Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Kronrat (German Edition)

Der Kronrat (German Edition)

Titel: Der Kronrat (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Schwartz
Vom Netzwerk:
Decke, Dutzende Kerzenständer standen herum. Die Kerzenflammen und die gedrängte Masse an geladenen Gästen ließen den Raum sehr schnell warm und stickig werden. Dutzende Sorten von Parfüm mischten sich nicht immer vorteilhaft mit dem Geruch von Puder und Schweiß. Kurz nachdem wir hier angekommen waren, hatte ich mir den Platz an diesem Balkon gesichert und die hohe Tür halb geöffnet. Ohne frische Luft wären mir bald die Knie weich geworden. So taten sie mir nur weh vom langen Stehen.
    Serafine hatte mich für den Moment im Stich gelassen; eine Frau in mittlerem Alter hatte sie geschickt in ein Gespräch verwickelt und unauffällig beiseitegezogen. Dem war vorausgegangen, dass Stofisk eine Nachricht erhielt: Jemand wollte ihn sprechen.
    Die Art des Angriffs entsprach dem eines Paars von Wölfen, das ich einst dabei beobachtet hatte, wie es ein Opfer von der Herde trennte, nur ungleich eleganter durchgeführt. Die Sera hatte Serafine geschickt so weggedreht, dass ich nicht mehr in ihrem Blickfeld stand, und um mich herum hatte sich eine Lücke gebildet, die der andere Wolf zielsicher nutzte.
    Ich stand da und hielt ein Kristallglas mit einem Getränk in der Hand, das schäumte und in der Nase kribbelte. Am Boden des Kelchs wartete eine gefüllte Kirsche darauf, meine »Zunge zu erfreuen«, wie es der Diener ausgedrückt hatte, der uns das Getränk aufdrängte. Ich wusste noch nicht, ob er gelogen hatte, denn jedes Mal, wenn ich daran nippte, hatte ich mit dem Niesreiz zu kämpfen. Ein Bier wäre mir wahrhaftig lieber gewesen. Der Blick, den diese Sera über Finnas Kopf hinweg dem Mann zuwarf, der sich jetzt unauffällig näherte, und eine gewisse Ähnlichkeit dieser Sera mit jemand Bestimmtem, ließen mich ahnen, wer nun hier vor mir stand.
    »Also, Ihr seid der Lanzengeneral«, sprach er mich an. Er war um die fünfzig, besaß eine gewisse Leibesfülle, und seine Kleidung war beinahe einfach. Er folgte nicht der aldanischen Mode, sondern trug Stiefel, Hose, Hemd und eine Jacke aus gutem Stoff, alles maßgeschneidert, aber ohne diese Art der Bestickung, die einem die Tränen in die Augen trieb.
    Ich deutete eine Verbeugung an. »Baron Corten, nehme ich an.« Ich wies mit meinem Glas auf Serafine und die Sera. »Ein vorzügliches Manöver, Baron«, meinte ich mit einem Lächeln. »Aber es wäre gar nicht nötig gewesen.«
    »Hm«, meinte der Baron und lachte dann. »Es beweist, dass man sich für schlauer halten kann, als man es ist.« Er hob seinen Kelch an die Lippen und tat, als würde er trinken. »Es geht um meinen Sohn«, sagte er und schmunzelte, als er mich blinzeln sah. »Ich dachte, Ihr würdet Direktheit schätzen, aber wenn Ihr wollt, können wir auch über das Theater reden, um ein wenig warm zu werden. Ich hörte, Baron di Cortia hätte Euch dazu eingeladen und Ihr hättet abgesagt?«
    »Das ist richtig«, sagte ich. »Doch wir können auch gern direkt zum Punkt kommen.«
    »Da es wohl das Lamento des Buro war, das an diesem Abend gegeben wurde, zeigt es, dass Ihr klug in solchen Dingen seid«, meinte er. »Ich habe nur eine Frage an Euch, Lanzengeneral: Warum habt Ihr meinen Sohn in Euren Stab berufen?«
    »Weil er dort bestens aufgehoben ist«, gab ich zur Antwort, nippte an meinem Glas und musste niesen.
    »Die Götter mögen Euch Gesundheit geben«, wünschte er mir freundlich. »Meint Ihr das ernst?«
    »Ja. Er hat seine Befähigung bereits bewiesen.«
    »Er ist eine sehr kluge Wahl«, meinte er. Er sah mich sorgsam an. »Ihr wisst, dass man Euch anklagen will?«
    »Ja«, antwortete ich und fragte mich, worauf er hinauswollte.
    »Stimmt es, dass Legionen dort auf der Insel waren, die gegen Aldane gezogen wären, wenn der Vulkan nicht ausgebrochen wäre?«
    »Ja. Zwei volle Legionen, die sich am nächsten Tag eingeschifft hätten.«
    »Habt Ihr den Vulkan zum Ausbruch gebracht, um diese Legionen zu vernichten?«
    Ich hielt seinem Blick stand. »Nein. Das lag nicht in meiner Macht, und ich hätte es auch nicht getan. Es wäre schwer geworden, aber es hätte sich ein anderer Weg gefunden, diese Truppen zu besiegen.«
    Er nickte bedächtig. »Sagt mir, was Ihr über meinen Sohn denkt.«
    »Er ist verschwendet an die Legion, aber ich bin dankbar, dass er meinen Stab ergänzt.«
    »Was überzeugt Euch an ihm, Ser General, wenn ich das fragen darf?«
    »Seine Aufrichtigkeit. Er stand mit geradem Rücken vor mir und gab seine Fehler zu.«
    Er blickte an mir vorbei zu der Sera, die mit einem

Weitere Kostenlose Bücher