Der Kronrat (German Edition)
Missverständnissen.« Er sah zu der Bardin, und die Art, wie sie seinen Blick erwiderte, zeigte mir, dass sie sich nahestanden.
»Wisst Ihr, was sie ist?«, fragte ich leise.
Seine Augen zogen sich zusammen. »Wenn ich es nicht wüsste, was würdet Ihr dann sagen?«
»Eine schöne Frau.«
»Ja«, seufzte er. »Ich weiß, was sie ist, aber ich werde mich davon nicht beirren lassen. Ich bin für jeden Atemzug dankbar, den ich in ihrer Nähe verweilen darf.« Er sah meinen Blick und lachte. »Wir Aldaner tragen das Herz auf der Zunge, wenn es um solche Dinge geht. Wir sind hoffnungslos Astartes Zauber verfallen. Ich hoffe, es ist Euch nicht peinlich. Außerdem …« Er schmunzelte ein wenig. »Sobald ich wieder gehen kann, werden wir vor die Göttin treten, es ist ein offenes Geheimnis.«
»Meine Glückwünsche, Baronet«, sagte ich und meinte es ehrlich. Vielleicht verspürte ich auch einen gewissen Neid.
»Danke«, meinte er, und sein Blick wurde forschender. »Ich habe von Euch gehört. Di Cortia zeigte sich von Euch beeindruckt, und mein Cousin hätte Euch gern gesehen. Darf ich fragen, warum Ihr die Einladung abgelehnt habt?«
»Ich musste in dringender Angelegenheit aufbrechen, es blieb mir keine Zeit.«
»Zu den Feuerinseln, um Eure Königin zu retten«, meinte er. »Eine Entschuldigung, die jeder Prinz akzeptiert. Da das Lamento gegeben wurde, hat man es Euch nicht krummgenommen.«
»Erklärt mir eins, Baronet«, fragte ich höflich. »Wenn jeder das Lamento zu vermeiden sucht, warum wird es dann gegeben?«
»Es entsprang der Feder eines meiner Vorfahren, und er bestimmte per Dekret, dass es einmal im Jahr für zehn Tage gespielt werden müsste.« Er schüttelte schmunzelnd den Kopf. »Eine Form von Willkür, die gerade noch erträglich ist. Wie empfindet Ihr Askir?«, fragte er.
»Groß.«
Er lachte. »Ich hörte, Ihr wärt sehr direkt, und das scheint auch zu stimmen.« Er blickte zu beiden Seras und seufzte. »Was denkt Ihr, was ist der nächste Zug des Nekromantenkaisers?«
Nach dem, was ich gehört hatte, hatte er gegen einen Nekromanten gekämpft und mitgeholfen, den Angriff auf Askir abzuwehren. Er zumindest schien die Bedrohung ernst zu nehmen.
»Ich gehe davon aus, dass er wild entschlossen ist, Askir zu nehmen«, sagte ich leise. »Wäre ich an seiner Stelle, hätte ich Truppen den langen Weg über Land geschickt, vor Monaten, vielleicht schon vor Jahren. Doch über eine Landstrecke ist die Versorgung schwer und ungewiss, zumal das Land auf dieser Route ihm ebenfalls unbekannt sein sollte.« Zumindest zeigten die Karten auf dem Schiff, das wir geentert hatten, weiße Flecke. »Wenn er ernsthaft gegen uns vorgehen will, bleibt ihm nur eines zu tun: Er muss einen Hafen für sich gewinnen. Nur drei bieten sich dazu an, Askir selbst, was er vorerst nicht wagen wird, der von Janas, der allerdings von der Flut verwüstet ist, und …«
»Aldar«, ergänzte der Baronet. »Auch wir haben schwere Schäden von der Flut davongetragen, doch in drei bis vier Wochen wird der Hafen wieder nutzbar sein. So weit denken wir gleich, auch der Prinz und mein Vater teilen diese Befürchtung. Ihr kennt den Feind ganz gut, wie wird er vorgehen wollen?«
»Ich kann auch nur raten. Ohne Truppen wird er hier nicht siegen, und noch einmal ein solches Tor zu öffnen, wird ihm nicht gelingen. Er hat die Eulen verloren, die er dazu braucht. Er hat nur zwei Möglichkeiten, über See oder über Land. Die Feuerinseln hat er verloren, also werden wir den Feind als Nächstes im Osten zu Gesicht bekommen, oder im Südosten von Bessarein, was ich als unwahrscheinlich erachte, da er durch die Wüste marschieren müsste, und eine Wüste hat schon immer mehr Truppen gefressen als die Berührung mit dem Feind.«
»Also muss er durch die Ostmark.«
»Ja. Dort ist, wie ich hörte, der Ansturm der Barbaren stärker als je zuvor. Etwas treibt sie den Reichsgrenzen entgegen …« Der Diener war zurückgekehrt und hielt mir mit steinernem Gesicht ein Tablett mit einem Bierhumpen entgegen, der zwischen den schmalen Kelchen wie ein Barbar im Tempelchor wirkte. Ich nickte dankend und trank einen Schluck, gut genug und nicht verwässert.
»Da packt mich fast der Neid«, schmunzelte der Baronet, wurde aber sogleich wieder ernst. »Also durch die Ostmark, sagt Ihr?«
»Davon gehe ich aus.«
»Und dann nach Aldane und Aldar, weil er mit dem Hafen dort über See die Versorgung erneuern und Truppen einschiffen kann.« Er seufzte.
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