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Der Kronrat (German Edition)

Der Kronrat (German Edition)

Titel: Der Kronrat (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Schwartz
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wehrte.
    Also ergriff ich dieses andere Schwert, halb geschmolzen, wie es war, schlanker und leichter und jünger als das meine, mit einem Griffstück aus schwarzem Eisen und mit eingelegten goldenen Bahnen, im Knauf das Zeichen der Liebe, das alte Symbol Astartes.
    Kaum hatte ich es berührt, fiel die Schwäche von mir ab. Die Verfluchte hatte den Pfeil gezogen, doch noch wirkte Zokoras Gift. Die blauen Augen weiteten sich nur langsam, als ich mich grimmig erhob und ihr das Schwert ins dunkle Herz rammte.
    Zum ersten Mal erlebte ich, dass ein Bannschwert versagte. Während ich noch den alten Stahl in die Brust der Unheiligen gepresst hielt, schmolz die Klinge wie tropfendes Wachs in meinen Händen. Ungläubig sah ich den grimmigen Triumph in den Zügen der Verfluchten aufkommen! Wie konnte es nur sein, dass diese Verfluchte sogar noch von göttlichem Stahl unberührt blieb? Kannten diese unheiligen Fähigkeiten denn keine Grenzen?
    Deshalb also hatte sich die Eule hier geopfert, das Ungeheuer mit Magie gebunden, war das Bannschwert halb geschmolzen! Sollte denn jetzt das Opfer der Eule umsonst gewesen sein? Ein grimmiger Zorn erfüllte mich, und ich griff das Schwert noch fester.
    Stahl glühte auf und sprühte Funken, als ob er in einer Esse geschmiedet werden würde, blaue Blitze liefen über mich, die Verfluchte und Astartes Schwert. Die Klinge wusste, was sie war und sein sollte, kannte ihre Aufgabe und kämpfte nicht weniger gegen die Verdammnis an als ich. Vor meinen Augen sah ich, wie die Klinge sich neu formte und entstand. Was eben noch geschmolzen und verbogen war, erstrahlte in einem blauen Licht, das dem Stahl das Glühen nahm und ihn fahl schimmern ließ, die Klinge zog sich gerade, alte Runen erschienen auf ihrem Blatt, die ihren Namen buchstabierten, Der Göttin Gnade werde ich genannt, ich bin Astartes Unterpfand .
    Ob die Verfluchte es als Gnade empfand, wagte ich zu bezweifeln. Als das Glühen auch an Gnades Spitze dem kühlen Leuchten wich und sich die letzte Rune auf dem Blatt bildete, spürte ich die grimmige Genugtuung der Klinge, und sie zuckte vor und hoch. Ein Ruck fuhr durch die Verfluchte, die mich mit Unglauben und wachsendem Schrecken ansah. Ihr Mund weitete sich zu einem Schrei … dann war es zu spät für sie.
    Dutzende, nein, Hunderte von Seelen wurden jetzt befreit, und die Art, wie es geschah, ließ auch mich mit offenem Mund dastehen und ehrfürchtig staunen.
    Ein Leuchten erfasste die Verfluchte, schien sie von innen zu durchdringen. Aus dem Schrei wurde ein blaues Licht, das ihrem aufgerissenen Mund entwich, und um sie herum drehten sich die befreiten Seelen in einem Mahlstrom, der die Verfluchte zu zerreißen schien. Erst als die Unheilige ganz und gar zu blau schimmerndem Staub zerfallen war, lösten die Seelen sich von ihr und schossen empor zur brandgeschwärzten Decke dieser kleinen Kammer.
    Keuchend kniete ich vor ihr, noch immer auf Gnade gestützt.
    »Götter«, flüsterte Serafine. »Was ist eben hier geschehen?«
    Sobald ich es wusste, würde ich es ihr sagen, ich verstand es selbst noch nicht. Ich blickte auf das Schwert herab, das kalt und kühl in meinen Händen lag, als wäre es nie zerstört gewesen.
    »Ich glaube, dass sie sich gerade neu geschmiedet hat«, antwortete ich krächzend und schluckte heftig.
    »Sie?« fragte Varosch, während mich Zokora nachdenklich aus dunklen Augen musterte.
    Ein heftiges Kribbeln, fast wie ein Funkenschlag, betäubte meine Hand, und ich ließ mit einem Fluch die Klinge fallen. Sie fiel hell klingend auf den Boden und blieb zu Serafines Füßen liegen. So viel zu Dankbarkeit, dachte ich und musste mich zwingen nicht wie im Wahn zu lachen. Ich sah auf meine Hände herab, eben noch hatte es sich angefühlt, als ob heißer Stahl sie mir verkohlte, doch nur eine breite Blase blieb in meiner linken Hand zurück.
    Als Serafine wie in einem Traum und mit ungläubigem Blick die Hand ausstreckte, sprang Gnade hoch und in ihre Hand. Ein letztes Schimmern lief über den Stahl, dann erst verschwand das blaue Leuchten, und es wurde dunkel im Raum.
    Doch nur für einen Moment, denn ein kleiner Ball aus Licht erschien über unseren Köpfen: Zokoras Licht, das im Vergleich zu sonst nur glimmte. In dem feinen Staub, der von der Unheiligen geblieben war, lag eine kleine schwarze Scheibe, entzweigesprungen, und während ich noch hinsah, zerfiel sie ganz.
    »Das«, meinte Zokora und lehnte sich erschöpft gegen die geschmolzene Wand, » war

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