Der Kronrat (German Edition)
versuchte, wieder Freude an seinem Leben zu finden, doch es fiel ihm schwer. Dann plötzlich versiegte der Weltenstrom, nahm Askir die Magie und uns Elfen den größten Teil unserer Macht und unseres Lebenswillens. Jetzt erst fand Askannon heraus, dass König Rogamon entkommen war, und wusste nun, wer der Feind gewesen war, der ihm Frau und Kind genommen hatte. Mein Vater und der Kaiser trennten sich, mein Vater sollte in den neuen Kolonien eine Spur verfolgen, während Askannon dem Verfluchten selbst entgegentreten wollte. Doch dazu kam es nicht, denn sie wurden erneut getäuscht. Mein Vater geriet in einen Hinterhalt. Er unterlag dem Nekromanten und den dunklen Elfen, die sich nach dem Lichtkrieg meinem Vater angeschlossen hatten und jetzt erneut Verrat begingen. Nur eine von ihnen hielt ihm noch die Treue. Sie nahm das Schwert, das Ihr nun tragt, Graf von Thurgau, von seinem Leichnam und brachte es zu einem Ort, von dem sie wusste, dass der Verfluchte dort noch nicht hinkam, dem neu gebauten Tempel Soltars in einer kleinen Stadt der Menschen, die Kelar hieß.«
Im Hintergrund klirrten die Gläser, plätscherten die Gespräche, spielte leise die Musik, gab es bunte Kleider und lachende Gesichter. Sie schienen mir plötzlich weit entfernt, als ob sich eine dunkle Wand zwischen uns befand.
»Götter«, hauchte Serafine. »Das ist eine traurige Geschichte.« Sie schüttelte den Kopf. »All die Zeit, in der ich den Kaiser kannte und er mit mir scherzte oder spielte, trug er diese Last.«
»Er mochte dich sehr, Serafine«, meinte Taride leise. »Mein Vater auch, sonst hätte er wohl kaum gestattet, dass wir Freunde wurden. Wir waren alle Kinder, und es war nicht mehr als ein Augenblick, dennoch bewahre ich die Erinnerung in meinem Herzen.« Sie lächelte traurig. »Als der Kaiser nach Askir zurückkehrte, schien sein Lebenswille vollends gebrochen.«
»Er kam zurück, nachdem er versuchte, den Nekromanten zu stellen?«, fragte ich nach.
Sie nickte. »Ja, aber nur kurz. Obwohl er selbst krank und erschöpft schien, nahm er sich die Zeit, mir sein Beileid über den Tod meines Vaters auszudrücken. Es hatte ihn wohl auch schwer getroffen; auch wenn am Ende etwas zwischen ihnen gestanden hatte, waren sie doch über Jahrhunderte hinweg Freunde gewesen.«
»Sagte er etwas über einen Kampf mit diesem Seelenreiter?«, fragte ich neugierig.
»Ja«, nickte sie. »Dass es eine Falle gewesen wäre, um ihn dazu zu bringen, die zu erschlagen, die er liebte. Er müsse nun einen anderen Weg suchen, um den Gegner anzugehen.«
Hier hatten wir jetzt den Beweis, dass Askannon den Hinterhalt auf Thalak überlebt hatte. Nicht, dass ich daran Zweifel gehegt hatte.
»Wie meinte er das?«, fragte Serafine. »Wieso sollte der Kaiser die erschlagen, die er liebte? Das ergibt so gar nicht Sinn.«
»Das weiß ich nicht«, antwortete Taride. »Er ließ mir nicht viel Gelegenheit, ihn dazu zu befragen. Nur Tage später ordnete er seine Geschäfte, ließ die Prinzen kommen und dankte ab.«
»Er ließ die Prinzen kommen?«, fragte der Baronet erstaunt.
»Ja«, nickte Taride. »Er wollte das Reich geordnet hinterlassen.«
»Und die Belagerung Askirs, von der man so viel hört?«, fragte von Freise.
»Fand so nicht statt. Eine Scharade, angetrieben auf der einen Seite vom Stolz der Prinzen, die nicht Bittsteller oder Empfänger von Almosen sein wollten, und auf der anderen Seite vom Kaiser selbst, dem es recht war, wenn die Welt nicht wusste, warum er ging.«
»Also ist es eine Lüge, dass sich Aldane selbst befreit hat«, meinte der Baronet.
»Ja. Eine Lüge, die noch größer wird, wenn man bedenkt, welches Ungeheuer einst das stolze Aldane mit Schwert, Blut und dunklen Gaben vereint hat. Dass Aldane sich in seinem neuen Stolz auf das Königreich besinnt, das von diesem Unheiligen erschaffen wurde, und Askirs Erbe von sich weist, ist in meinen Augen mehr als nur ein schlechter Scherz!«
Der Baront schüttelte ungläubig den Kopf. »Warum hast du mir das bislang noch nicht erzählt?«, fragte er mit rauer Stimme.
»Ich glaubte nicht, dass du es hören wolltest«, antwortete Taride sanft. »Es ist lange schon Vergangenheit.« Sie bedachte ihn mit einem liebevollen Lächeln. »Warum sollte ich dir deinen Stolz nehmen? Aber ich denke, dass dein Vater davon weiß.«
Ich seufzte. Je mehr ich von diesen Dingen erfuhr, umso tiefer wurde meine Traurigkeit sowie die Gewissheit, dass all das niemals hätte geschehen dürfen.
»Entschuldigt«,
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