Der Kronrat (German Edition)
bat Leutnant Stofisk höflich, der auch herangekommen war. »Ich hoffe, ich störe nicht allzu sehr.«
»Was gibt es, Schwertleutnant?«, fragte ich, erleichtert, von den düsteren Gedanken abgelenkt zu werden.
»Ich bat die Bardin und den Baronet nicht ohne Grund zu Euch«, sagte Stofisk höflich und deutete vor den beiden eine leichte Verbeugung an. »Eure Stimme, Taride vom Silbermond, findet überall Gehör, und der Lanzengeneral will Euch beauftragen, eine Ballade zu schreiben, die der Wahrheit näher kommt als das, was zurzeit verbreitet wird.«
Taride bemerkte meinen Blick und lachte. »Wusstet Ihr davon?«
»Jetzt ja«, sagte ich mit einem Blick zu Stofisk.
»Es sollte ein Meisterwerk werden«, schlug Stofisk mit einem gewinnenden Lächeln vor. »Ich werde Euch die Informationen überlassen, die Ihr verarbeiten sollt. Sagt mir nur Euren Preis.«
»Ein Meisterwerk?«, fragte Taride lächelnd. »Eines, das man im ganzen Reich singen soll? Dreißig goldene Kronen sollten es schon sein.«
»Es dürfte auch Euren Ruhm mehren«, bemerkte Stofisk höflich, während ich sprachlos zusah.
»Nicht, wenn Ihr verhandeln wollt«, meinte die Elfe. »Dann versagt mir meine Stimme. Verhandeln lässt sie heiser werden.«
Stofisk wusste, wann er geschlagen war und deutete eine Verbeugung an.
»Gewiss, Ihr werdet das Gold erhalten, wenn ich Euch die Geschichte bringe, die Ihr erzählen sollt.« Er hielt ihr die Hand hin, und sie schlug ein. »So soll es sein.«
Serafine lachte leise. »Siehst du, Havald. So geht man gegen Gerüchte an!«
Wir unterhielten uns noch ein wenig, bevor die Bardin den Baronet aus dem Saal schob. Der Mann war sichtlich erschöpft, und gegen Ende glänzten seine Augen fiebrig. »Was genau ist mit ihm geschehen?«, fragte ich Stofisk, als sie außer Hörweite gelangten.
»Er forderte Meister Rolkar zum Duell mit dem Schwert und gewann wertvolle Zeit für die Eule, den Plan des Feindes zu stören«, erklärte der Leutnant voller Bewunderung.
»Meister Rolkar?«
»Einer der Agenten des Nekromantenkaisers.«
»Feltor«, flüsterte Serafine mir zu. »Es muss Feltor gewesen sein. Der Baronet hat Glück, dass er noch lebt.«
»Wie gut waren diese alten Eulen wirklich?«, fragte ich sie, während wir uns etwas im Saal bewegten. Ich sah zu Leandra hin, die mit einem dicken Mann plauderte, während andere im Kreis um sie herum standen und sie begafften.
»Wie gut wird man, wenn man die besten Lehrer hat und lange lebt?«, fragte Serafine.
Wohl sehr gut, dachte ich.
»Askannon selbst zeigte ihnen, wie man Schwert und Magie miteinander verwebt.« Sie lachte leise. »Weißt du, dass Askannon für sich den Schwertkampf neu erfand? Es heißt, er habe lange die besten Kämpfer studiert und dann Berechnungen angestellt, wie man jeden Schlag verbessert, schneller wird und zur Abwehr stets die perfekte Beinstellung findet.«
»Ich glaube alles«, widersprach ich, »nur das nicht. Den Schwertkampf kann man nicht berechnen, er ist Sache des Gefühls und der Erfahrung!«
»So ist es auch mit der Musik und der Poesie«, teilte sie mir ernsthaft mit. »Und doch kann man sie berechnen!«
Nun, auch daran hegte ich so meine Zweifel.
Der nächste Teil des Abends verlief zunächst ruhig. Hauptsächlich stand ich mir die Beine in den Bauch und sah zu. Ab und an kam jemand vorbei und gesellte sich zu uns, doch meist nur, um Höflichkeiten auszutauschen, meistens mit Serafine. Irgendwann eröffnete Leandra den eigentlichen Ball, und ein hochgewachsener blonder Mann führte sie zum Tanz. Stofisk entführte Serafine, und nach einigen Takten der Musik glitt er mit ihr hinüber zu Leandra und ihrem Partner, während andere Paare folgten.
Auf der anderen Seite des Saals sah ich Zokora zu mir herübersehen und kurz mit Varosch sprechen, dann steuerten die beiden auf mich zu. Vielleicht roch Zokora, was jetzt geschehen würde. Zuzutrauen wäre es ihr, aber die beiden kamen zu spät.
Der dicke Mann, der vorhin mit Leandra gesprochen hatte, befand sich auf einmal neben mir. Ich glaubte nicht, dass er wusste, wer ich war. Er tupfte sich mit einem Tuch die Stirn ab und glotzte Leandra an.
»Man nennt sie Königin ohne Land«, sagte er vertraulich. »Sie ist verzweifelt auf der Suche nach Hilfe für ihr Reich, das längst besiegt am Boden liegt.«
»Ach, wirklich?«, meinte ich.
»Man sagt, Magnus Thorson in Gasalabad wäre der Erste gewesen, der ihr die Röcke hob. Er brauchte ihr nur zu versprechen, dass er sich beim
Weitere Kostenlose Bücher