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Der Kronrat (German Edition)

Der Kronrat (German Edition)

Titel: Der Kronrat (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Schwartz
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Havald?«
    »Dass er uns die ganze Zeit schon in die Irre führte!«, sagte ich erzürnt. »Was wollen wir wetten, dass Hochkommandant Keralos weiß, dass der Kaiser noch lebt? Wie sonst ist es zu erklären, dass ich die Legion einfach so erhielt? Dass wir die Unterstützung bekamen, die wir brauchten? Wir fanden Tore, die seit Jahrhunderten nicht mehr benutzt wurden, und überall, wo wir waren, fügte sich wie auf wundersame Weise das eine mit dem anderen zusammen. Er bestimmte jeden unserer Schritte!«
    »Havald«, sagte sie leise. »Das mag zum Teil so sein. Doch vorher hast du dich über Soltar beschwert, dass er deine Schritte lenkt, jetzt soll es der Kaiser sein? Mag es nicht auch sein, dass es manche Dinge gibt, die wir oder ganz besonders auch du vollbrachten, ohne dass ein anderer geholfen hat? Askannon war … ist ein Mensch mit ungeheuren Fähigkeiten, aber er ist kein Gott!« Sie las wohl meine Gedanken, denn sie lachte plötzlich und schüttelte den Kopf. »Nein Havald, jetzt verfalle nicht in einen Wahn! Er ist kein Gott!«
    »Er könnte es sein!«, sagte ich mit belegter Stimme. »Er wird angebetet, als wäre er einer. Diese ganze Stadt ist sein Tempel … was Kolaron erzwingen will, tut ein jeder Legionär aus freien Stücken, sie marschieren noch heute für den Kaiser in den Tod.«
    »Da irrst du dich«, schmunzelte sie. »Jeder Bulle lernt so zu marschieren, dass er lebt. Wir leben alle lieber … für uns und nicht einen Gott oder Kaiser! Gut, ich gebe dir den Punkt, vielleicht wäre es möglich, dass er zu einem Gott wird … wenn der Nekromantenkaiser dieses Ziel verfolgt, und sogar Zokora fürchtet, dass er es erreicht, dann mag es für Askannon auch möglich sein. Aber wenn du ihn von Angesicht zu Angesicht gesehen hast … als du Nerton ansahst, bist du in Ehrfurcht fast erstarrt … wie wir alle; hattest du dieses Gefühl auch bei dem Mann, den du als Kennard kennst?«
    »Nein«, gab ich zu. »Doch das will wenig heißen … ich ahnte auch nicht, wie machtvoll er war, selbst Seelenreißer tat es nicht.«
    »Bist du sicher?«, lächelte sie. »Du hast schon immer von ihm gesprochen, als ob du ihn bewunderst, woher kam das?«
    »Nicht von seiner Macht«, berichtigte ich sie. »Es war eine Art von Ruhe, eine Abgeklärtheit in dem Mann, als ob er jede Prüfung schon bestanden hätte und auf solche Fragen, die mich noch quälen, schon lange eine Antwort hätte.« Ich dachte an den Gelehrten zurück und nickte langsam. »Er wirkte auf mich wie jemand, der den Frieden gefunden hat, nach dem wir alle suchen. Das habe ich an ihm geschätzt und insgeheim bewundert … sonst nichts.«
    Sie sah nachdenklich drein, dann zur Kaiserin zurück. »Sie wurde ermordet, mit seinem Kind in ihr. Er wurde von Balthasar verraten, seine Träume und Pläne zunichte gemacht, gab seinen Thron auf und lief auf diesen fernen Inseln in eine Falle, die ihn, auch wenn wir jetzt wissen, dass er es überlebte, bestimmt geschadet und geschwächt hat. Ich muss an Asela denken, sie erlebte ähnlich schlimme Dinge, in ihr fühlte ich eine kalte Wut und einen ungeheuren Zorn, einen kalten Willen. Sie ist angespannt wie ein Bogen, kurz bevor er bricht. Wenn es so ist, wie du sagst, hat Askannon einen anderen Weg gefunden, kennt die Ruhe, die Asela verwehrt ist. Ich bin froh darum, denn was Asela nunmehr treibt, ist fast so mörderisch wie unser Feind.« Sie sah wieder hoch zu ihrem Kaiser und lächelte ein wenig. »Ich kenne ihn so, wie er hier steht … allerdings meist nicht so fröhlich und zugleich auch weniger verletzlich und offen. Ich habe nie verstanden, warum er sich hier so zeigte, vielleicht, weil es den Mann zeigt, den sie kannte.«
    Ich sah auf den Sockel der Statue, suchte dort nach einem Zeichen, aber auch hier fehlte jede Inschrift. In Askir war der Mann noch heute allgegenwärtig, aber es gab nur eine Statue von ihm, und sie trug nicht einmal den Namen.
    »Wer immer diese Statuen erschuf, er war begnadet«, sagte ich bewundernd. »Sie halten fast noch Leben in sich, und auch noch in tausend Jahren wird jeder, der die beiden hier stehen sieht, verstehen, um was es geht, er hatte recht damit, keine Namen zu vergeben, sie sind nicht nötig.«
    Sie sah mich seltsam an, dann lächelte sie ein wenig.
    »Manchmal, Havald, überraschst du mich doch. Wenn du ihn wiedersiehst, kannst du es ihm selbst sagen, ich denke, er wird sich darüber freuen.«
    »Er war es selbst?«, fragte ich erstaunt.
    »Schau nicht so«, lachte sie.

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