Der Kronrat (German Edition)
wollte. Einen kleinen Trick nannte er es.«
»Ihr kanntet den Kaiser?«, fragte Ragnar überrascht.
»Ja. Ich habe selbst gesehen, wie er ein Stück Stein mit bloßer Hand zu Staub zermalmte. Er sagte, man bräuchte nur den Stein zu überzeugen, dass man stärker sei. Muskeln seien nicht vonnöten, nur Wissen und die Kraft des Willens.« Sie lächelte. »Es mag dennoch sein, dass er und Euer Vorfahr einen Handel abschlossen, um die Varlande in das Reich zu holen. Aber ich bezweifle, dass Euer Vorfahr absichtlich unterlag.«
»Ihr mochtet diesen Mann und wart stolz auf ihn«, stellte Ragnar lächelnd fest. »Vielleicht war es so, vielleicht auch nicht. Die Wahrheit nahmen die beiden mit ins Grab.«
»Zurück zu diesem Jarl Erlaf«, sagte Varosch, der zusammen mit Zokora interessiert zugehört hatte. »Ihr sagt, es dürfte Leandra freuen, weil sie auf ihn setzt. Aber Ihr meint es nicht ernst. Warum?«
»Erlaf ist eine falsche Schlange. Kein Mann von Ehre, aber einer, der so tut, als habe er sie erfunden. Wenn man ihm den Rücken zudreht, ihm auch nur ein einziges Wort glaubt, wird man es bereuen. Außerdem ist er ein Feigling, und er ist käuflich. Mit ihm als König werden die Varlande bestimmt nicht gegen den Nekromantenkaiser ziehen, sondern sich mit Gold bestechen lassen. Deine Königin, Havald, mag klug sein, sie ist aber auch unerfahren. Erlaf ist ein falscher Hund, der die Hand beißt, die ihn füttert.« Er zuckte mit den Schultern. »Aber es ist getan, und wir können nur hoffen, dass er sich geändert hat und am Ende einsieht, dass es nichts bringen wird, wenn er sich von Kolaron verführen lässt.« Er seufzte. »Ich habe Vrelda nie wahrhaftig kennengelernt, was will man auch über einen Säugling sagen? Aber es schmerzt mich zu wissen, dass sie unter diesem Feigling liegen wird. Er wird ihr mehr als nur das Herz brechen.«
»Und man kann nichts tun?«, fragte Serafine.
»Wollt Ihr, dass sich Eure Königin wieder über Havald erzürnt?«, fragte er. »Aber nein, Vrelda ist meine Schwester, und ich kann sie nicht herausfordern, selbst wenn ich es wollte. Erlaf hingegen … Er wird sich hüten, mir einen Grund zu geben, bis er König ist. Wenn sie dann schützend vor ihm steht, sind mir ebenfalls die Hände gebunden. Wie ich sagte, das Problem, dass ich noch lebe, hat er rasch und überraschend geschickt gelöst.« Er sah zu mir und zeigte Zähne. »Fast hoffe ich, dass er der Nekromant ist, von dem du sprachst, doch ich glaube es nicht. Es wäre zu schön, um wahr zu sein.«
»Warum darfst du sie nicht fordern?«, fragte Zokora.
»Als Schwester hat sie Anrecht auf meinen Schutz, dafür muss sie auf mich hören. Es sei denn, sie wäre Königin. Dann kann sie meinen Schutz einfordern und muss mir nicht mehr gehorchen. Nur einer befiehlt dann über sie, ihr Mann.«
»Aber jeder andere darf sie fordern?«, fragte Zokora.
»Ja. Aber nicht sie selbst. Sie hat ein Anrecht darauf, dass jemand für sie kämpft. Ein Paladin, wie Havald hier. Bei uns heißt es anders. Es ist entweder ihr Merkesmann, ein Kämpfer, den sie selbst bestimmt, oder ihr Ehemann, der für sie in den Ring tritt. Oder einer ihrer Brüder.«
»Kann sie dich also dazu zwingen, für dich zu kämpfen? Dich damit in eine Falle locken?«, fragte Zokora.
»Ja und nein«, sagte Ragnar. »Die Ehre würde es verlangen, aber mein Ehrenpfand liegt bei Esire, meinem Eheweib. Sie hat mehr Anrecht auf meinen Schutz als meine Schwester, denn sie ist die Mutter meiner Kinder. Für sie würde ich jeden Kampf wagen. Für meine Schwester … nicht.« Er sah Zokora fragend an. »Warum sollte sie mich in eine Falle locken wollen? Erlaf hat mich ausgespielt, ich bin keine Bedrohung mehr für ihn.«
»Ragnarskrag«, erklärte Zokora. »Frolnirs Axt, vom Allvater geschmiedet, die Axt, die Welten spalten kann. Solange du die Axt trägst, bist du für diesen Erlaf eine Gefahr.«
»Wer war nun wieder Frolnir?«, fragte ich verwirrt.
»Der Herr der Riesen, dem ersten Geschlecht, noch älter als die Elfen«, sagte Zokora und sah mich prüfend an. »Du hast wahrlich ein Talent dazu, seltsame Freunde zu finden«, meinte sie. »Weißt du, dass er der Verbindung mit einem Riesen entstammen muss, wenn er diese Axt trägt?«
Ragnar antwortete an meiner Stelle. »Ja, ich habe es ihm gesagt. Seid Ihr sein Freund?«, fragte er dann höflich.
»Wenn ich das Wort recht verstehe, denke ich, dass es so ist«, antwortete Zokora kühl.
»Dann habt Ihr ohne Zweifel
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