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Der Kronrat (German Edition)

Der Kronrat (German Edition)

Titel: Der Kronrat (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Schwartz
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nicht aufgedrängt, die Führung zu übernehmen, und doch hatte ich schon bei meinem letzten Besuch bemerkt, wie sehr die Menschen seinen Rat suchten. In Coldenstatt, der jüngsten Stadt meiner Heimat, und dem ganzen Land jenseits des Donnerpasses war er bereits ein Herrscher, doch er brauchte keine Krone, es reichte, dass die Menschen ihn wegen seines Rats schätzten und ihn respektierten.
    Der Donnerpass sollte auch für den Nekromantenkaiser und seine Legionen ein Hindernis darstellen, das nicht leicht zu nehmen war. Unser Plan war, dass jene, die vor dem Nekromantenkaiser flüchten konnten, sich in Coldenstatt einfinden sollten. Es war offenkundig, dass Ragnar dort besser aufgehoben war als in Krimstinslag.
    Während er voranschritt, als gäbe es nichts, das ihn aufhalten konnte, sah ich Wolken am Horizont aufziehen. Ich wusste, wie Leandra dachte, und weil Ragnar mein Freund war, würde sie sich Einfluss auf ihn erhoffen. Ein Freund auf einem Thron der Neuen Reiche war für sie wichtiger als alles andere. Sie würde von mir erwarten, dass ich ihn drängte, die Königswürde anzunehmen. Sollte es ihr möglich sein, es ohne meine Hilfe zu erzwingen, würde sie auch das tun.
    Die Botschaft der Varlande lag in der Oberstadt. Zu sehen gab es dort zuerst nicht viel: eine hohe Mauer, die ein überraschend großes Gebiet umschloss, kaiserliche Bullen, die das breite Tor bewachten, und zwei Gardisten der Varländer, die in ihren Fellen und schweren Kettenhemden nicht viel anders aussahen als Ragnar, nur dass er gepflegter wirkte. Diese beiden hier sahen aus, als wäre es ihnen ein Anliegen, kleine Kinder zu erschrecken. Mir schien, als ob sie im Stehen schliefen; ein Schnarchen hätte mich nicht überrascht.
    Als Ragnar in ihr Blickfeld kam, merkten sie auf und schauten neugierig in unsere Richtung, und als ihr Landsmann näher kam, bewegten sie sich doch. Während die kaiserlichen Bullen nach wie vor still wie Statuen standen, trat einer der Varländer vor und sagte etwas in einer Sprache, die klang, als hätte er Halsschmerzen und würde einem mit dem Gruß zugleich den Krieg erklären.
    Ragnar antwortete nicht, sondern ergriff den Mann am Hals und warf ihn in unfassbar weitem Bogen quer über die Straße, wo er von einer Hauswand abprallte, herabrutschte und benommen liegen blieb. Als der andere Wächter nach seiner Axt griff, nahm ihn Ragnar mit einem schnellen Schritt mit einer Hand an seinem Kragen hoch und warf ihn mit Wucht zu Boden, um ihm dann einen schweren Fuß auf die Kehle zu stellen. »Ich bin Ragnar Hraldirsson«, teilte er dem glücklosen Kerl betont freundlich mit. »Jetzt melde meine Ankunft.«
    Als der Wächter sich benommen erheben wollte, warf ihn Ragnar mit dem Fuß wieder um und bellte etwas in seiner Sprache, das die Wache hastig auf allen vieren davonkriechen ließ.
    »Und ich dachte, Angus wäre schlimm«, meinte Serafine.
    »Es muss so sein«, flüsterte er aus seinem Mundwinkel, während er immer noch so grimmig dreinschaute, als wollte er den Wall der Botschaft mit den Händen einreißen. »Diese Unverschämtheit muss man sich leisten können, Sera Helis, und genau das bestätigt meinen Anspruch. Wer anders als ein Königssohn könnte es wagen, so mit verdienten Veteranen umzuspringen?«
    »Der eine verdiente Veteran hier scheint es etwas anders zu sehen«, teilte ich ihm hilfreich mit. Der Wachmann, den Ragnar gegen die Hauswand geworfen hatte, hatte seine Beine wiedergefunden. Doch Ragnar benötigte meine Warnung nicht, denn so laut, wie der Mann brüllte, als er sich mit erhobener Axt auf Ragnar warf, war er kaum zu überhören.
    Serafine und ich wechselten einen Blick und traten dann höflich zur Seite. Ragnar wartete bis zum letzten Moment, drehte sich dann um, riss dem Kerl die Axt mit einer Hand aus der Hand und warf ihn mit der anderen in hohem Bogen über die Mauer.
    Serafine und ich folgten mit unserem Blick dem Flug des Unglücklichen, sahen ihn hinter der Mauerkrone verschwinden und verzogen beide beim Geräusch des Aufpralls das Gesicht.
    »Das«, meinte Serafine trocken, »muss schmerzen.«
    »Vielleicht könnt Ihr ihn nachher fragen«, meinte Ragnar, und in seinem übertrieben grimmigen Gesicht zuckte leicht ein Mundwinkel. »Er wird behaupten, dass seine Mutter ihn härter gestreichelt hat als ich eben.« Er wog die Axt der Wache in seiner Hand, holte aus und warf sie gegen das schwere Tor, wo sich die Schneide bis zum Stiel ins harte Holz grub: Sie schlug so laut ein, dass

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