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Der Kronrat (German Edition)

Der Kronrat (German Edition)

Titel: Der Kronrat (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Schwartz
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recht!«, lachte Ragnar. »So, ich bin gesättigt.« Er sah sich suchend um. »Wo finde ich jetzt ein Bier?«
    »Hier nicht. Nicht zu dieser Zeit«, meinte Serafine.
    »Auch nicht diese dünne Eselspisse, die Ihr Legionsbier nennt?«, fragte Ragnar enttäuscht.
    »Auch die nicht, nein. Erst nach der sechsten Glocke. Sagt, Ragnar, was ist mit Angus? Wie geht es ihm?«
    »Ich bringe ihn heute Abend in die Donnerfeste. Dort gibt es genug Wild, das er jagen kann, danach wird er wieder ganz der Alte sein«, meinte Ragnar. »Es ist manchmal von Vorteil, dass er ein Wolfsbruder ist.«
    »Was bedeutet das?«, fragte Serafine.
    »Dass Angus ein Werwolf ist«, erklärte Zokora und nippte gelassen an ihrem Tee. »Wusstest du das nicht?«
    Serafine blinzelte. Ich auch. Varosch verschluckte sich an seinem Tee.
    »Das ist der Grund, warum ihm die Donnerfeste so gut gefallen wird«, meinte Ragnar fröhlich. »Es gibt dort ganze Rudel von den Biestern! Sie werden ihn verehren.«
    »Verehren? Warum das?«, fragte ich und tat, als wäre ich nicht überrascht.
    »Weil er anders ist als sie. Er trägt das Blut des Winterwolfs in sich, seine Mutter lag bei einem solchen Wolf. In seiner menschlichen Gestalt«, fügte er hastig hinzu. »Er kann selbst bestimmen, wann und wie er sich verwandelt. Er hat es schon als Kind gelernt. In meiner Heimat ist jemand wie er fast schon ein heiliger Mann. Wäre er nicht mir gefolgt, hätte er es weit bringen können.«
    »Es stört dich nicht, einen Werwolf als Getreuen zu haben?«, fragte ich verblüfft.
    »Warum sollte es?«, fragte Ragnar erstaunt. »Von ihm weiß ich, dass er ein großer Krieger ist!«
    »Die Werwölfe bei Euch … sind sie anders?«, fragte Serafine.
    »Ja«, erklärte Zokora. »Es gibt seltene wie Angus, bei denen es eine Göttergabe ist, aber die meisten von ihnen leiden an einer Krankheit, die man manchmal sogar heilen kann.« Sie lächelte. »Der Unterschied ist leicht zu erkennen. Die einen müssen den Mond anheulen, die anderen tun das nur, wenn sie es wollen.«
    »Schön gesagt«, befand Ragnar. »Genau darin liegt der Unterschied.«
    »Wie lange wusstest du es schon?«, fragte ich Zokora.
    »Von Anfang an. Wie du.«
    »Ich wusste es nicht«, widersprach ich.
    »Dass du es nicht wissen wolltest, heißt nicht, dass du es nicht wusstest«, meinte sie, stand auf und sah zu Varosch hin, der sich ebenfalls erhob. »Ich bin immer fasziniert von dem, was du nicht sehen willst. Wenn du uns suchst, wir sind im Archiv.«
    Ich entschloss mich, jetzt besser nicht zu fragen, was sie meinte. »Suchst du noch immer nach Furchtbann?«, fragte ich stattdessen.
    »Nein«, sagte sie. »Ich habe etwas gefunden, das mich mehr interessiert. Der Archivar hat mir eine Abschrift des Vertrags besorgt. Er ist durchaus spannend zu lesen.«
    »Der Vertrag von Askir?«, fragte ich.
    »Genau der.«
    »Er ist spannend zu lesen?«, fragte ich verwundert.
    »Ja«, meinte sie und zeigte Zähne. »Wenn du liest, was nicht darin geschrieben steht.«

24. Der Handelsrat
     
    »Weißt du, was mich verärgert?«, sagte ich, als Serafine und ich über den Zitadellenplatz gingen. Unser Ziel war der Hafen und die Kaiserbrücke. Ich wollte endlich etwas herausfinden.
    »Du wirst es mir bestimmt gleich sagen«, meinte sie.
    Ich schlug den Kragen meines Umhangs hoch, noch war es Morgen, und es wehte ein kühler Wind vom Hafen her. »So lange haben wir über Dinge gerätselt, doch es war alles schon bekannt.« Ich wies zum Turm der Eulen. »Dort gibt es bestimmt Aufzeichnungen über die Insel der Verfluchten. Und Stabsobrist Orikes unterstehen die kaiserlichen Archive. Der Kommandant müsste es auch wissen.«
    Ein Ochsenkarren schien sich zwischen mich und Serafine drängen zu wollen, doch ich wich ihm aus, was mir einen erbosten Blick des Händlers einbrachte, ein langer dürrer Kerl, gar nicht wohlgerundet, mit einer Nase, die dem Schnabel eines Raben glich. Dabei hatte ich doch eher ihm einen Gefallen getan.
    »Was ist mit dir?«, fragte Serafine lächelnd. »Du sagst auch nicht alles, was du weißt.«
    »Weil ich oft nur vermute. Ich habe gelernt, dass man eine Vermutung erst prüfen soll, bevor man sie als Wissen von sich gibt.«
    »Was willst du jetzt prüfen, Havald?«
    »Ob Askannon noch lebt.«
    »Ich hoffe es sehr, aber Asela hat ihn sterben sehen.« Sie seufzte. »So lange habe ich gehofft …«
    »Ich bin auch schon gestorben«, meinte ich. »Ich lebe, weil ich dieses Schwert hier trage, und du weißt, wer

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