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Der Kronrat (German Edition)

Der Kronrat (German Edition)

Titel: Der Kronrat (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Schwartz
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dass die Klinge vergeben war.«
    »Dennoch, wie konnte all dies hier geschehen, ohne dass die Eulen davon erfuhren?«, fragte sie erschüttert, während ich noch immer über die Worte des Priesters grübelte.
    »Es war ein Belang des Glaubens, nicht der Wissenschaft«, gab der alte Priester leise Antwort. »Ein Akt des Glaubens, der Demut und der Hingabe … man stellt eine solche Tat nicht auf die Bühne der Weltlichkeit, es ist ein leiser Dienst, der nicht nach Anerkennung heischt. Es war genug, dass es getan war, zum Prahlen war es nicht geeignet.« Er gab den beiden anderen Priestern ein Zeichen, und sie halfen ihm, sich aufzurichten.
    »Diese Männer und Frauen hier gaben ihr ganzes Wesen um dem Verfluchten ein Ende zu bereiten«, fuhr er leise fort. »Ihr habt recht, mein Kind, es schmälert ihr Opfer nicht, doch es macht das Verbrechen umso größer. Ein Verbrechen, das an all jenen verübt wurde, die glaubten, die ihr Leben in den Dienst der Götter stellten.«
    »Wann geschah es?«, fragte ich leise. »Es war, bevor der ewige Herrscher abdankte, nicht wahr? Sagt, Bruder Jon, kam Askannon jemals wieder hierher, um seinen alten Feind zu sehen, oder vergaß er ihn?«
    »Nein«, sagte der alte Priester. »Er nicht. Außer Euch heute sah nur ein einziges Mal jemand diesen Ort, der nicht im Glauben an einen unserer Götter gebunden war. Ein Gelehrter, glaube ich.«
    Obwohl er es kaum sein konnte, musste ich an einen Gelehrten denken, den wir getroffen hatten, der vieles wusste und mir rätselhaft erschien, der es sogar verstanden hatte, Zokora zu beeindrucken.
    »Wisst Ihr, wann das war?«, fragte ich sanft.
    »Es muss zur Zeit der Unruhen gewesen sein, als der Weltenstrom versiegte. Der Gelehrte hatte von dem Verfluchten gehört und wollte wissen, ob er sicher gefangen war, wollte ausschließen, dass er damit zu tun hätte. Kurz vor der Abdankung des ewigen Herrschers war es, so steht es geschrieben.«
    »Und?«, fragte ich leise. »Was befand dieser Gelehrte?«
    Der Hohepriester legte die Stirn in Falten. »Verzeiht, Ser Roderic, ich habe vieles gelesen, und mein Gedächtnis ist nicht mehr das beste … ich bin mir nicht sicher, mir scheint, er war hier und ging, ohne ein Wort zu sagen … doch ich kann mich irren.«
    »Wisst ihr noch seinen Namen?«
    »Das ist zu viel verlangt«, meinte der alte Mann. »Beim besten Willen kann ich nicht …«
    »War sein Name vielleicht Kennard?«, unterbrach ich ihn, und Bruder Jon nickte überrascht.
    »Das stimmt! Das war der Name. Kennard. Jetzt, da Ihr es sagt! Er war Schreiber hier am Tempelplatz … und verfertigte sogar einmal eine Abschrift der Worte Soltars für den Tempel! Deshalb fand er auch Erwähnung in den Tempelschriften! Woher wisst Ihr diesen Namen?«
    »Ein Schreiber«, wiederholte ich nachdenklich. Etwas nagte an meinen Gedanken. Ich sah zu Asela hin, die gedankenverloren die verbrannten Gebeine zu betrachten schien. »Sagt Euch der Name etwas? Es muss jemand sein, der auch über mächtige Gaben verfügt, denn ich traf diesen Mann vor nicht allzu langer Zeit am Donnerpass in den Neuen Reichen. War er vielleicht auch eine Eule? Er schien mir dem Alten Reich zugetan, wusste viel darüber, und wenn er der gleiche Gelehrte war, dann hat er die Jahrhunderte überlebt. Nur Eulen und Nekromanten können so lange leben, von den Elfen abgesehen.«
    »Nein«, sagte Asela langsam und schüttelte entschieden den Kopf. »Wäre er eine Eule gewesen, ich wüsste von ihm. Eulen sind Gelehrte, ja, aber ein Mann mit diesem Namen studierte niemals im Turm. Und nach uns gab es keine neuen Eulen mehr, bis Desina, die neue Prima, den Turm offen für sie fand. Aber es gibt Maestros, die keine Eulen sind, Eure Königin ist dafür das beste Beispiel, sie folgt einer magischen Tradition, von der ich gerne wissen würde, wie sie entstand. Vielleicht ist ein Gespräch mit ihr ja möglich.«
    Fast ließ mich Aselas hoffnungsvoller Ton schmunzeln. Sie mochte eine Eule ein, Schlimmeres erlebt haben, als man sich denken wollte, doch dass sie in ihrem Wesen eine Gelehrte war, war nicht zu verkennen! Solche Menschen vergaßen in ihrer Neugier oft alles andere außer dem, was sie im Moment berührte.
    Etwas knirschte hinter uns, und wir fuhren herum, Seelenreißer sprang mir in die Hand, und Asela riss dem Hohepriester den falschen Furchtbann aus den Fingern, um die alte Klinge dem entgegenzuhalten, das uns bedrohen konnte, während sie ihre freie Hand wie zum Wurf erhob und sich dort ein

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