Der Kronrat (German Edition)
Macht – und er unterlag dem Ansturm der Magie, die auf ihn gerichtet war. Er verging, und dort wo er starb, hinterließ er einen Krater, der fast auch Kolaron verschluckt hätte. Nur durch Balthasar und die Hilfe der anderen überlebte der dunkle Fürst den Einschlag der Magie.« Sie sah Serafine traurig an. »Es muss ihm mehr an dir gelegen haben, als wir alle dachten, denn es war die Gewissheit deines Todes, die ihn brach.«
Serafine zog scharf die Luft ein. Ich hätte ihr gern gesagt, dass sich Asela hier täuschte und Askannon nicht vergangen war, doch nicht jetzt. Außerdem fiel es mir schwer, Asela vollends zu vertrauen. Wenn sie den Kaiser für tot hielt, würde es wohl kaum schaden. Vielmehr nagte eine andere Frage an mir.
»Sagt mir, wisst Ihr, warum die Eule Balthasar am Donnerpass den Strom der Magie wieder nach Askir lenkte? Er hat ihn doch von dort einst weggelenkt, nicht wahr?«
»Ja. Aber jetzt bereitete Kolaron den letzten Angriff auf seinen verhassten Feind vor, durch das Tor, das im Gildenrat entstand. Für dieses Tor brauchte er den Weltenstrom, denn selbst Kolarons Macht reichte nicht aus, um einfach so ein Portal über die halbe Welt hinweg zu öffnen.« Sie schüttelte den Kopf und lächelte gequält. »Es ist ironisch, dass Ihr es fast geschafft habt, Balthasar daran zu hindern, das zu richten, was er einst zerstört hat. Was ich Euch aber sagen kann, Ser Lanzengeneral, ist, dass Balthasar Euch zutiefst dankbar war, dass Ihr ihn aus dem Griff des Nekromantenkaisers befreit habt, denn im Moment seines Todes ließ der Verfluchte endlich seine Seele los. Er starb frei von diesem Joch.«
»Woher weißt du das alles?«, fragte Serafine.
»Kolaron prahlte damit, hauptsächlich um Feltor zu treffen, der immer noch hoffte, dass sein Mentor Balthasar einen Weg finden würde, um zu entkommen. Asela hingegen … Sie war dem Nekromanten so sehr verfallen, dass wenig von ihr blieb.«
Sie nahm einen letzten tiefen Schluck aus dem vollen Kelch, setzte ihn ab, und er verschwand, als sei er nie dagewesen. Ich betrachtete meinen vollen Becher und dachte mir, ich könnte ja einen Schluck probieren, denn nach dieser Geschichte war mir wirklich sehr danach. Der Wein schmeckte vorzüglich – und verging mir auf der Zunge wie der Kelch in meiner Hand.
»Wenn Ihr einmal in vollen Zügen trinken wollt, ohne dann am Ende den Preis dafür zu zahlen, wendet Euch an mich«, sagte Asela, als sie sich erhob.
»Bleib«, bat Serafine. »Wir haben noch so viele Fragen!«
»Ein andermal«, sagte Asela und strich sich ihre Robe zurecht. »Tut jetzt etwas für mich. Findet heraus, wer dieser Seelenreiter war, der unter dem Tempel lag. Balthasar war Primus der Eulen, dennoch wusste er nicht, dass dort ein Verfluchter gebunden lag. Aber eines ist offensichtlich: Nicht mal ein Jahr, nachdem wir Erinstor aus der Zitadelle verbannt hatten, ging der Aufstand auf Thalak los. Kaum hundert Jahre später verloren wir die Legion und den Weltenstrom, schließlich auch noch unseren Kaiser. Unter dem Tempel lag ein Nekromant, von dem es heißt, er wäre stark genug gewesen, Askannon zu widerstehen … Er mag die Kraft besessen haben, auch Balthasar zu besiegen.«
»Es ist nicht Kolaron gewesen?«, fragte ich, und sie schüttelte entschieden den Kopf.
»Nein. Wir fingen diese Bestie hundertsiebzig Jahre früher ein. Kolarons herausragende Eigenschaft war neben seiner Schönheit Verschlagenheit und Schläue, aber alle Talente, die er je gestohlen hat, waren nicht genug, um sich mit Balthasar zu messen. Es muss ein anderer gewesen sein, einer, der ihm half.« Ihr Busen hob sich mit einem tiefen Atemzug, bevor sie weitersprach. »Jetzt wisst Ihr mehr. Sagt mir, Lanzengeneral, wird es Euch von Nutzen sein?«
»Das wird man sehen«, gab ich zurück.
Sie sah uns beide prüfend an. »Ich weiß nicht, ob man diesen Kampf noch gewinnen kann, aber es gibt eine alte Weisheit: Wenn du gegen einen kämpfst, den du nicht kennst, wirst du verlieren. Findet heraus, wer dieser Verfluchte war. Vielleicht kennen wir dann den Feind. Wie Erinstor ist Kolaron niemand, der all das aus eigener Kraft hätte erreichen können. Dass er jetzt nach dem Mantel eines toten Gottes trachtet, ist absurd, aber noch absurder ist, dass es ihm gelingen könnte.« Sie deutete eine Verbeugung an und wandte sich zum Gehen, doch dann hielt sie inne und sah zu uns zurück. »Das Tor, das ich Euch gezeigt habe … Kennt Desina die Lage der Steine zu dem Ziel, das dort
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