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Der Kronrat (German Edition)

Der Kronrat (German Edition)

Titel: Der Kronrat (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Schwartz
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sie erschreckt herum.
    »Oh, gut!«, rief sie erleichtert. »Ich habe schon gedacht, jemand hätte Seelenreißer gestohlen …«
    Wenn sie tatsächlich geweint hatte, war es ihr nicht anzusehen.
    »Ich bin hier, um mich für den Apfeltabak zu bedanken«, log ich und hielt den kleinen Beutel hoch. »Zokora sagte, du hättest ihn für mich …«
    »Es ist nichts, ich war sowieso auf dem Markt unterwegs«, wiegelte sie ab. »Was machst du schon wieder hier? Ich dachte, du hättest bis zur sechsten Glocke Dienst?«
    »Generalsergeant Rellin meinte, ich ließe es an Aufmerksamkeit mangeln, und weigerte sich, ihre Zeit weiterhin mit mir zu verschwenden. Wenn ich mich morgen gleichermaßen blöde anstelle, droht sie, mich beim Kommandanten wegen Dummheit anzuklagen.«
    »Geschieht dir wahrscheinlich recht.« Sie trat an mich heran und musterte mich. »Du schaust seltsam drein.«
    »Es ist nichts«, sagte ich rasch. Sie nickte und wandte sich ab, doch ich berührte sie an der Schulter. Manchmal sollte man nicht feige sein.
    »Doch«, sagte ich leise. »Da gibt es etwas. Ich bin Santer über den Weg gelaufen. Er nannte mich einen dummen Mann. Auch Zokora hat mich so bezeichnet und gesagt, ich sei blind.«
    »Wie das?«, fragte sie erstaunt. »Übrigens, Havald, es gibt etwas, das ich dir sagen muss …«
    »Hör mich zu Ende an. Du hast Jerbil geliebt, nicht wahr?«
    Sie blinzelte, und ein Schatten legte sich über ihr Lächeln, das sofort erstarb.
    »Dein Takt ist wirklich überwältigend, Havald. Ja, ich liebte ihn. Was willst du?«
    »Ich bin nicht Jerbil«, sagte ich.
    »Das weiß ich«, seufzte sie. »Du hast es mir oft genug gesagt und auch bewiesen.«
    »Als wir beim Hohepriester waren, hast du ihn in mir gesehen und mir vorgeworfen, meine Versprechen nicht zu halten«, sprach ich weiter.
    »Ja«, seufzte sie und stich sich die Haare aus dem Gesicht. Sie sah an mir vorbei zur Tür, die immer noch offen stand. Mit einem großen Schritt war ich dort und schloss sie, lauter als beabsichtigt.
    »Und jetzt liebst du mich, weil du noch immer ihn liebst. Aber ich bin …«
    Weiter kam ich nicht. Seelenreißer warnte mich rechtzeitig, doch ich hielt still. Ihre Ohrfeige knallte lauter als die Tür und riss mir den Kopf herum.
    »Raus!«, rief sie und deutete mit einem zitternden Finger auf die Tür. »Geh, bevor ich mich vergesse!«
    Ich bewegte meinen Kiefer sorgsam, fand ihn noch am rechten Platz und schüttelte stur den Kopf. »Ich will dich nicht verletzen.«
    »Gut, dass du es sagst«, meinte sie, »denn du verstehst dich vorzüglich darin! Hören kannst du auch nicht. Ich habe gesagt, du sollst gehen!«
    »Ich will nicht Ersatz für einen Toten sein«, sagte ich. »Es ist nicht leicht für mich zu sehen, dass du ihn noch liebst und ich im Vergleich immer nur zu kurz fallen kann! Du siehst mich mit diesen Augen an und meinst doch ihn. Wenn du glaubst, das würde nicht wehtun, dann irrst auch du!«
    Sie blinzelte. »Es schmerzt dich?«, fragte sie leise.
    »Was denkst du denn?«, gab ich erzürnt zurück. »Meinst du, ich bin wirklich so blind, dass ich nicht sehe, wie du meine Nähe suchst? Schlimmer noch, ich kann dich nicht fernhalten von mir, du gräbst dich durch meine Wälle und überspringst die Gräben mit Leichtigkeit. Du schweigst, wenn es der Worte nicht bedarf, sagst immer das, das gesagt werden muss, bringst mich zum Lachen, bist einfach da, und wenn du es nicht bist, fehlt mir ein Stück! Ich weiß nicht, was mit mir los ist, dass ich nicht treu sein kann. Ich liebe Leandra, oder liebte sie, oder dachte es wenigstens, und dennoch bist du wie ein Magnetstein für mich! Du stehst neben mir, lächelst, ich betrachte dein Haar und deine Augen, rieche dich, spüre deine sanfte Berührung … Ich bin kein Fels, Finna, und wenn ich einer wäre, würde es nicht helfen, denn du bist wie das Wasser, das sich durch härtestes Gestein gräbt. Dann sehe ich diesen Blick in deinen Augen, höre deine leisen Seufzer, sehe deine Lippen und weiß, dass du an einen Toten denkst. Dein Jerbil war ein guter Mann, so scheint es jedenfalls, doch manchmal will ich ihn verfluchen.«
    »Havald«, begann sie und hob die Hand, um auf die Tür zu deuten »warte. Da ist …«
    »Nein, ich will nicht warten!«, widersprach ich erhitzt. »Bei den Göttern, es ist schwer zu ertragen, dass du mich mit diesem Geist vergleichst und ich nur verlieren kann! Wenn du schon liebst, Finna, bei den Göttern, dann liebe mich !«
    Jemand klatschte

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