Der Kronrat (German Edition)
tragen.«
»Ich habe es nicht vergessen«, sagte ich und log nur ein wenig dabei, es wäre mir bestimmt noch eingefallen.
»Orikes teilte mir mit, Ihr wollt Euch in Eurem Arbeitszimmer in der Zweiten einrichten?«
»Ja«, nickte ich. »Es gibt zu viel zu tun, ich brauche einen Ort, an dem ich planen kann.«
»Kennt man Euch eigentlich schon dort?«, fragte er mit leichtem Lächeln.
»Ich denke, man wird mich kennenlernen. Kommandant … wie nötig ist es, dass Kasale in Gasalabad verbleibt? Ich brauche sie hier.«
»Wollt Ihr die Zweite Legion kampfbereit haben, dann lasst sie dort, wo sie ist. Ihr habt mit ihr ein großes Glück … sie war maßgeblich daran beteiligt, dass Ihr die Legion erhalten habt.«
»Es war nicht die Entscheidung des Kaisers?«, fragte ich verblüfft.
»Des Kaisers?«, fragte er und schien erstaunt. »Die Magie des Rings ist eindeutig, dennoch war ich nicht bereit, Euch einfach so zu vertrauen, nein, es war Kasale, die darauf drängte, Euch sehr ernst zu nehmen. Ihr habt sie mit dem Zeichen beeindruckt, das ihr dort an der Wehrstation hinterlassen habt.«
»Ich meinte nicht den Ring«, sagte ich. »Was hat er selbst dazu gesagt?«
»Seitdem er abdankte und verschwand, hat ihn niemand mehr gesehen«, sagte Keralos. »Ich dachte das wüsstet Ihr?«
»Ihr seid sein Statthalter in Askir, ich dachte …«
Er schüttelte den Kopf. »Ich halte mich an seine Gesetze, mehr an Leitung habe ich nicht von ihm. Glaubt mir, niemand wäre glücklicher als ich, wäre er wieder hier! Habt Ihr die Hoffnung gehabt, er regierte doch insgeheim?«
»Ja«, gab ich unverblümt zu.
Er schien etwas erheitert. »Ich fürchte, Ihr müsst Euch an mich halten, Ser General. Ich hoffe nur, dass er noch lebt … obwohl ich denke, dass, wenn er noch lebte, ihn die Geschehnisse der letzten Wochen schon längst aus seinem Versteck gelockt hätten.«
»Er lebt, Kommandant. Ich habe ihn selbst gesehen.«
Er sah mich traurig an und schüttelte den Kopf. »Wenn Ihr wüsstet, wie oft jemand meint, ihn gesehen zu haben, und doch war es immer eine Täuschung. Es gibt wenig, was ich mehr wünsche, als ihn vor mir stehen zu sehen, denn wenn er noch lebt, gäbe es noch Hoffnung.«
Ich sah ihm nach, wie er davonging. Hatte er es noch immer nicht verstanden? Hoffnung macht man sich selbst. Es gab immer einen Weg.
28. Von Eulen und Regen
Als ich, zerschlagen und von meinem Blut befleckt, die Tür der Zweiten Legion aufstieß, fand ich den Vorraum eher noch voller als beim letzten Mal. Ich ignorierte den neugierigen Blick und trat an die Schranke heran, die den Vorraum teilte, dahinter saß ein Schwertsergeant an seinem Tisch und sah mich unwillig an.
»Du warst doch schon mal hier?«, stellte er fest und sah auf meine Hand herab. »Immer noch keine Akte, wie ich sehe? Es bleibt dabei … ohne eine solche bist du hier falsch!«
»Zudem hilft es nicht, dass du nach einer Prügelei hier hereinstolperst. Bist du betrunken?«, fragte sein Tischnachbar und wies mit dem Federkiel zur Tür. »Am besten verziehst du dich ganz schnell, bevor du dich hier auch noch erbrichst, wenn, dann wirst du wünschen, nie hereingekommen zu sein!«
»Ist Generalsergeant Rellin von der Dritten bereits hier?«, fragte ich, und er sah mich misstrauisch an.
»Ja«, sagte er dann. »Sie wartet auf den General. Was willst du von ihr?« Er musterte mich, und dann weiteten sich seine Augen. »Sie hatte ein … Gespräch mit ihm«, meinte er dann deutlich leiser, offenbar war ihm das Kupfer endlich in den Sack gefallen, und er war darauf gekommen, dass es einen Zusammenhang zwischen meinen Beulen und den ihren geben könnte. Hastig hob er mir die Schranke an, dass ich durchtreten konnte, und wies mit einer Geste zur linken Tür dahinter.
»Delter!«, fragte der Korporal erstaunt. »Was macht du da?«
»Danke, Sergeant«, meinte ich höflich, nickte dem Korporal zu, der jetzt erst zu ahnen schien, wer vor ihm stand, und betrat das Kommandeurszimmer der Zweiten Legion.
Rellin war schon da, sie hatte sich neu eingekleidet, militärische Haltung angenommen und stand in der Mitte des Raums.
Mein Amtsraum war deutlich größer als der des Generalsergeanten und besaß drei schmale Fenster, die in die dicke Mauer gebrochen waren. Ein Schreibtisch stand an der fernen Wand, mit einem bequemen Stuhl dahinter, vor dem Schreibtisch befanden sich an den Seiten je zwei Stühle. Direkt gegenüber der Tür stand noch ein zweiter Schreibtisch, der des
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