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Der Kronrat (German Edition)

Der Kronrat (German Edition)

Titel: Der Kronrat (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Schwartz
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Serafine und mich. »Seid ihr bereit? Es gab einen Diebstahl in der alten Schmiede am Arsenalplatz, und es kann ein magisches Gerät gewesen sein, das gestohlen wurde. Santer und ich sollen den Diebstahl untersuchen. Bedenkt man, dass wir noch heute in die Ostmark wollen, bleibt uns dafür nicht viel Zeit.«
    »Jetzt, da Havald auch erschienen ist, können wir ja gehen«, teilte Zokora ihr mit. Ich öffnete den Mund, doch sie hatte recht. Warum sollten wir noch zögern?
    »Nun gut«, meinte Desina. »Seid ihr so weit?«
    »Ich denke schon.«
    Wir traten durch die Tür und stellten uns in dem goldenen Muster auf. Sie hatte die Steine schon ausgelegt, nur den letzten hielt sie noch in der Hand.
    »Wo schickt Ihr uns hin?«, fragte ich eher aus Neugier, als sich Desina vor das Achteck kniete und sich anschickte, den Stein fallen zu lassen.
    »Direkt ins Zeughaus im Marinestützpunkt von Aldar«, teilte sie mir mit einem Lächeln mit. »Dort solltet Ihr sicher sein.«
    »Götter! Nein!«, rief ich noch, doch es war schon zu spät …
     
    Von einem Tordurchgang war normalerweise kaum etwas zu spüren, aber diesmal verhielt es sich anders. Ein dumpfer Donnerschlag erschütterte unsere Sinne, erdrückte uns und ließ mir Blut aus der Nase schießen, während meine Augen fast zu platzen schienen. Ich sah bunte Lichter und dann ein blaues Leuchten, das uns umhüllte. Das dumpfe Grollen ließ den Boden unter uns erbeben, und blaue und grellweiße Blitze tanzten schmerzhaft auf meiner Haut und liefen über geschmolzene Wände.
    Wir wurden wie von einer mächtigen Faust unsanft auseinandergetrieben und gegen die Wand geschleudert, die unter meinen Hände fast zu glühen schien.
    Zwischen uns ließ die Druckwelle ein in eine blaue Robe gehülltes Skelett zusammenbrechen, es fiel in Teilen vor unsere Füße, während das andere Skelett – halb getrocknete Sehnen, halb verbrannte Knochen – den Kopf drehte und mit glimmenden Augen zu uns aufsah. Die knochige Hand riss das halb geschmolzene Schwert aus der eigenen verbrannten Brust und warf es hastig beiseite, als ob es brannte. Dann hob das Wesen zu einer Geste an, und ich hörte unsere Schreie, als das Ungeheuer etwas aus uns herauszog und sich in Sekundenschnelle verbrannte Haut und fast zu Staub zerfallenes Fleisch erneuerte, während ich in mir eine dunkle Angst verspürte und eine ungeheure Schwäche mich zu Boden drückte.
    »Ha!«, rief die Frau in den zerfetzten schwarzen Roben, noch während ihre weißen Haare Farbe zurückgewannen und sich ein Loch in ihrer Wange schloss. »Ich wusste es! Irgendwann kommt ein Idiot daher und … nicht doch!«, sie wirbelte herum und hielt in ihrer Hand den Bolzen, den Varosch abgeschossen hatte. »So leicht ist es nicht!« Dann weiteten sich ihre Augen.
    »Aber so«, keuchte Zokora und ließ ihr Blasrohr sinken. »Tu etwas, Havald!«, herrschte sie mich an.
    Die Schwäche breitete sich immer mehr aus, doch die Benommenheit wich langsam. Ich zwang meine Hand an meine Seite, und Seelenreißer sprang mir begierig entgegen … Aber die Frau stand zu weit entfernt. Langsam bewegte sich ihre Hand zu dem kleinen Pfeil in ihrem Nacken, während Varosch neben mir vergeblich versuchte, seine Armbrust neu zu spannen. Es fehlte ihm die Kraft dafür, es kam mir so vor, als alterte er im Takt eines Lidschlags.
    Ich war zu schwach, um auch nur auf allen vieren zu kriechen, also tat ich das, was übrig blieb: Ich ließ mich vornüber fallen, auf die Knochen der Eule, die seit so vielen Jahren diesen Verfluchten hier gefangen gehalten hatte. Seelenreißer fiel mit mir nach vorn, rutschte über den geschwärzten Stein und berührte die Unheilige fast mit der Spitze.
    Fast.
    »Göttin«, keuchte Zokora erzürnt. »Und du willst unbesiegbar sein?«
    Die Nekromantin hatte den Pfeil nun zwischen ihren Fingern und zog daran, ihre blauen Augen voller Hass auf mich gerichtet …
    »Gnadenbringer«, rief Serafine keuchend. Ich schaute zu ihr. Sie lag nicht weit von mir, das Gesicht vor Angst und Schmerz verzerrt, die Hand ausgestreckt nach dem halb geschmolzenen Schwert der toten Eule. »Das Schwert … ist Astartes Gnade !«, hauchte sie.
    Für sie war das Schwert zu weit entfernt, doch ich konnte es greifen. Ich erinnerte mich an das, was ich während unseres früheren Aufenthalts in Aldar durch das kleine Fenster gesehen hatte: die Eule, die das Schwert in den Brustkorb der Verfluchten zu versenken suchte, während diese sich verzweifelt dagegen

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