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Der Kronrat (German Edition)

Der Kronrat (German Edition)

Titel: Der Kronrat (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Schwartz
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Königin auf ihrem Greifen eine Runde über dem Richtplatz drehen kann, um dann hoheitsvoll abzusteigen und den Nekromanten mit ihrem Bannschwert zu richten. Damit sie eine Heldin ist und die Gunst der Stadt gewinnt. Darum.«
    Die beiden Eulen sahen mich entgeistert an. Ich konnte es ihnen nicht verdenken.
     
    »Wäre es nicht besser, den Nekromanten zu beobachten, um zu sehen, ob er mit anderen Kontakt aufnimmt?«, fragte Santer Serafine, als wir die breite Rampe zum Zeughaus hinuntergingen. Desina war nicht mit dabei, sondern befand sich auf dem Weg zu Hochinquisitor Pertok, um mit ihm die Verhaftung abzustimmen.
    »Das haben wir auch überlegt, aber die Zeit dazu haben wir nicht.«
    »Ich dachte, nichts ist so schnell wie ein gutes Gerücht?«, fragte Santer erheitert.
    »Das mag sein«, befand Serafine, »aber es geht ja nicht um das Gerücht allein. Die Meinung ist es, die sich ändern muss.«
    »Habt Ihr Euch schon an die Tore gewöhnt, Santer?« fragte ich ihn.
    Er schüttelte den Kopf. »Ich misstraue ihnen noch immer, aber das hilft mir nicht weiter. Desina ist fasziniert von diesen Toren, und es bleibt mir nichts anderes übrig, als sie zu begleiten. Ich kann sie ja schlecht allein gehen lassen.« Er seufzte. »Das Schlimme ist, ich sehe ein, wie nützlich die Tore sind. Morgen werden Desina und ich uns nach Olmenhort begeben, einer alten Festung in der Ostmark, keine dreißig Meilen von Brandenau, dem Sitz des Marschalls, entfernt. Der Kommandant wünscht einen genaueren Bericht über die Lage, um zu sehen, ob man dort Truppen abziehen kann. Wenn es nach Desina geht, werden wir alle Tore erforschen, die es noch gibt. Aber es existieren kaum noch Torsteine. Im Tor im Turm der Eulen gibt es ein Fach mit Steinen, aber viele sind es nicht … Was habt Ihr, Lanzengeneral?«
    »Ich habe etwas vergessen«, erklärte ich. »Es hätte mir früher einfallen sollen.«
    »Was?«, fragte Serafine.
    »Ihr seht es gleich.«
    Wie ich gehofft hatte, war an einem der drei offenen Schalter der alte Veteran zu finden, der wieder zu dösen schien. Ich ging zu ihm hin und klopfte an die Lade. Er öffnete ein Auge.
    »Nur die Ruhe, ich bin wach«, meinte er. »Ihr tragt meine Rüstung nicht, Lanzengeneral«, teilte er mir vorwurfsvoll mit und setzte sich gerader hin.
    »Ihr wusstet, wer ich bin?«, fragte ich
    »Was denkt denn Ihr?«, grinste er. »Was ist es, das Ihr braucht?«
    »Habt Ihr jemals etwas von einem Torbuch gehört, Korporal?«
    »Hm«, meinte er und kratzte sich am Kopf. »Mir scheint, da wäre etwas, aber …«
    »Die Generalskisten!«, platzte Serafine heraus. »Im Zeughaus der Zweiten gab es mal einen Brand, und eine wurde beschädigt. Wir mussten sie neu packen, und dort drinnen befand sich ein Buch, das von Askannon selbst gesiegelt war. Ich war selbst Zeugwart«, meinte sie, als der Korporal sie seltsam musterte.
    »In der Zweiten, ja?«
    »Auch wenn Ihr es nicht glaubt«, gab Serafine zurück.
    »Ich glaube es«, meinte der Korporal und schwang sich von seinem Stuhl. »Heutzutage glaube ich fast alles. Und wenn die Zweite Soldaten rekrutiert und über einen Lanzengeneral verfügt, warum nicht auch über einen Zeugwart? Schließlich wäre damit der wichtigste Posten schon besetzt. Nur, dass man einen guten Zeugwart im Offiziersdienst verschwendet, ist mir unverständlich!«
    »Ich wurde dazu gezwungen«, meinte Serafine lächelnd, und der Veteran stieß ein kurzes Lachen aus.
    »Also, Major, wie sehen diese Kisten aus?«
    »Sie sind aus schwarzem Ebenholz, mit Bändern aus Silber und Stahl besetzt und besitzen ein Siegelschloss, für das man den Ring des Generals braucht.«
    »An die erinnere ich mich, wir haben davon nicht allzu viele. Wartet hier, ich bin zugleich zurück … Halt!« Er schwenkte herum wie ein Ballistenturm. »Zeigt mir Euren Ring!«
    Ich hielt ihn ihm folgsam hin, er murmelte etwas zu sich selbst und eilte in ungleichen Schritten aus seinem Schalterraum nach hinten.
    Etwas später kam er mit einer flachen Kiste wieder, nicht viel größer als zwei Folianten.
    »Hier«, meinte er und schob die Kiste durch die Ladenöffnung. »Versucht Euer Glück damit.« Er wies auf das kaiserliche Siegel. »Drückt Euren Ring dort hinein.«
    Ich tat wie geheißen, es klickte leise, und der Deckel sprang auf.
    Alle hielten den Atem an, als ich den Kastendeckel anhob, doch zuerst schien nichts Besonderes in dieser Kiste zu sein. Ein Sehrohr, kleiner als die, die ich bislang kannte, was ich praktisch

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