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Der Kronrat (German Edition)

Der Kronrat (German Edition)

Titel: Der Kronrat (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Schwartz
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erheiternd!«
    »Sie meint die Intrigen auf dem Ball«, erklärte der Leutnant flüsternd, als wir uns der Hörweite der Sera entzogen hatten. »Ihr solltet mich bald darüber unterrichten, welche Gerüchte Ihr verbreitet sehen wollt. Was sie angeht, seid vorsichtig mit ihr, Ser General«, fuhr er dann fort. »Sie ist eine Dolcette, eine Künstlerin darin, andere lebend auszuweiden, während sie noch lächeln müssen.«
    Ich sah zu der Matrone zurück. »Was sagt Ihr?«, fragte ich entsetzt.
    »Auf gesellschaftlicher Ebene«, erklärte der Leutnant in ernstem Ton. »Wenn sie es sich in den Kopf setzt, macht sie ihre Ziele unsichtbar.« Er sah meinen fragenden Blick. »Sie sorgt dafür, dass man einen nicht mehr sehen will … es schließen sich dann tausend Türen, und meist folgt der Ruin, weil niemand mehr mit einem Handel treiben wird. Die Töchter finden keinen Ehemann und die Söhne keine Frauen. Für manche ist das schlimmer als der Tod … Soltar verheißt immerhin die Wiedergeburt, so gnädig ist die Tante nicht.«
    »Oh«, sagte ich und sah zu der Matrone zurück, die sich gerade wieder durch das Fenster in das Innere der Kutsche zwängte … sie bemerkte meinen Blick und winkte mir fröhlich mit dem Fächer zu.
    »Das«, sagte Serafine leise, »ist das Schlachtfeld, vor dem Leandra dich warnte.« Sie sah zu dem Leutnant hin, dessen Fröhlichkeit vollends verschwunden war. »Ich glaube, Havald«, sagte sie, »dass es überaus klug von dir war, den Leutnant in deinen Stab zu rufen.«
    »Danke, Sera«, sagte Stofisk und verbeugte sich leicht vor ihr.
    »Es war deine Idee, Finna«, meinte ich dazu; während sie mich noch erstaunt ansah, wandte ich mich dem Leutnant zu. »Es ist kein Spiel, nicht wahr?«
    »Nein«, sagte dieser ernst. »Das ist es nicht. Nicht, wenn ein Wort reicht, um ganze Familien in den Ruin zu treiben, ihnen die Zukunft und die Ehre zu nehmen … das gab es oft genug, dass einer einen solchen Ball verließ, sich von der Eskorte ein Schwert lieh, um sich dann hineinzustürzen, manchmal rettet es dann noch die, die man liebt. Seid über alle Maßen vorsichtig, Ser Lanzengeneral. Ich hörte, dass man einen Sündenbock für die Flut sucht und dass die Wahl auf Euch gefallen sei.«
    »Gibt es hier solche, die Ihr liebt?«, fragte ich im Plauderton.
    »Ja«, sagte der Leutnant. »Nicht viele, aber ja. Warum?«
    »Ihr könntet ihnen raten, dass ich kein Sündenbock bin. Wer darin irrt, braucht sich meist kein Schwert zu leihen.«
    Serafine zog scharf die Luft ein, und der Leutnant blieb stehen, sah mich sehr nachdenklich an.
    »Sehr doppeldeutig«, stellte er fest und musterte mich nachdenklich. »Wisst Ihr denn, mit wem Ihr es hier zu tun habt?«
    »Nein«, sagte ich. »Wohl kaum. Was sie nicht verstehen, Ihr aber verstehen solltet, ist, dass es für mich nicht von Belang ist, wer sie sind. Nicht für den Nekromantenkaiser, und auch nicht für mich.«
    »Ich verstehe nicht …«
    »Ja, erkläre es«, meinte Serafine fast schon kühl. »Denn ich verstehe auch nicht, was du sagen willst. Willst du diesen Leuten drohen?«
    »Nein«, teilte ich den beiden mit. »Ich drohe nicht. Ich mag es nur nicht, wenn man mir droht. Ich werde dann sehr leicht uneinsichtig. Ich denke dann, dass der, der einen Streit mit mir sucht, wer es auch sein mag, sich nicht beschweren kann, bekommt er ihn dann auch.«
    »Ich werde Euren Rat beherzigen«, sagte der Leutnant nach einer langen Pause.
    »Und ich den Euren«, lächelte ich. »Wenn es hilft, Streit zu vermeiden, ist es mir mehr als recht.« Ich wies auf eine Kutsche, aus der eine junge Sera unserem Leutnant aufgeregt zuwinkte. »Jemand ruft Euch heran, also, stellt uns vor. Ich verspreche auch zu lächeln.«
     
    Der Ballsaal war ein großer Raum von bestimmt drei Stockwerken Höhe und in regelmäßigen Abständen von Säulen eingefasst. Auf der rechten Seite, auf der wir uns befanden, gingen zwischen jedem Säulenpaar zwei Türen auf einen kleinen Balkon hinaus, der in etwa zwei Schritt Höhe in den kleinen Garten hinter dem Haus hineinragte. Dort fand sich auch das, was ich bald dringend brauchen würde: frische Luft.
    An der Wand uns gegenüber waren Spiegel angebracht, die dem Raum noch zusätzliche Größe verliehen. Am einen Ende gab es eine Plattform, auf der ein Orchester gesetzte Stücke spielte, am anderen Ende führte eine kleine Treppe in den Raum herab, sodass Neuankömmlinge von allen gut gesehen werden konnten. Drei Kronleuchter hingen von der

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