Der Kronrat (German Edition)
Jarana ein Nachtfalke war, zu der Zeit damals waren sie dem Reich noch treu ergeben und keine Mördergilde. Sie jagten Nekromanten und verstanden es als eine heilige Aufgabe. Jarana war weder der Zweiten Legion zugeteilt, noch gehörte sie zur Garnison der Donnerfeste, wie wir zuerst irrtümlich annahmen. Sie half dort aus, übernahm sogar den einen oder anderen Dienst, doch ihre Aufgabe war eine andere: Sie sollte ein Bannschwert finden, das den Namen Furchtbann trug. Wir wissen, dass sie diesen Auftrag nicht erfüllen konnte, dennoch wollte Zokora mehr über diese Klinge wissen. Die Spur der Waffe verliert sich in den Neuen Reichen, aber ihren Anfang nahm sie hier.«
»Richtig, der Hohepriester hat uns von ihr erzählt.«
Varosch verneigte sich leicht vor dem Hohepriester des Soltar. »Furchtbann war eine der ungeliebteren Klingen, etwas war an ihr, das es ihrem Träger nicht leicht machte. Während andere Klingen ihrem Träger nutzen, schien Furchtbann das Pech anzuziehen. Vielleicht ist es auch nicht ratsam, gänzlich ohne Furcht zu sein. Die Klinge fand wenig Verwendung und wurde dem Tempel Soltars zur Aufbewahrung gegeben, nachdem der letzte Träger starb.«
Ich nickte, das hatten wir ja schon gehört.
»Wenn aber das Schwert im Tempel Soltars ruhte, warum sollte Jarana es in den Neuen Reichen suchen? Zokora forschte weiter und fand eine Referenz, dass die Waffe gestohlen wurde. Diese Spur führte zu einer abenteuerlichen Fabel über einen Unheiligen, der an einem geheimen Ort in Fesseln lag. Wir fanden heraus, dass die Priester des Boron daran beteiligt waren, diesen Verfluchten zu binden, und fragten im Haus meines Herrn nach, ob man dort etwas über einen solchen Verfluchten wusste. Wir erfuhren, dass Furchtbann Verwendung fand, um diesen Verfluchten der Verdammnis zuzuführen. Was aber noch immer nicht erklärte, warum Jarana diesem Schwert dann in die Neuen Reiche folgte. Wir fragten weiter.« Er lächelte Bruder Jon an. »Es scheint, als ob der Schlüssel zu diesem Tempel von Euch verwaltet wird, doch die Diener Borons kannten einen anderen Weg, einen Tunnel, der vom Tempel meines Herrn hierher führt. Da Zokora die erste Dienerin Solantes ist und auch meine Fürsprache besaß, erlaubte man uns, diesem Tunnel zu folgen, und er führte bis dort zu dieser Wand.« Er schüttelte erheitert den Kopf. »Ich kann es immer noch nicht glauben, Euch an diesem Ort vorzufinden.« Er zuckte mit den Schultern. »Das ist in Kürze auch schon alles. Aber Zokora glaubt nicht daran, dass Furchtbann hier zu finden ist.« Er blickte zu Asela und auf das Schwert, das sie noch immer hielt. »Täuscht sie sich?«
»Nein«, antwortete der Hohepriester für Asela. »Wir haben es gerade erst herausgefunden. Das Schwert wurde gestohlen und für eine Schandtat benutzt, die ihresgleichen sucht.« Der alte Mann sah sich traurig um. »Wir haben mehr gesehen, als ich Euch zeigen wollte. Und das muss ich mit den anderen Hohepriestern besprechen. Wie wir, wurden auch sie getäuscht, und es gilt zu überlegen, wie wir nun verfahren sollen.« Er seufzte leise. »Ich schlage vor, wir verlassen diesen Ort und versiegeln den Tempel wieder, bevor die ‘seva’sol’ante noch den Gott vor seiner Zeit aus seinem Schlaf erweckt.«
Wir fanden Zokora in der Haupthalle kniend vor, den Kopf gebeugt, die Augen feucht. Auf unsere leise Ansprache reagierte sie zuerst nicht; erst als Varosch an sie herantrat und sie berührte, erwachte sie aus ihrem Gebet.
Sie erhob sich langsam, warf einen letzten ehrfürchtigen Blick auf diesen alten Gott und folgte uns dann schweigend nach draußen, wo wir mit vereinten Kräften die alten Tore wieder schlossen.
Wir gingen zusammen über den Platz, auf den Tempel meines Herrn zu. Zokora schien tief in Gedanken, und ich sprach sie darauf an.
»Ich wollte nicht glauben, dass Er es selbst ist, der hier steht«, erklärte sie. »Warum sollte Er das tun? Ich habe Ihn gefragt, aber Er gab mir keine Antwort.« Sie sah zu mir auf und schien erheitert. »Ich habe es auch nicht erwartet. Aber, bei Solante, Er ist wunderschön. Nie zuvor habe ich eine solche Majestät erlebt. Habt ihr die Maserung der Hörner gesehen, die feine Struktur und das Schimmern seiner Flughäute? Die Runen auf seinen Krallen?«
Ich hob die Augenbrauen und sah zu dem geschlossenen Tor zurück. »Helis«, fragte ich Serafine. »Was hast du gesehen?«
»Den Gott«, antwortete sie.
»Das meine ich nicht«, erklärte ich. »Wie sah er für
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