Der Kronrat (German Edition)
es nachgeschmiedet hat und ihm die Magie verlieh.« Ich reichte ihr eine Silbermünze. »Das Bild darauf … Ich kenne diesen Mann. Ich habe mich nur lange geweigert, es zu sehen. Der Mann, der mir begegnet ist, ist weitaus älter, doch die Ähnlichkeiten sind deutlich. An der Kaiserbrücke soll es zwei Statuen geben, von ihm und seiner Frau. Wenn ich ihn dort sehe, werde ich wissen, ob ich mich täusche oder nicht.«
»Ich hoffe, es ist so, wie du sagst«, meinte sie leise. »Es war schon immer mein Glaube, dass er noch leben muss, doch dafür gibt es keinerlei Beweis. Als Asela sagte, dass sie ihn sterben sah … Ich wollte die Hoffnung nicht aufgeben, aber es war schwer.« Sie sah zu mir. »Meinst du, dass es wahr ist? Dass die Nachricht von meinem Tod ihn so getroffen hat, dass er seinen Schutz vernachlässigte?«
»Ich weiß nicht, was mit Asela los ist«, antwortete ich. »Aber ich glaube nicht, dass sie Grund zur Lüge hat. Ich habe kürzlich erst gelernt, dass er beinahe eine Tochter gehabt hätte. Vielleicht warst du für ihn eine Art Ersatz.«
»Vielleicht«, sagte sie bedrückt. »Er sprach einmal davon, dass ich so alt sei wie seine Tochter es jetzt wäre.«
»Dein Vater war Gouverneur in Gasalabad«, erinnerte ich mich. »Ein kaiserlicher Beamter also. Kam er aus dem Land?«
»Nein. Er kam aus Askir und diente als Feder in den Legionen, bevor er zum Diplomaten wurde.«
»So siehst du nicht aus. Dunkle Haut, schwarzes Haar, eine glutäugige Schönheit. Und Serafine sah Helis zum Verwechseln ähnlich.«
»Es ist kurios, nicht wahr? Ich scheine mit mir selbst verwandt zu sein. Meine Mutter kam aus Bessarein, glaube ich jedenfalls. Mein Vater und auch der Kaiser sagten, ich hätte ihre Nase.«
»Nur die Nase?«, sagte ich. »Ich gebe zu, der Rest ist hässlich, aber deine Nase verdreht mir den Kopf!«
»Ach du!«, rief sie und schubste mich. »Hör auf … Was ist?«
»Dort drüben«, meinte ich. »Siehst du den Kerl im grauen Umhang? Der gerade so tut, als gäbe es an dieser Mauer etwas Wundersames zu entdecken?«
»Ja. Was ist mit ihm?«
»Er hat uns verfolgt. Eben war noch ein anderer bei ihm.«
»Sollen wir uns mit ihm unterhalten?«, fragte sie und lockerte ihre Dolche in den Ärmeln.
»Ich bin dafür.«
»Ich hole ihn mir«, teilte sie mir mit. »Halte du nach dem anderen Ausschau.«
Ich nickte nur, mir lag auf der Zunge zu protestieren, sie zu bitten, auf sich achtzugeben, aber Serafine wusste meistens, was sie tat.
Sie löste sich von mir, und plötzlich hatte ich Mühe, mich nicht von ihr ablenken zu lassen, als ich nach dem anderen Kerl Ausschau hielt, denn so, wie sie jetzt ihre Hüften schwang, hatte ich sie noch nie gesehen. Mit einer Geste zog sie ihre Kapuze zurück, schüttelte das Haar aus, löste den Umhang ein Stück, legte auf kecke Weise den Kopf schief und ging direkt auf den Mann zu, der immer noch die Wand vor sich studierte.
»Sagt, Ser? Wollt Ihr ein Los kaufen, vielleicht für einen Kuss?«, fragte sie mit rauchiger Stimme und sah ihn mit weiten Augen hingebungsvoll an. Beinahe hätte ich mich verschluckt.
Der Mann sah hastig zu ihr. Er wusste, dass er entdeckt worden war, und schien etwas verwirrt.
»Nein … Sera«, stammelte er überraschend höflich. »Danke, nein.«
»Wirklich nicht?«, fragte Serafine und schürzte ihre Lippen. Der Mann wandte sich ihr jetzt direkt zu. »Nein«, sagte er verlegen. »Ich bin vergeben. Nicht, dass Ihr mir nicht gefallen würdet …« Er sah sich panisch nach Hilfe um. Ich folgte seinem Blick und bemerkte den anderen, der unauffällig näher kam.
Serafines Knie schoss hoch und traf den Mauerbewunderer in die Kronjuwelen. Als der keuchend niederging, schlug sie ihm den Griff eines Dolches zielgenau in den Nacken. Es sah aus, als sei der Mann einfach zusammengeklappt, so schnell ging es.
Der andere hörte auf, Unauffälligkeit vorzutäuschen, und kam herbeigerannt – an dem Hauseingang vorbei, in dem ich unauffällig herumstand.
Ich brauchte nicht mehr zu tun, als ihn am Hals zu packen und seinen Schwung zu nutzen, um ihn in die Mauer zu lenken und den Dolch aufzuheben, den er fallen gelassen hatte.
»In den Garten«, meinte Serafine, als ich mit dem zweiten Mann über der Schulter zu ihr kam, und wies auf eine kleine Gittertür, die offen stand und den Blick in einen kleinen Garten hinter einem Haus freigab. Ich griff den ersten beim Kragen und zog sie beide in den Garten. Dort kam eine junge Frau aus einer Tür, sah
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