Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Kronrat (German Edition)

Der Kronrat (German Edition)

Titel: Der Kronrat (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Schwartz
Vom Netzwerk:
es sich wie ein Donnerschlag anhörte.
    »Könnt ihr nicht einfach miteinander reden?«, fragte Serafine neugierig. »Müsst ihr euch denn die Köpfe einschlagen?«
    »Ja, wir können reden«, meinte Ragnar und hatte sichtlich Mühe, nicht aufzulachen. »Aber vorher muss ich Beulen machen, damit man mich auch reden lässt!« Er warf uns einen schnellen Blick zu. »Tretet weiter beiseite, denn wenn sie mich jetzt ernst nehmen, schicken sie mir vier. Wenn ich Glück habe, kommen acht, das kürzt es dann ab.«
    Sie nahmen ihn ernst, denn das Tor schwang auf und gut ein Dutzend zorniger Varländer stürmte mit Äxten und Schwertern auf Ragnar los. Hastig eilten wir zur Seite, der Anblick reichte aus, um sogar Bewegung in die Bullen zu bringen. Sie kannten die Varländer und taten nun nichts anderes, als die neugierigen Bürger anzuweisen, den Bereich in weitem Bogen zu umgehen.
    Ragnar benutzte seine Axt wohlweislich nicht, dafür zerbrach er Schwerter, warf vier weitere Äxte in das Tor und seine Angreifer umher, als wären sie Puppen. Zwei schleuderte er noch über die Mauer, hörte damit aber auf, als sein dritter Wurf zu kurz geriet und der Mann gegen die Mauerkrone prallte. Wir hörten die Knochen brechen, als der Krieger oben hängen blieb und dann wieder zu Boden fiel.
    Es dauerte nicht lange, bis er fertig war, danach blutete Ragnar aus vielen Schnitten. Am Arm hatte ihm eine Axt das Kettenhemd gespalten und den Muskel verletzt, doch mit genau diesem Arm zog Ragnar den ältesten seiner Angreifer vor sich hoch, um ihn zu schütteln wie einen jungen Hund.
    »Ich bin Ragnar Hraldirsson«, verkündete er. »Wer spricht hier für den König?« Er schüttelte den Mann so heftig, dass dessen Zähne vernehmlich klackten.
    »Der Skutilvin, Olif Skavonson«, brachte der Mann mühsam hervor.
    Ragnar ließ ihn los und versetzte ihm einen Tritt. »Gut, der Baron soll kommen. Hol ihn mir und sag ihm, er soll höflich sein!«
    Um ihn herum rappelten sich die Nordmänner wieder auf, schüttelten benommen die Köpfe und taumelten davon. Sie gingen nicht weit, sondern blieben in der Nähe stehen oder sitzen. Die Kampfeslust schien ihnen jetzt zu fehlen, sie sahen nur neugierig drein und sprachen miteinander.
    So übel die Balgerei auch ausgesehen hatte, bis jetzt gab es keine Toten, nur gebrochene Knochen. Das war, wie ich wusste, Absicht. Ragnar hatte nichts davon, sich hier Feinde zu machen.
    Der Mann, der diesmal aus dem Tor heraustrat, war in ein schweres Kettenhemd gerüstet und trug in seiner Hand das Horn eines Ochsen, aber keine Waffe. Sein Bart war lang und grau und mit goldenen Drähten verflochten, das offene Haar sorgsam gebürstet und von goldenen Spangen gehalten.
    Er trat vor Ragnar, hob das Horn, rief etwas in der Sprache der Varländer und reichte Ragnar das Horn. Der nahm es, rief etwas, das mir in den Ohren schmerzte, woraufhin jeder Varländer in Sichtweite grölte und lachte und Ragnars Namen rief, dann setzte mein Freund das Horn an und trank, während ihm der Schaum und gutes Bier in den Bart liefen. Er hob das leere Horn triumphierend an, woraufhin alle sich auf ihn stürzten, ihm auf die Schultern klopften oder ihn mit lautem Geschrei und breitem Grinsen hochleben ließen.
    Einer der Bullen trat höflich an uns heran. »Entschuldigt, Sera, Ser«, sagte er. »Könnt Ihr mir sagen, wer der Mann ist?«
    »Ragnar Hraldirsson«, meinte ich, und der Soldat nickte.
    »Das haben wir gehört, doch wer ist er? Ich brauche es für meinen Bericht.«
    »Ein Prinz der Varländer.«
    »Davon haben sie ja genug«, meinte der Bulle, nickte uns höflich zu und ging zu seinem Posten zurück.
     
    Hinter der hohen Mauer hatten sich die Varländer häuslich eingerichtet. Dies war nicht nur eine Botschaft, sondern ein kleines Dorf mit einer großen Langhalle und vielen Nebengebäuden, darunter auch eine Schmiede, die Ragnar mit einigem Wehmut beäugte, als wir zu der Langhalle geführt wurden.
    Dort setzte man uns auf eine Bank nahe bei der großen Kohleschale, die von einer alten Frau angefacht wurde, und reichte uns schaumiges Dunkelbier und Braten, während unsere Gastgeber wild miteinander diskutierten. Ragnar saß still da und trank Dunkelbier, während Blut aus seinem Arm tropfte.
    »Sera Helis, Ihr habt nicht zufällig Nadel und Faden dabei?«, fragte er dann.
    »Doch«, meinte sie und warf mir einen Blick zu. »Es wäre dumm, mit Havald zusammen aus dem Haus zu gehen, ohne sauberes Leinen und Garn

Weitere Kostenlose Bücher