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Der Kronrat (German Edition)

Der Kronrat (German Edition)

Titel: Der Kronrat (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Schwartz
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uns und machte sehr schnell wieder kehrt, um Tür und Fensterladen ganz schnell und sicher zu verschließen.
    Ein Eimer mit Regenwasser stand an der Seite, ich nahm ihn und schüttete ihn über unseren beiden Mordgesellen aus. Der, den ich gegen die Hauswand hatte rennen lassen, erwachte, sein Kamerad schlief selig weiter.
    Prustend fuhr er hoch, die Hand an der blutüberströmten Nase, die ich ihm wohl aus Versehen gebrochen hatte.
    »So könnt Ihr nicht mit uns verfahren«, empörte er sich, was mich ein wenig überraschte.
    »Warum denn nicht, Ser?«, fragte Serafine und spielte bedeutungsvoll mit ihrem scharfen Dolch. »Ich dachte, es wäre üblich, so mit Leuten zu verfahren, die einen ermorden wollen.«
    Ich stimmte ihr mit einem Brummen zu. »Allerdings hätte ich da noch ein paar Fragen. Zum Hängen braucht Ihr ja keine ganzen Knochen …« Der Mann wollte panisch aufspringen, doch ich griff ihn an der Kehle und drückte ihn zu Boden.
    »Fangen wir damit an, wer Ihr seid. Einfache Halunken oder Sendboten des Seelenreiters?«
    »Welcher Seelenreiter?«, fragte der Mann erschrocken. »Wir sind Agenten des Handelsrats und in höchstem Auftrag unterwegs! Um meinem Hals … an der Kette, mit der Ihr mich gerade fast erwürgt … um der Götter willen, seht dort nach … Wir sind keine Schurken!«
    Agenten des Handelsrats? Was sollte das denn heißen? Tatsächlich trug er eine dünne Kette um den Hals. Ich zog sie hervor und riss sie ab, während er laut jaulte.
    An der Kette hing eine Silbermünze mit gelochtem Rand. Sie war auf der einen Seite mit Askirs Drache geprägt und zeigte auf der Zahlenseite eine Waage, daneben ein Mühlrad und einen Kornsack. Ich reichte die Münze an Serafine weiter, die sie gründlich studierte und dann am Hals des anderen Mannes suchte und dort eine gleichartige Münze entdeckte.
    »Ihr seid Händler?«, fragte ich erstaunt und zog den Mann etwas höher, um ihn bequemer an die Gartenmauer zu lehnen. »Was haben Händler mit uns zu tun?«
    »Agenten des Handelsrats«, meinte er stolz, zog sich seine Jacke zurecht und wischte sich Blut von der Nase. Er funkelte mich wütend an, während er in seiner Jacke wühlte und mir dann ein gefaltetes Pergament vor die Nase hielt. »Wir sind in höchstem Auftrag tätig.«
    »Der Kommandant hat Euch geschickt?«, fragte ich verblüfft, während ich das Pergament entfaltete.
    »Natürlich nicht«, rief der Mann entrüstet. »Der Handelsrat regiert die Stadt! Der Kommandant befiehlt nur über das Militär.«
    »Ich frage mich, ob er das auch weiß«, meinte ich und las das Schreiben, das in der Tat von einem Ser Pesserion unterschrieben war, der mit der Bezeichnung Ratsherr und dem Siegel eines Schlüssels zeichnete. Darin stand, dass der Handelsrat entschieden hatte, einen gewissen Ser Roderic von Thurgau unter Beobachtung zu stellen, da ihm Folgendes zur Last gelegt wurde: »Erzeugung eines Erdbebens, Erzeugung einer Flut, Vernichtung kaiserlichen Eigentums (Feuerinseln), Vernichtung kaiserlichen Eigentums (Schwertschiffe neun, Jagdboote vierzehn, Frachtschiffe zwölf), Vernichtung des Eigentums des Handelsrats (Frachtschiffe siebzehn) …«
    So ging es weiter … Wagenladungen, Dockanlagen, Ladekräne. Die Liste erstreckte sich bis an den Rand des Bogens, wo nur noch Platz für eine Unterschrift und ein Siegel war. Man hatte sich sogar die Mühe gemacht, den Schaden zu beziffern. Demnach war ich für dreihundertachtzigtausend und vier goldene kaiserliche Kronen zur Rechenschaft zu ziehen. Und zwölf Silberstücke. Sowie neun Kupferstücke.
    »Beachtlich«, meinte Serafine, die über meine Schulter linste. »Ich hätte nicht gedacht, dass man den Schaden so genau beziffern könnte.«
    »Es ist nur der Schaden, den der Handelsrat erlitt und gemeldet bekam«, schnaubte der Mann und tastete vorsichtig seine Nase ab. »Natürlich werden noch weitere Ansprüche geltend gemacht, Folgeschäden wie entgangene Garantiezahlungen, Arbeitsausfälle durch Tote und Verletzte, solche Sachen. Sie sind schwer zu beziffern. Sollte die Pest in Janas ausbrechen, wird man die Kosten noch extra berechnen müssen.«
    »Das ist möglich?«, fragte ich erstaunt.
    »Es gibt eine Tabelle«, meinte der Mann gewichtig. »Erfahrungswerte, man trägt Alter und Geschlecht des Toten ein, seinen Stand, und daraus folgt ein Faktor, den man in eine andere Liste überträgt. Diese Zahl nimmt man und …«
    »Danke«, meinte ich und hob die Hand. »So genau wollte ich das nicht

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