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Der Kronrat (German Edition)

Der Kronrat (German Edition)

Titel: Der Kronrat (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Schwartz
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passieren, dass einem die Eier am Eisen festfrieren. Ungar der Nutzlose hat ein Lied darüber gesungen … mit zu hoher Stimme noch dazu!«
    Serafine schnaubte erstickt, und auch ich musste bei dem Gedanken lachen, doch das Ganze war zu ernst, um allzu heiter zu werden.
    »Gut«, sagte ich leise. »Doch bedenke eines: Krimstinslag ist von hier aus um Hunderte Meilen weiter weg von Thalak. Doch Coldenstatt kann fallen, wenn der Nekromantenkaiser es nur will.«
    »Es ist meine Heimat, und Esire wird dort nicht weggehen«, sagte er und hob seine Axt. »Mein Platz ist an ihrer Seite. Wenn uns dieser Seelenreiter zu nahe kommt, wird Ragnarskrag ihm schon zeigen, dass es ein Fehler war.«
    »Wollen wir hoffen, dass es nicht nötig ist«, sagte ich und stand auf. »Lasst uns zu Stabsobrist Orikes gehen. Wir werden sehen, was er erreichen kann, um Angus wieder freizubekommen.«
    »Wozu?«, fragte er mich verständnislos.
    »Wir können ihn nicht einfach mit Gewalt befreien«, erklärte ich. »Ich wurde gebeten, mich an den diplomatischen Weg zu halten.«
    »Das gilt für dich«, sagte Ragnar. »Aber das ist etwas, das Askir wenig angeht. Du kannst mich begleiten oder nicht.«
    »Was wäre ich für ein Freund, wenn ich nicht helfen würde? Ich meinte nur …«
    »Gut«, sagte er, reckte das Kinn, und sein Bart zitterte entschlossen. »Dann schlagen wir jetzt Angus aus seinen Fesseln frei!«
    »Jetzt?«, fragte ich erstaunt. »Jetzt, in diesem Moment?«
    »Gibt es einen Grund zu warten?«, fragte er.
    Mir fiel keiner ein.
    »Dann los«, sagte er und stampfte zur Tür. »Wir wollen beten, dass sich mir niemand ernsthaft in den Weg zu stellen wagt.«

19. Nordland-Diplomatie
     
    »Wie bist du hierher gekommen?«, fragte ich Ragnar, als wir uns an einem schweren Wagen vorbei durch das Tor der Zitadelle quetschten. Mit seinen Fellen und der großen Axt erntete Ragnar wie üblich viele Blicke, die er ignorierte.
    »Dieser Janos brachte mir meine Axt zurück. Ich fragte ihn, wie er zu ihr kam, und er erzählte mir vom Wanderer und diesen Seelenreitern. Ich ging zur Donnerfeste und bat um Einlass. Dort traf ich Sieglinde, die Tochter Eberhards, die nun ein Bannschwert trägt. Sie erzählte mir, dass man dich hier finden kann.« Er hob die Schultern und ließ sie wieder sinken. »Also bin ich hier.« Er wog Ragnarskrag in seiner Hand und zwinkerte mir zu. »Ich dachte, vielleicht können wir dir nützlich sein.«
    »Es wird gefährlich werden«, erinnerte ich ihn, und er lachte laut und hob die Axt.
    » Sie ist gefährlich, alter Freund. Um mich brauchst du dich nicht zu sorgen.«
    Das war leicht zu glauben. Ragnar war noch größer als Angus und auch breiter. Seit gut vierzehn Jahren schwang er tagein, tagaus einen schweren Hammer in seiner Schmiede, und das sah man ihm auch an. Seine Oberarme maßen mehr als meine Oberschenkel.
    Er sah aus, als ob er Lastkarren mit einer Hand zur Seite heben könnte, und seine Axt steuerte das Ihrige zu diesem Eindruck bei. Angeblich war sie von einem Gott geschmiedet worden und verlieh ihrem Träger die Kraft von zehn Männern. Ragnar hatte mir den Axtkampf beigebracht, und wir hatten auch mit dem Schwert geübt. Zu seiner Stärke kamen auch eine Geschwindigkeit, die man ihm nicht zugetraut hätte, sowie Gerissenheit und Schläue.
    Wenn wir nicht erfahren hätten, dass der Nekromantenkaiser außer für sein Schicksal nicht zu besiegen war, wäre es Ragnar, dem ich zutrauen würde, den Seelenreiter zu erschlagen. Viele Varländer taten oft ungebildet und rau, das konnte Ragnar auch, doch er besaß den Kopf nicht nur, um einen Helm zu tragen, sondern war in einem Maße gebildet, dass er sich auch in feineren Kreisen nicht zu verstecken brauchte.
    Jetzt ging er voran, die Leute machten ihm eilig Platz, und selbst die Bullen am Tor sahen ihn höchst skeptisch an. Er ignorierte sie und ging vorbei, scheinbar entspannt, aber ich kannte ihn gut genug, um zu wissen, dass er alles sah und in sich aufnahm.
    Er lebte glücklich mit seiner Frau, die so zierlich war wie Zokora und genauso willensstark. Als Schmied hätte man ihn für eine Verschwendung halten können, denn wenn es jemals jemanden gegeben hatte, dem die Königswürde stand, dann war es Ragnar. Er besaß eine Wirkung auf die Menschen, die sie die Knie beugen ließ, obwohl sie gar nicht wussten, warum.
    In Coldenstatt bekleidete er das Bürgermeisteramt, und im Handwerksrat saß er auch, doch war er dort nur selten anzutreffen. Er hatte sich

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