Der Kronrat (German Edition)
ausgelegt war?«
»Ja«, sagte ich. »Wir haben die Kombination aufgeschrieben.«
»Tut mir den Gefallen und haltet sie davon ab, dorthin zu gehen. Dieses Tor führt direkt in das Herz des Feindes, auf einen Hügel, auf dem einst ein alter Tempel stand, über einer Stadt, die Kolariste heißt, die Hauptstadt unseres Feindes. Weder Desina noch Eure Gefährtin Leandra sollten dieses Tor durchschreiten. Er würde es spüren, wenn sie es tun.« Sie erlaubte sich ein hartes Lächeln. »Es wäre schade, das Tor dem Feind zu verraten, denn er weiß nicht, dass es existiert. Ich fand es angebracht, Euch den Weg in seinen Hinterhof zu weisen, schließlich treibt er sich ja auch in unserem herum.«
»Das wird sich als nützlich erweisen«, meinte Serafine leise. »Musst du wirklich gehen? Es ist …«
»Ich weiß, wie es ist«, sagte Asela sanfter, als ich es von ihr kannte. »Aber ich habe noch zu tun. Es gibt noch einige Pläne des Feindes, von denen ich Kenntnis habe, und ich möchte sie stören, solange es noch geht. Wir sehen uns wieder, das verspreche ich.«
Mit einer Geste malte sie einen leuchtenden Kreis in die Luft, dahinter waren sonnengeflutete Felder zu sehen und eine fremde Stadt im Hintergrund. Sie nickte uns zu, schritt hindurch, der Kreis verging, und es war, als wäre sie nie da gewesen.
»War das ein Tor?«, fragte ich beeindruckt.
»Es scheint so, nicht wahr?«
»Ich dachte, dazu bräuchte man den Weltenstrom und feste Portale?«
»Offenbar nur dann, wenn man nicht Asela ist …« Serafine schüttelte erstaunt den Kopf. »Sie muss über die Jahre sehr an Macht gewonnen haben. Warum, bei allen Göttern, stellt sie sich nicht vollends auf unsere Seite?«
»Sie sagte es bereits. Weil sie eigene Ziele verfolgt.« Ich schaute sie an. »Hast du von dem Wein getrunken?«
Sie seufzte. »Nein. Ich vertraue ihr noch nicht genug.«
»Schade«, meinte ich. »Er war sehr gut. Sag, weißt du, wo die Kaiserbrücke ist?«
»In der Unterstadt am Hafen. Sie überspannt die Mündung des Ask, kurz bevor er in den Hafen fließt. Warum?«
»Ich will sie mir ansehen«, antwortete ich. »Orikes hat mir von ihr erzählt.«
»Aber nicht mehr heute.«
Ich schaute zu Soltars Tuch hinauf. »Nein. Heute nicht mehr.«
Als wir mein Quartier erreichten, zögerte ich, doch sie lächelte nur und gab mir einen keuschen Kuss auf die Wange. Die Wächter sahen streng geradeaus, nur einer gönnte sich ein leichtes Lächeln. Wir wünschten einander eine gute Nacht, dann trat ich ein, nur noch von dem Gedanken beseelt, endlich mein Bett zu finden.
Es war besetzt.
Ragnar lag in voller Größe, noch immer gerüstet und in seine Felle gekleidet, in ganzer Breite schräg über meinem Lager und schnarchte laut genug, um die Toten zu wecken.
Es gelang mir kaum, ihn zur Seite zu schieben, also nahm ich seine Axt in eine Hand, seinen Kragen in die andere, schleifte ihn aus dem Schlafgemach hinaus und legte ihn mitsamt der Axt im anderen Zimmer auf den Boden. Ich deckte ihn zu und ging zurück. Danach war ich den Göttern und den alten Baumeistern dankbar, dass die Tür gut genug schloss, um sein Schnarchen erträglich zu dämpfen.
23. Von Kronen und Schwestern
Der nächste Morgen begann damit, dass Ragnars Stimme fröhlich dröhnend ein Lied der Varländer sang, ich verstand die Sprache nicht genug, wusste aber, wie es ging, es hatte etwas mit einer Jungfrau zu tun, bösen Riesen und einem Helden, der diese erschlägt, um die Sera zu retten. Dann kam der längere Teil, in dem ausführlich berichtet wurde, wie sie dem Helden auf der Bettstatt ihre Dankbarkeit bewies. Doch die Riesen waren ihre Brüder, so tat sie nur, als ob sie ihm dankbar war, als er danach dann schlief, erstach sie ihn, riss ihm sein Herz heraus und verbrannte es in der Glut des Herds, um ihre bösen Riesenbrüder mit seinem Blut wieder zu erwecken!
Es war das, was man in den Nordlanden als muntere Weise verstand, was man sang, wenn man gute Laune hatte. Was sie grölten, wenn sie Kummer hatten, wollte ich gar nicht erst hören!
Ich hielt mir die Ohren zu, es nutzte nichts, was ein Varländer unter einem fröhlichen Morgengesang verstand, war genug, eine ganze Legion zu wecken.
Die Sonne war noch nicht einmal aufgegangen, heute Morgen war es auch nicht nötig, dass ich mich bei Rellin melden musste, ich hatte mich darauf gefreut, länger zu schlafen.
Benommen richtete ich mich auf und rieb mir den Schlaf aus den Augen, die Tür flog auf und ein nackter
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