Alle schrien vor Begeisterung und schnappten nach den Früchten.
    Jaina fing ein Stück Melone auf und stopfte es sich in den Mund. Es war das Köstlichste, was sie je gegessen hatte. Freudentränen traten ihr in die Augen. Sie war froh, daß sie keinen Sand über die Servierschüsseln gestreut hatte, aber sie hätte das Obst auch dann gegessen.
    »Sand! In meinem Essen!« Grake ließ den Inhalt einer ganzen Gebäckschüssel über die Köpfe der Kinder regnen. Alle liefen und sprangen herum, um die Süßigkeiten zu fangen und vom Boden aufzuheben, bevor sie zertrampelt wurden.
    Jaina griff nach weiterem Sand, obwohl sie wirklich gerne ein Teilchen gehabt hätte. Eine kleine Wolke aus Sandkörnern stieg von den Fliesen nach oben. Sie ließ die scharfen Körner in die Kragen der Proktorenuniformen fallen. Der Sand rieselte ihre Rücken hinunter und geriet in ihre Hosen.
    Zuerst merkten die Proktoren gar nichts davon, weil sie alle standen und herumbrüllten. Dann zog der Oberproktor sein Lichtschwert. Seine Klinge summte und leuchtete.
    Jaina sprang entsetzt auf. Onkel Luke sagte immer, daß sie niemals ihr Lichtschwert ziehen dürfte, wenn sie ein Jedi-Ritter geworden wäre – es sei denn, um zu üben oder mit der Absicht, jemanden zu töten.
    Jaina hatte ein Lichtschwert noch nicht einmal berührt.
    Grake gab dem Proktor keine Gelegenheit, sie zu töten. Sie sprang über die Stufen von der Plattform hinunter und verschwand durch die Tür, bevor der Proktor zuschlagen konnte – wenn das seine Absicht gewesen war. Jaina hatte noch nie jemanden gesehen, der sich so schnell bewegte.
    Die Proktoren brüllten ein paar letzte Beschimpfungen. Der Oberproktor steckte sein Lichtschwert weg. Jaina wußte nicht, ob er Grake getötet hätte, oder ob es nur eine Drohung gewesen war. Oder ein Scherz. Sie glaubte nicht, daß man mit einem Lichtschwert drohen oder Scherze machen sollte.
    Die Proktoren brüllten hinter Grake her, schubsten sich gegenseitig hin und her und nahmen schließlich wieder Platz.
    Keiner von ihnen legte die Füße auf den Tisch.
    »Seid still!« schrie der Oberproktor die Kinder an. »Setzt euch und seid still, oder wir kommen und verweisen euch in eure Schranken.«
    Jaina nahm wieder Platz, und die anderen Kinder taten es ihr nach. Das schadete ihnen nichts, denn von den Extraportionen war nichts mehr da. Alle blickten umher und hofften, ein letztes Obststückchen oder einen süßen Krümel finden zu können.
    Die Proktoren saßen unbehaglich an ihrem Tisch. Sie wollten die Tafel nicht aufheben, weil das bedeuten würde, daß sie ein Versagen eingestanden. Aber sie verzehrten nichts mehr von dem sandigen Essen.
    Der Oberproktor runzelte die Stirn, zappelte herum, zerrte an seiner Uniform und schüttelte sie. Jaina blickte vor sich auf den Tisch. Wenn sie anfing zu lachen, bevor sonst jemand merkte, was los war, würden die Proktoren wissen, daß sie an allem die Schuld trug.
    Jaina wünschte, daß eine Weintraube vor ihr auf den Tisch gefallen wäre, so daß sie sie essen könnte. Aber der Tisch war leer. Vorsichtig lugte sie über die Kante des Tischs. Die Proktoren redeten jetzt aufeinander ein. Sie klangen wütend. Jaina zwang sich dazu, nicht zu grinsen. Statt dessen ließ sie den Sand in den Umformen der Proktoren tanzen und hielt Ausschau nach neuem.
    Sie hatte den ganzen Sand aufgebraucht. Die Fußbodenfliesen, selbst die Spalten zwischen ihnen, waren sauber.
    Abgesehen von kleinen schwarzen Punkten, die sich in Richtung des Proktorentischs bewegten. Sie bildeten auf dem Fußboden eine Linie wie die Schaumkrone auf einer Welle.
    Die Myrmins krabbelten

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