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Der Kronrat (German Edition)

Der Kronrat (German Edition)

Titel: Der Kronrat (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Schwartz
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dauerte es seine Zeit, bis die Tür in ihren Angeln protestierte und frische Luft zu uns hereindrang.

39. Vom Gericht der Götter
     
    »Es wundert mich gar nicht, dass Ihr es seid«, brummte der Zeugwart und betrachtete mit gerunzelter Stirn das Regal in dem kleinen Vorraum. Es war umgefallen und hatte Dutzende von Helmen über den Boden verteilt. »Der Schlag hat das gesamte Zeughaus erschüttert und mich von meinem Lager geworfen. Ich bin vor Schreck fast tausend Tode gestorben, bis ich es wagte, hineinzusehen − und Euch erkannte.«
    Er spähte vorsichtig durch die halb geöffnete Tür in den Torraum und nickte befriedigt. »Wenigstens habt Ihr die Eule erlöst, wer immer der arme Kerl auch gewesen ist.«
    »Sie hieß Anis«, sagte Serafine. »Könnt Ihr die Gebeine in eine gute Kiste packen?«
    »Ja, und ich werde es mit Ehrfurcht tun«, meinte der Schwertsergeant und musterte neugierig Varosch und Zokora, bevor er sich mir zuwandte und eine Augenbraue hob.
    »Das ist eine hübsche Rüstung«, stellte er dann fest. »Auch wenn sie etwas staubig ist. Soll ich sie Euch schnell aufpolieren?«
    »Nein«, grollte ich.
    »Es würde ja nicht lange dauern. Ihr seht alle aus, als wäre ein Walross über Euch gerannt.«
    »Ein Walross hat keine Füße, folglich rennt es nicht«, klärte Zokora den Mann auf. »Du stehst im Weg.«
     
    Über dem Zeughaus lag das Quartier, das ich vor wenigen Wochen kurz bezogen hatte, aber wir sparten es uns, dorthin zu gehen. Es gab hier neben dem Lager auch einen Pumpenraum, in dem wir uns Staub, Blut und Dreck abwaschen konnten. Zwei Seeschlangen wechselten sich an den Pumpen ab und füllten beständig neue Eimer. Wir erfuhren, dass sauberes Wasser rar geworden war, deshalb bat man uns, mit dem Wasser sparsam umzugehen.
    Serafine nutzte die Gelegenheit, um im Zeughaus eine Scheide für Astartes Gnade zu finden. Die alte war verbrannt und unter ihren Händen zerfallen.
    »Das Schwert rief mich in dem Moment, als wir ankamen«, berichtete sie mir, während sie ihre Haare ausbürstete und ich mich wusch. »Ich verstand zuerst nicht, was ich da hörte.« Sie lächelte. »Ich beginne zu verstehen, wie verschieden diese Schwerter sind. Sie scheint etwas von ihren Trägerinnen zurückbehalten zu haben und wirkt lebhaft, fast verspielt und kindlich.«
    Nicht, als sie die Verfluchte richtete, dachte ich dazu, von Gnade war da nichts zu spüren gewesen, nur eine grimmige Entschlossenheit. Zumindest wusste ich jetzt, was man unter einem heiligen Zorn verstehen konnte.
    »Was es alles gibt! Ein Bannschwert von heiterem Gemüt?«, meinte Varosch lächelnd. »Nun gut, mir ist die Welt im Moment sowieso schon zu dunkel. Was sind ihre Fähigkeiten?«
    »Ich weiß es noch nicht«, meinte Serafine und legte die Hand an Gnadenbringers Heft. »Schutz und eine innere Kraft, würde ich meinen. Und eben das, was der Name sagt. Gnade.«
    »Aber nicht für die Verfluchten«, ergänzte Zokora, die bereits wieder aussah, als hätte es diesen Kampf nie gegeben. Nur die geplatzten Äderchen in ihren Augen wiesen noch darauf hin.
    »Nein, für die Verfluchten nicht«, bestätigte Serafine. »Für sie kennt Astarte keine Liebe.«
    »Sie hat noch eine andere Fähigkeit«, fügte ich hinzu, als ich ein frisches Hemd anzog. »Sie beißt nach ihrem Träger.«
    »Sie beschwerte sich bei mir, dass nicht ich es war, die sie führte. Sie ist für eine Frau bestimmt … was nicht verwundert, bedenkt man, wem sie geweiht ist. Eher ist es verwunderlich, dass sie es zuließ, dass du sie führtest!«
    »Sie hatte wenig Wahl.«
    »Doch, die hat sie. Denn jetzt beschwert sie sich bei mir!«
    »Warum das?«, fragte ich erstaunt.
    »So, wie ich es verstehe, wirft sie mir mangelnde Unschuld vor … und will mir nicht dienen.« Sie seufzte. »Ich werde Gnade zusammen mit den Gebeinen der Eule beim Tempel der Astarte abgeben, sollen die doch eine Jungfrau finden, die bereit ist, Astartes Gnade in einem Krieg zu führen!«
    »Eine Jungfrau?« Ich schüttelte nur fassungslos den Kopf.
    »Ja«, seufzte Serafine. »Darin ist sie sehr strikt.«
    »Alles gut und schön«, sagte ich und nahm meinen Packen wieder auf. »Wir sind hier und haben etwas zu tun.«
    »Ich bin sicher«, meinte Serafine, »dass Lanzenmajor Wendis erfreut sein wird, dich zu sehen.«
    »Ja. Richtig. Er wird mich vermisst haben wie einen faulen Zahn.«
     
    Als wir gingen, fragte ich mich, ob es wirklich Zufall war, dass wir vergessen hatten, Desina von dem zerstörten

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