Der Kronrat (German Edition)
seiner Wanderung einen jungen Gelehrten mit einem außerordentlichen Talent zur Magie, und sie freundeten sich an. Mein Vater war es, der diesen jungen Mann die Grundzüge der Magie lehrte. Zu seinem Erstaunen übertraf dieser ihn bald darin. Wie er später sagte, war es nicht allein Macht, die dieser junge Mann besaß, sondern auch eine besondere Art des Denkens. Er erkannte Dinge und Zusammenhänge, die es ihm erleichterten, die Magie tiefer zu verstehen als jeder andere.«
»Askannon, nehme ich an?«, sagte ich.
»Wer sonst? Nun, der Gelehrte fand Anstellung an König Rogamons Hof, der damals über Aldane herrschte. Es stellte sich heraus, dass dieser König ein Nekromant war und nach der Seele des Gelehrten gierte. Es kam zu einem Kampf, den Askannon gewann, und mit dem Kampf gewann er so auch Aldanes Krone. Doch der König war zu mächtig, um einfach so erschlagen zu werden. Askannon brachte ihn zu einem fernen Tempel des Göttervaters und ließ ihn dort in Ketten legen. Doch es gibt Gerüchte, dass der Seelenreiter von dort entkam und seither nur an seine Rache denkt. Askannon hatte ihn nicht nur besiegt, sondern auch jeden aus seiner Linie erschlagen, auch jeden anderen Nekromanten, dessen er habhaft werden konnte.«
»Ich dachte, er hätte den Prinzen leben lassen?«
»So sagt man, doch das ist gelogen. Er ließ einen aus der Familie leben, der unberührt von diesem Fluch war, einen fernen Verwandten. Askannon beging den Fehler, seinen alten Feind zu vergessen. Jahrhunderte lag der in Ketten und wurde von Tag zu Tag geschwächt, während Askannon von Triumph zu Triumph eilte – bis er Astartes Segen erhielt und das Weib fand, das zu ihm passte.« Sie schmunzelte. »Kaiserin Elsine war in vielen Dingen sein Gegenstück, eine Frau von außerordentlicher Klugheit und Gelehrsamkeit, zugleich aber auch eine Kriegerin, die tief im Süden über ein kleines Reich herrschte. Man verehrte sie dort als Göttin oder Halbgöttin, und wie Askannon auch, blieb sie von der Zeit unberührt. Sie traten zusammen vor die Göttin, und mein Vater Talisan übergab die Braut dem Kaiser. Ich war damals gerade erst geboren. Serafine hat den Kaiser erst danach kennengelernt, als dieser schon verloren hatte, was er am meisten liebte.«
Serafine nickte nur.
»Zu diesem Zeitpunkt war der Nekromant im Tempel schon lange entkommen. Der Kaiser bemerkte, dass jemand im Verborgenen seine Pläne störte. Damals stand die Kaiserin kurz vor ihrer Niederkunft, eine falsche Meldung lockte den Kaiser von ihrer Seite weg, und jemand überfiel sie in ihrem Sommersitz. Mein Vater war bei ihr, da der Kaiser sie nicht ohne Schutz zurücklassen wollte, und obwohl die Kaiserin hochschwanger war, kämpften sie Rücken an Rücken gegen dunkle Magie und eine Übermacht. Als es offenbar wurde, dass sie nicht bestehen konnten und die Kaiserin so schwer verletzt war, dass es keine Hoffnung mehr gab, bat sie meinen Vater um zwei schwere Dienste. Zum einen, dass er sie nicht lebend in die Hand des Feindes fallen lassen dürfte, und zum anderen, dass er sich retten sollte, damit Askannon davon erfahren und Rache üben konnte.«
»Ihr meint …«, begann ich atemlos, und sie nickte.
»Mein Vater kehrte lebend, aber gebrochen zurück. Er erzählte darüber nur das Nötigste, und bald tat er sich mit Askannon zusammen, um den zu suchen, der dieses Verbrechen begangen hatte. Doch es war umsonst, wer auch immer es gewesen war, von ihm fehlte jede Spur. Auch die Kaiserin wurde nie gefunden.«
»Bitte?«, fragte ich überrascht. »Ich dachte, es gäbe ein Grab hier in Askir?«
»Einen Ort des Gedenkens«, berichtigte Taride. »Mehr ist es nicht.«
»Orikes ist fest davon überzeugt, dass sie dort liegt«, wandte ich ein, doch sie schüttelte traurig lächelnd den Kopf.
»Ich weiß es von meinem Vater selbst. Er kehrte an Askannons Seite zu dem Ort zurück. Sie war verschwunden. Mein Vater dachte, dass der Feind ihren Körper gestohlen hatte, um den Kaiser nur noch mehr zu quälen. Ihr Sarkophag ist leer, nehmt mein Wort darauf.«
»Kann die Kaiserin also überlebt haben?«, fragte ich und fühlte, wie mein Puls zu rasen begann.
»Nein«, sagte die Elfe traurig und schüttelte den Kopf. »Es gab einen Grund für den Gram meines Vaters, denn er hatte ihren letzten Wunsch erfüllt. Jahrhundertelang waren mein Vater und der Kaiser Freunde, und obwohl Askannon verstand, stand diese Tat fortan zwischen ihnen. Es vergingen weitere Jahre, in denen der Kaiser
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