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Der Kronrat (German Edition)

Der Kronrat (German Edition)

Titel: Der Kronrat (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Schwartz
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als sie nahe kamen, griff ein Teil unserer Männer das erste Schiff aus dem Wasser her an, während wir anderen die Hauptmacht auf dem zweiten Schiff angingen. Wir erschlugen die Piraten bis zum letzten Mann, doch unsere Verluste waren groß. Auf dem anderen Schiff, so wurde mir berichtet, fanden wir danach niemanden mehr lebend vor, also glaubte ich auch Angus tot, der den Angriff führte. Wir tranken auf unsere Brüder und setzten unsere Reise fort, bis wir letztlich vor euren Küsten Schiffbruch erlitten … dort schwamm ich dann an Land.«
    Ja, das hatte er erzählt. Wie so vieles andere auch, von kalten Gletschern, eisernen Thronen und heißblütigen Frauen, die selbst einen Nordmann zähmen konnten. Hauptsächlich von denen. Heldensagen allesamt und ein jeder dieser Helden zu groß, um wahr zu sein. Was mich wenig gekümmert hatte, sollte er sich doch für einen Prinzen halten, er war mein Freund gewesen, das hatte mir gereicht. Jetzt wog er den schweren Reif in seiner Hand. »Das hier ist Angus’ Ehre. Wie kann er leben, wenn du das besitzt?«
    »Er schenkte das Fässchen Havald, als er erfuhr, dass er hingerichtet werden soll«, erklärte Serafine.
    »Wo wird er hingerichtet, und wofür soll er sterben?
    »Den Ort kann ich Euch nennen«, meinte Serafine und griff sich ihren Umhang vom Bett. »Es wird ein Gotteskampf sein, und er wird heute um Mitternacht stattfinden, im Hof der Botschaft der Varlande. Sie lassen keine Fremden zu«, fügte sie mit einem Blick zu mir hinzu, »sonst wäre ich dort.«
    »Warum hast du nichts gesagt?«, fragte ich sie.
    »Weil es nichts nutzt. Ich sagte doch, sie lassen keine Fremden zu.«
    »Und weswegen soll er sterben?«, fragte Ragnar und wog den goldenen Armreif in seiner Hand.
    »Weil er nicht den Freitod wählte, nachdem du gestorben bist«, informierte ich ihn und wandte mich an Serafine. »Kennst du den Weg zur Botschaft der Varlande?«
    »Ja, gewiss.«
    »Ich kenne den Weg auch, ich war schon einmal hier. Aber warum soll er sterben? Ich bin doch gar nicht tot!«, protestierte Ragnar.
    »Das, mein Freund«, sagte ich, »wusste außer dir niemand.«
    »Du wusstest es«, warf er mir vor. »Warum hast du es nicht verhindert?«
    Ich seufzte. »Weil Angus niemals deinen Namen nannte. Und weil ich meine Zweifel hatte, ob du wirklich der Kronprinz der Varlande bist.«
    »Nur Prinz, mein Freund«, verbesserte er mich. »Der Jüngste von fünfen und ganz und gar überflüssig.«
    »Nicht mehr«, versicherte ich ihm. »Deine Brüder sind allesamt gestorben, und dein Vater, so hörte ich, ist nicht bei bester Gesundheit.«
    Er hatte schon die Tür geöffnet, aber jetzt blieb er wie angewurzelt stehen. »Was sagst du da?«, fragte er bleich. »Du kannst das nicht ernst meinen. Du kennst meine Brüder nicht, sie sind wie Auerochsen, dumm, stark und unzerstörbar!«
    »Offenbar doch nicht«, meinte Serafine. »Er sagt die Wahrheit, Ragnar. Er weiß nur noch nicht, dass auch Euer Vater kürzlich zu den Göttern ging. Jetzt rangelt man um einen neuen König, für einen Thron, der Euch gehört.«
    »Nein!«, rief er und schüttelte entschieden den Kopf. »Ich kann nicht König sein. Ich müsste meine Frau aufgeben und meine Kinder … und die Schmiede … mein gesamtes Leben! Das kann ich nicht!« Seine Faust ballte sich um Angus’ Armreif. »Aber ich kann auch Angus nicht so zurücklassen, also werde ich ihn befreien. Hilfst du mir?« Er sah mich flehend an. »Du hilfst mir, Freund, nicht wahr?«
    »Ja, aber nur, wenn du mich nicht mehr einen Grabschänder nennst«, sagte ich mit einem Lächeln.
    »Es tut mir leid. Ich hätte es besser wissen müssen, doch die Überraschung war zu groß«, stieß er zerknirscht hervor und seufzte. »Götter … meine Brüder und mein Vater … alle hinfort, und ich wusste nichts davon …« Er schüttelte den Kopf. »Sie waren allesamt stur wie Ochsen, und drei von ihnen haben versucht, mich zu erschlagen. Schade ist es nicht um sie, aber, beim Allvater, mein Leben gehört jetzt mir!« Er sah mich bittend an. »Meine Heimat ist in Coldenstatt, dort liegt meine Zukunft. Hilf mir, Havald, ich will nicht König sein! Du hast keine Ahnung, wie zugig der Thronsaal in Krimstinslag im Winter werden kann!«
    Serafine lachte. »Das hört sich nach einem wahrlich guten Grund an, auf die Königswürde zu verzichten.«
    Ragnar warf ihr einen verletzten Blick zu. »Ihr wisst nicht, wie kalt es dort werden kann. Wenn man dann noch auf diesem Thron sitzt, kann es

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