Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Kronrat (German Edition)

Der Kronrat (German Edition)

Titel: Der Kronrat (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Schwartz
Vom Netzwerk:
Ragnar stand tropfnass und breit grinsend im Rahmen.
    »Ha!«, rief er. »Ich wusste, dass mein Gesang im Bad dich aufmuntern würde, alter Freund! Komm, ergreife den neuen Tag, es ist ein Geschenk der Götter! Man sollte ihn nicht im Bett verbringen!«
    »Es ist noch dunkel, Ragnar«, versuchte ich es mit Vernunft.
    »Es wird schon noch hell werden! Zudem klopft jemand an die Tür … ich denke du solltest öffnen!«
    Ich griff mir das Laken und tapste zur Tür, öffnete sie und sah mich Stabobrist Orikes gegenüber, der mich nicht allzu freundlich musterte. Zum ersten Mal, seit ich ihn kannte, sah er verschlafen aus und hastig angetan.
    »Der Götter Gruß an diesem Morgen«, meinte ich höflich und wartete.
    »Lanzengeneral«, meinte der Obrist kühl. »Ich soll Euch vom Kommandanten ausrichten, dass er wenig genug Schlaf hat und er es, wenn er einmal dazu kommt, nicht schätzt, wenn Ihr in Euren Räumen so laut schmutzige Lieder grölt, dass es ihn in seinem Bett nicht hält! Guten Tag, Ser General!«
    Mit diesen Worten machte er auf dem Absatz kehrt und stapfte davon.
    Ich schloss die Tür leise und lehnte die Stirn gegen das kühle Türblatt.
    »Du siehst bedrückt aus, alter Freund«, meinte Ragnar mit einem Schlag auf meine Schulter, der mich fast in die Knie zwang. »Lasst uns das Frühstück einnehmen, ich habe Hunger und es wird deine Laune heben!«
     
    »Ich habe etwas herausgefunden«, meinte Ragnar anschließend in der Messe, wo er mit großem Appetit dem Frühstück zusprach. Ich hielt mich derweil an meinem Kafje fest, zum Essen hatte ich keine Lust.
    »Und was?«, fragte ich.
    »Hier!«, rief er als Antwort an mir vorbei und winkte, woraufhin die Hälfte der Soldaten in der Messe zu uns hinüberstarrte. »Hier sind wir!«, rief Ragnar fröhlich.
    Ich drehte mich um und sah Zokora, Serafine und Varosch in die Messe kommen, die verdutzt zu uns herübersahen.
    »Sie hätten uns auch so gefunden«, meinte ich zu Ragnar, der breit grinsend nickte.
    »Das mag so sein. Aber jetzt weiß jeder, wo wir sind, und man wird sich fragen, wer du bist. Es schadet nicht, wenn man dich kennt.«
    Es folgte einer gewissen Logik, doch manchmal, wie in diesem Moment, sah er die Dinge doch etwas anders als ich.
    Varosch wartete, bis Zokora sich gesetzt hatte, und nahm dann Platz. Während mich Serafine lächelnd begrüßte, warf Zokora Ragnar einen Blick aus dunklen Augen zu.
    »Du hast falsch gesungen«, teilte sie ihm mit.
    »Da habt Ihr recht«, lachte er. »Wenn ich richtig singen könnte, wäre ich ein Barde und kein Schmied! Aber wer braucht Barden, wenn es Schmiede gibt? Du bist die kleine Elfe, die Angus erschreckt?«
    »Die. Bin. Ich«, gab Zokora in einem Ton zurück, den ich von ihr kaum kannte. Als ich sie so sprechen hörte, stellten sich mir die Haare auf und fast suchte ich schon einen Weg zur Flucht.
    »Gut!«, grinste Ragnar. »Es schadet ihm wenig. Wie habt Ihr es angestellt?«
    »Er tropfte mir in meinen Tee«, sagte Zokora kühl. »Ich sagte ihm, dass ich es nicht mag.«
    »Mit einem spitzen Dolch an seinen Eiern«, lachte Ragnar so laut, dass es die halbe Messe hörte. »Ja, das soll helfen, Gehör zu erhalten … Oh«, sagte er dann und sah überrascht zu ihr hin, ihre beide Hände lagen ruhig um die Tasse, in die ihr Varosch gerade Tee einschenkte.
    »Wie macht Ihr das?«
    »Eine Klinge in der Stiefelspitze«, meinte Zokora mit einem feinen Lächeln. »Sie ist mitunter nützlich.«
    »Ihr könnt sie wieder herunternehmen«, schlug er freundlich vor. »Es muss unbequem sein, so zu sitzen, und die Botschaft ist verstanden. Ich bin nicht Angus.«
    »Warum dann dieses Gebaren?«, fragte Varosch mit einem Schmunzeln in der Stimme. »Ihr seid auch so nicht leicht zu übersehen!«
    »Ich wollte wissen, wer sie ist«, lächelte er und sah zu Zokora hin. »Schöne Frauen reizen einen Mann dazu, etwas über sie herauszufinden. Es ist ein Wunder, dass er Euch nicht den Hof machte, Zokora aus dem Hause Ysenloh.«
    »Er versuchte es«, lächelte sie. »Varosch unterhielt sich mit ihm, danach überlegte er es sich anders.«
    »Ja«, meinte Ragnar freundlich. »Erklärt man es ihm deutlich genug, versteht er es am Ende.«
    »Was muss man tun, um Euch zu überzeugen, hier nicht so laut herumzubrüllen?«, fragte Varosch.
    »Nichts, außer es zu sagen. Es hat seinen Zweck auch schon erfüllt.«
    »Es hatte einen?«, wollte Varosch wissen.
    »Ja. Sie fragen sich, wer ich bin. Jetzt glauben sie es zu wissen … Groß,

Weitere Kostenlose Bücher