Der Kronrat (German Edition)
charmanten Lächeln Serafine erneut beschäftigte, als sie zu mir kommen wollte.
»Er hat den Mut dazu«, sagte er leise. Er tat erneut, als würde er trinken, und nickte mir dann zu. »Es war mir eine Freude, Euch kennenzulernen.«
Ich deutete eine leichte Verbeugung an. »Das Vergnügen war auf meiner Seite.«
Ich sah ihm nach, während er gemächlich davonging, dann war auch schon Serafine heran.
»Diese beiden«, meinte sie empört, während sie ein Lächeln auf ihre Lippen legte, »sind ein eingespieltes Paar! Sie hat mich abgefangen wie die schwere Reiterei!«
»Ich habe es bemerkt«, lachte ich. »Ich denke, sie sind nur in Sorge um ihren Sohn.«
Sie schaute der Sera nach, die tat, als würde sie dem Baron nicht die geringste Aufmerksamkeit schenken. »Weißt du, wer unser Stofisk ist?«
»Ich denke schon.« Ich entdeckte einen Blumenkübel, wurde das sprudelnde Gesöff los und fischte die Kirsche heraus. Sie schmeckte in der Tat göttlich.
Die Musik im Hintergrund brach ab, dann fiel mir fast der Kelch aus der Hand.
»Götter!«, hauchte ich. »Sie ist wunderschön.«
»Ja«, sagte Serafine mit einem seltsamen Unterton in ihrer Stimme. »Das ist sie wohl.«
»Die Königin von Illian, Maestra di Girancourt. Zokora von Ysenloh, Priesterin der Solante. Varosch von Illian, Adept des Boron, nebst Gefolge!«, tönte die sonore Stimme von der Tür, durch die Leandra hereinschwebte, in einem weißen Kleid, das so tief ausgeschnitten war, dass ich um jeden ihrer Atemzüge bangte, und ihre Rundungen derart betonte, dass sie keinem Mann in diesem Raum entgehen konnten. Varosch trug die Roben eines Adepten des Boron und Zokora ein langes schwarzes Kleid. Ihnen folgten vier elegant gekleidete Herren, die mir vollkommen fremd waren.
»Hast du Zokora schon einmal in einem Kleid gesehen?«, fragte ich Serafine fassungslos.
»Das ist Eure Königin?«, hauchte Stofisk von der Seite her. Er war gerade von hinten herangekommen.
»Ja«, sagte ich und hob den leeren Kelch zum Gruß, als Leandra zu mir hinsah. Sie schenkte mir ein feines Lächeln, das nicht leicht zu erkennen war, und neigte hoheitsvoll den Kopf, als der Botschafter der Aldaner und seine Tochter sie begrüßten. Mir fiel auf, dass die Tochter die Hand verbunden hatte und ihr ein Finger fehlte. Sie trug den Kopf stolz erhoben, doch in ihren Augen lag eine Wachsamkeit, die sie von den meisten anderen hier unterschied.
»Kein Wunder, dass sie so erfolgreich ist«, meinte der Leutnant leise und ließ mich zu ihm hinschauen. »Es ist das erste Mal, dass ich sie sehe«, fügte er fast entschuldigend hinzu.
»Ist sie das?«, fragte ich ihn. »Erfolgreich, meine ich?«
»Erfolgreich in dem Sinne, dass ihre Bekanntheit wächst und sie als Gast gern gesehen ist. Oh, da ist Baronet von Freise«, meinte er und wies auf einen schlanken Mann, der von einer jungen Frau auf einem Stuhl mit Rädern daran in den Ballsaal geschoben wurde. »Die blonde Frau ist die Bardin Taride vom Silbermond.« Er sah zu mir und Serafine. »Ihr solltet beide kennenlernen. Er ist der Neffe von Herzog Haltar, dem Regenten von Aldane, und hat das Ohr des Prinzen. Es heißt, er sei sein engster Berater. Und die Bardin …« Er lächelte. »Sie verfügt über die Magie einer schönen Frau und eine elfengleiche Stimme. Seit dem Angriff Thalaks auf den Ständeball sind die beiden Helden. »
Ich sah mir das Pärchen an. Der Baronet war bleich und abgemagert, ein großer Mann mit breiten Schultern, der von seinen Wunden noch nicht genesen war. Obwohl er in diesem Stuhl saß und sie ihn schob, schien das Sitzen ihn schon anzustrengen, doch seine auffällig blauen Augen waren wach, und ihnen schien kaum etwas zu entgehen. Er war, wie die meisten Aldaner hier, kostbar gekleidet, aber sein teures Wams war ihm zu groß geworden. Von der Bardin hatte ich bereits gehört. Ich besaß sogar einen dünnen Band mit Gedichten, die aus ihrer Feder stammten. Ihre Poesie hatte mich schon mehr als einmal fast zu Tränen gerührt.
Viele der Seras hier trugen gewagte Kleider, aber ihres war das atemberaubendste. Als sie sich jetzt vorbeugte, um dem Baronet etwas zuzuflüstern, konnte man kaum etwas anderes tun, als zu hoffen, dass sie nicht aus ihrem Kleid herausfiel. Warum es nicht geschah, gehörte wohl zu den Geheimnissen, die schöne Frauen haben.
Stofisk eilte davon, um das Paar in unsere Richtung zu lotsen.
»Er scheint wirklich jeden hier zu kennen«, stellte ich fest und zog mir einen der Diener
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