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Der Kronrat (German Edition)

Der Kronrat (German Edition)

Titel: Der Kronrat (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Schwartz
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»Es ist schlimm, es kommen zu sehen. Ihr seid nicht der Erste, der das denkt, auch mein Vater ist davon überzeugt, dass es sich so abspielen wird. Die Weiße Flamme – Ihr wisst von dem Kult, nehme ich an – ist zur Zeit sehr rührig. Ein Aufstand in Aldane käme den Nekromanten gerade recht.«
    »Es ist der günstigste Weg, eine Stadt zu nehmen. Wie ist die Lage in Eurer Kronstadt?«
    »An der Oberfläche ist es ruhig, doch im Dunklen gärt es. Es ist schwer zu glauben, dass ein Aberglaube solchen Einfluss haben kann.«
    »Ja«, sagte ich, griff in meine Jacke und entnahm ihr zwei Blätter. »Habt Ihr einen dieser beiden Sers schon einmal gesehen?« Ich tat es mehr, weil sich die Gelegenheit anbot, als dass ich ernsthaft darauf hoffte.
    »Wer sind sie?«, fragte der Baronet, während er die Blätter studierte.
    »Der Schönling ist der Feind, Kolaron Malorbian. Manchmal ist es erschreckend, dass man nicht hinter die Gesichter blicken kann.« Die Zeichnung war nach Nataliyas Beschreibung angefertigt worden.
    »In der Tat«, meinte er. »Und der andere?«
    »Ein Eulenschüler aus alter Zeit. Er sollte schon lange tot sein, aber das gilt auch für mich.«
    »Wie ist sein Name?«
    »Erinstor.«
    »Wisst Ihr«, sagte er dann langsam, »Ihr habt diese Bilder dem Richtigen gezeigt. Ich besitze ein sehr nützliches Talent. Was ich einmal gesehen habe, vergesse ich nicht mehr.«
    Das Talent schien es häufiger zu geben, auf jeden Fall war es nützlicher, als mit Vögeln reden zu können. Oder Blumen. Er reichte mir die Blätter zurück. Ich war nicht überrascht, dass er keinen erkannte.
    »Dieser Eulenschüler … Was hat er getan?«
    »Einen uralten Nekromanten befreit, der unter einem Tempel gefangen lag.« Seine Augen weiteten sich, und ich hob rasch die Hand. »Kein Grund zur Sorge, Baronet«, beeilte ich mich zu sagen. »Das Verbrechen ist schon vor langer Zeit geschehen und wurde kürzlich erst entdeckt.«
    »Das ist es nicht«, sagte er leiser. »Bei den Worten Nekromant und Tempel fiel mir etwas ein, das ich als Kind gehört habe, als mein Vater sich mit der Königin unterhielt. Sie gingen beide davon aus, dass niemand sie hörte. Ich war damals noch ein Kleinkind, kein Grund also, dass ich mich daran erinnern würde. Sie wussten noch nicht, dass ich dieses Talent besitze.«
    »Wollt Ihr davon erzählen?«
    Er seufzte. »Es ist eine Familienschande, wenn Ihr so wollt, denn der Nekromant, um den es hier ging, war einst Rogamon, der König von Aldane. Es gab damals noch zwei Nertontempel, einen hier, wo später Askir entstand, der andere weiter südlich, näher an Aldar. Askannon brachte den Nekromanten hier zu diesem Tempel und ließ ihn von den Priestern binden, ursprünglich auch, um den Mann von Aldar fernzuhalten. Es hieß, dass dieser Nekromant in Seelen flüstern und mit seiner Stimme eigene Gedanken verdrängen konnte, wenn man im Geist nicht gefestigt war.«
    Ich spürte, wie mein Herz zu pochen begann.
    »Könnt Ihr mir mehr darüber berichten? Es scheint der gleiche Mann zu sein.«
    »Ich hatte es befürchtet«, sagte er und schüttelte den Kopf. »Aber mehr weiß ich nicht. Taride ist eine Bardin mit einem umfangreichen Wissen über die Geschichte. Wir könnten sie fragen.«
    Er hob die Hand, um die Aufmerksamkeit der Bardin auf sich zu lenken, und die beiden Seras traten heran.
    »Taride«, meinte er. »Der Lanzengeneral erzählte mir von einem Nekromanten, der in einem Tempel des Göttervaters gefangen lag. Ich weiß nur, dass es König Rogamon war. Weißt du mehr darüber zu berichten?«
    Die Bardin nickte langsam. »Ja. Aber nicht gern, denn diese Geschichte berührt auch mich und geht mir nahe. Aber wenn es hilfreich ist.«
    »Das wissen wir nur, wenn wir sie gehört haben«, meinte ich.
    »Gut«, sagte sie mit einem Seufzer. »Ich spare mir die Verse und erzähle sie euch so. Ich bin nicht in der Stimmung, sie zu singen.«
    »Das dürfte reichen«, sagte ich, während Serafine an meine Seite trat.
    »Mein Vater, müsst Ihr wissen«, begann sie ihre Geschichte, »war für unser Volk ein großer Mann. Er stammte aus der Linie eines Helden, der unser Volk von einer fernen grünen Küste hierher geführt hatte. Sein Name war, wie sein Vorfahr, Talisan, und er war nicht nur ein großer Krieger, sondern auch der größte unserer Barden. Zugleich war er ruhelos und glich darin mehr den Menschen als dem hohen Volk. Er durchstreifte die Lande in der Verkleidung eines Barden.« Sie lächelte. »Er traf auf

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