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Der Kronrat (German Edition)

Der Kronrat (German Edition)

Titel: Der Kronrat (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Schwartz
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herbei, der mir sofort ein Tablett mit gefüllten Kelchen vor die Nase hielt. Ich stellte meinen leeren darauf ab. »Guter Mann«, sagte ich ihm, »besorgt mir einen Becher Bier.«
    Er sah mich beinahe entsetzt an, nickte aber und eilte eilfertig von dannen.
    »Was habt Ihr mit ihm gemacht?«, fragte eine tiefe Stimme höflich. Ich sah zu dem Baronet herab, der dem Diener nachsah und dann zu mir hochlächelte. »Er sieht aus, als hättet Ihr ihn erschreckt.«
    »Ich sagte ihm, er soll mir ein Bier besorgen.«
    »Oh«, meinte er und lachte leise. »Ja, das hat ihn sicherlich erschreckt!«
    »Die Bardin Taride vom Silbermond, Baronet von Freise, Lanzengeneral Graf von Thurgau, Stabsmajor Helis aus dem Haus des Adlers«, stellte Stofisk uns vor.
    Ich wollte der blonden Frau freundlich zunicken, als ich etwas spürte, das dem glich, das ich heute Morgen bei der Statue des Kaisers gefühlt hatte. Etwas, das mich zwang, es nicht vollständig wahrzunehmen.
    Ich setzte ein Lächeln auf, während mir nach Weinen zumute war. Welche bessere Tarnung gab es für einen Nekromanten, als sich als eine Bardin auszugeben? Sie erfuhr viel und hatte, wie man hier sah, Zugang zu den besten Kreisen. Aber die Gedichte, die ich gelesen hatte, besaßen zu viel an Seele, um von einer Verfluchten zu stammen. Die Folgerung war, dass die echte Bardin tot oder ihre Seele übernommen worden war. Ich zwang mich, ihren Gruß höflich zu erwidern, während ich überlegte, wie ich sie in den Garten locken konnte. Ich wollte sie nicht vor allen Gästen erschlagen. Zugleich stemmte ich meinen Willen dem Trugbild entgegen, denn ich wollte wissen, welche Fratze sich unter ihrer Schönheit verbarg, und wie bei der Statue des Kaisers gelang es mir letztlich. Ich seufzte erleichtert auf.
    Ihre Augen schnellten zu mir herüber. Die Frau besaß sehr gute Instinkte, doch für sie war die Gefahr gebannt. Ich beugte mich zu Serafine hinüber.
    »Die Bardin ist eine Elfe«, flüsterte ich ihr zu, und Serafine nickte und strahlte mich an. »Ich weiß«, sagte sie genauso leise. »Sie ist Imras Schwester!« Sie zog mich näher an sich heran, sodass sie leiser sprechen konnte. »Bald, in ein paar Hundert Jahren, wird sie die Königin der Elfen sein.« Bei den Elfen wurde der Königsthron, oder das, was bei ihnen der Königswürde entsprach, in den allermeisten Fällen über die weibliche Linie weitergegeben. Könige hatte es wohl auch gegeben, vor allem in Kriegszeiten, aber sie waren fast noch seltener als bei den Menschen die Königinnen, obwohl es bei diesem Kronrat gleich zwei geben würde. Nachdem die Magie sie nicht mehr tarnte, wirkte Taride nicht sehr verändert, allerdings waren jetzt die feinen Linien ihres Gesichts deutlicher zu erkennen. Das, was ich für den Zauber eines Nekromanten gehalten hatte, war nur der Versuch einer schönen Frau, etwas weniger auffällig zu sein. Während Imra mit jeder Faser als Elfenprinz zu erkennen war, schien das Taride völlig abzugehen. Außer ihrer Schönheit gab es wenig, das ihr Erbe verriet.
    Bevor unser Tuscheln zu unhöflich wurde, trat Serafine an Taride heran, die sie ihrerseits musterte, als würde sie eine Erinnerung jagen. »Taride«, sagte Serafine mit einem warmen Lächeln. »Vielleicht erinnerst du dich an mich, als Kinder haben wir zusammen gespielt. Ich war mit dir und deinem Bruder befreundet.«
    »Serafine!«, entfuhr es der Bardin. Es bewies, dass man zumindest die hellen Elfen überraschen konnte. Sie öffnete ihre Arme. »Wie kann das sein?«
    »Das ist eine lange Geschichte«, sagte Serafine und zog die Bardin auf den Balkon hinter mir, wo die beiden sofort die Köpfe zusammensteckten und zu flüstern begannen.
    Wir drei sahen zu den Frauen, dann lachte der Baronet leise, während Stofisk sehr nachdenklich wirkte.
    »Und schon wurde sie mir gestohlen«, meinte der Baronet und musterte nun mich genauer. »Die Männer kann man wenigstens verwarnen, bei den Seras muss man hilflos leiden.«
    Ich deutete eine Verbeugung an. »Ich kann Euch gut verstehen«, gab ich mit einem Lächeln zurück. »Mir geht es nicht viel anders.«
    Stofisk sah von mir zu Baronet von Freise und zurück, dann lachte er. »Nun habt Ihr Euch gegenseitig verwarnt, dann kann ich ja gehen«, sagte er. »Ich werde darauf achten, dass Euch niemand zu nahe kommt.«
    Der Baronet lachte. »Tut mir leid, Ser General«, sagte er mit einem entwaffnenden Lächeln. »Es mag unhöflich gewesen sein, aber es erspart viel an

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