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Der Kronrat (German Edition)

Der Kronrat (German Edition)

Titel: Der Kronrat (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Schwartz
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geheilt.«
    Der Priester nickte, trank, und Zokora legte beide Hände auf seine Brust, ich sah wie ihre Lippen sich bewegten, als sie zählte. Dann, plötzlich, bäumte sich der Hohepriester stöhnend auf und Zokora presste ihn mit aller Macht nach unten. Ein Wort entsprang ihren Lippen, das in diesem dunklen Ort einen Nachhall fand, und ein fahles Leuchten erfüllte zuerst ihre Hände und dann den alten Priester, der heftig zu zucken begann … und dann still wurde und keuchend dalag.
    »Oh«, meinte Zokora nachdenklich, ließ sich auf die Knie zurückfallen, legte die Hände in den Schoß und sah sich zuerst um, bevor sie den Blick zur Decke richtete. »Jetzt bin ich überrascht!«, stellte sie im Flüsterton fest und kippte besinnungslos zur Seite weg.
    Ich ließ Mircha stehen und eilte zu ihr, doch Varosch war schneller, kniete sich neben sie und bettete ihr Haupt auf seinen Schoß. »Was ist mit ihr?«, fragte ich besorgt.
    Er legte die Finger an ihre Halsbeuge. Es war nachgerade absurd, wie zierlich und zerbrechlich Zokora mir in diesem Moment erschien. Noch kurz zuvor hatte sie diesen dunklen Ort beherrscht, jetzt schien sie kaum mehr als ein Kind.
    »Sie wird gleich wieder bei sich sein«, beruhigte Varosch uns und lächelte erleichtert.
    »Sie ist es schon«, meinte Zokora, ohne die Augen zu öffnen, und richtete sich dann etwas auf, um zu dem Hohepriester hinzusehen, der neben ihr saß und von Mircha gestützt wurde. Der hielt die Hand auf seine Brust gepresst und sah die dunkle Elfe auf eine Art an, die ich auch bei anderen so oft gesehen hatte, fasziniert und zugleich auch fassungslos.
    »Das Haus Nertons, huh?«, sagte sie dann. » Das habe ich gemerkt.«
    »Was ist geschehen?«, fragte ich besorgt, und sie erlaubte sich ein feines Lächeln.
    »Einfach mehr, als ich dachte. Es mag sein, dass der Diener Soltars noch sterben wird, aber gewiss nicht daran, dass sein Herz versagt, dort übertrieb ich es.«
    »Ich danke Euch für diese Heilung«, sagte Bruder Jon mit einem schwachen Lächeln. »Auch wenn es … überraschend war!«
    »Das war es auch für mich«, meinte Zokora und sah zu Mircha hin. »Wenn ich mich in den Farben deiner Robe nicht täusche, wolltest du die Nachfolge antreten, nun, es mag jetzt länger dauern, als gedacht.«
    »Das macht nichts«, sagte Mircha ernst. »Ich lernte heute, dass ich noch lange nicht bereit bin, seine Robe zu tragen.«
    »Du brauchst dich nicht zu bedanken«, meinte Zokora unbewegt. »Ich lehre gerne.«
    Mircha blinzelte und sah verständnislos drein, während ausgerechnet Bruder Gerlon zu kichern anfing.
    Zokora schüttelte sich wie ein nasser Hund. »Dieses Haus ist von der Anwesenheit des alten Gottes erfüllt, ein wirklich ganz und gar heiliger Ort.« Sie erhob sich, natürlich ohne Varoschs oder meine Hand in Anspruch zu nehmen, und warf einen dunklen Blick auf den Basaltblock mit den Gebeinen, dann die dreizehn Wächter. »Irgendetwas ergibt hier keinen Sinn!«
    »Er steht selbst dort oben«, teilte ich ihr leise mit und wies zur Decke. »Kein Standbild. ER selbst.«
    »Das erklärt es wohl«, sagte sie. »Nur, warum tut Er das?«
    »Er wird seine Gründe haben«, vermutete ich lächelnd. »Was bringt euch beide hierher?«, stellte ich die Frage, die auch den anderen auf der Zunge brannte.
    »Ich habe keine Lust dazu, es zu erklären«, meinte Zokora. »Varosch soll es tun, während ich mir diesen Gott ansehe.« Sie zeigte weiße Zähne, als sie lächelte. »Ich habe noch nie einen Gott leibhaftig gesehen … keine Sorge«, meinte sie, als Mircha etwas sagen wollte. »Ich werde den Weg schon finden.«
    »Aber das meinte ich nicht …«, begann der Priester, doch Zokora beachtete ihn nicht weiter.
    »Die dunkle Elfe und Ihr gehört zu seinen Gefährten?«, fragte Asela Varosch, während wir der Dunkelelfe nachsahen.
    »Ja«, antwortete der. »So hat es sich ergeben.«
    Die ehemalige Eule wies mit ihrem Daumen auf mich.
    »Passiert es oft, dass man ihn unterschätzt?«
    »Hin und wieder«, meinte Varosch schmunzelnd. »Es gereicht ihm meist zum Vorteil.«
    »Ihr könnt Euch später über mich unterhalten«, unterbrach ich etwas ungehalten. »Wie kommt es, dass wir uns hier treffen, Varosch?«
    »Es ist leicht genug erklärt. Ihr erinnert Euch an die dunkle Elfe, die wir im Eis unter dem Donnerpass fanden? Jarana okt Talisan?«
    »Ja«, sagte ich. »Was ist mit ihr?«
    »Zokora wollte wissen, wer sie war, und suchte in den Archiven. Wir fanden heraus, dass

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