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Der Kronrat (German Edition)

Der Kronrat (German Edition)

Titel: Der Kronrat (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Schwartz
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ich mich in Gedanken. In Kriegszeiten war eine Lanze tausend und eine Tenet hundert Mann, also war es eine halbe Lanze. Fünf mal hundert Mann, in schwarzen Lederrüstungen, mit Schwert, Schild und langen Spießen. Nur die ersten zwei Tenets waren von dem Reiteransturm aufgebrochen worden, dreihundert Mann hielten noch die Formation und rückten nun nach vorne auf. Ganz dort hinten, nahe dem offenen Tor, sah ich drei der Feinde auf Pferden sitzen, und einer von ihnen trug die weiß geprägte Lederrüstung eines Kriegsfürsten … und auch wenn es fast vierhundert Schritt waren, schien es mir, als ob sich unsere Blicke kreuzten.
    Di Cortia hatte nur insoweit recht, als der Ort dem Feind ungelegen kam, kam man durch das Osttor in die Stadt, öffnete es sich zu einer breiten Straße, die auf beiden Seiten von Gebäuden eingefasst war und den feindlichen Truppen kaum Platz ließ auszuweichen. So dicht gepackt, wie die feindlichen Soldaten marschierten, war die schwere Reiterei in sie gefahren wie die Axt in einen Block aus Holz. Doch blieb man beim Beispiel dieses Holzklotzes und nannte die Reiterei die Axt, dann war sie in einer Wand von Spießen im zweiten Holzklotz stecken geblieben.
    Ein gutes Kriegspferd ist selbst eine Waffe, es lernt, die stahlbewehrten Hufe zu benutzen, sogar das Horn auf seiner Stirnpanzerung lernt es einzusetzen. Doch hat es keinen Raum, um sich zu bewegen, ist es am falschen Ort … und genau dies war hier geschehen.
    Der erste Ansturm hatte die schwere Reiterei tief in den Feind getrieben, ohne ihn durchbrechen zu können. Und als sie ihren Schwung verloren, tat der Feind das, was man mit Reiterei so macht … man schneidet die Sehnen der Pferde und zieht die Reiter von ihrem Rücken herab.
    Ich schätzte die Anzahl der aldanischen Reiter auf etwas unter zweihundert, als sie aus der Kronburg geritten waren, jetzt standen nur noch etwas über hundert, nur zwei knappe Dutzend ritten noch, darunter auch der Prinz und der Bannerträger der Aldanen. Schlimmer noch, der Feind hatte sich sichtlich von der Überraschung erholt und war dabei, die Reiterei einzukesseln.
    Blix erfasste die Lage genauso schnell wie ich, er wartete nicht auf mein Kommando, sondern rief gleich den Befehl zum Sturm, und was eben noch ein unordentlicher Haufen Bullen war, der im schnellen Schritt hierherhetzte, schloss sich zu einer festen Formation, die in den kurzen Schritt verfiel, Visiere wurden geschlossen und verriegelt, und dann begann der Kampf.
    Der kurze Schritt der Legionen war schon immer etwas, das mich irritierte, jetzt aber sah ich seine Wirkung. Blixens Lanze schritt langsam heran, fast gemächlich wirkte es, es gab keine Hornsignale oder Rufe, kein Banner, das im Wind wehte, nur dieser entschlossene Schritt, der von den Häusern widerhallte.
    Sie griffen ihre Waffen fester, schlossen die Visiere … und dann marschierten sie in den Feind, als gäbe es ihn nicht.
    Zokora brach zur Seite weg, hüllte sich in dunkle Schatten und ward nicht mehr gesehen, während Varosch mit grimmigem Gesicht in eines dieser Häuser rannte, Serafine blieb in meiner Nähe, doch sie zog nicht ihre Dolche, sondern bediente sich an zwei Gefallenen und deren Schwertern.
    Wendis hätte mich vielleicht gebeten, in Sicherheit zu bleiben, doch Blix dachte nicht einmal daran, er und Grenski standen in der ersten Reihe; was der Ser Lanzengeneral jetzt tat, war für ihn nicht mehr von Belang.
    Serafine hielt nun in jeder Hand ein Schwert, unter ihren Gewändern glänzten der Brustpanzer und der feine Kettenmantel ihrer Heimat. Mit grimmigem Gesicht nickte sie mir zu. Einen langen Moment zögerte ich; was war, wenn ihr etwas geschah?
    Blix hatte für den Angriff einen stumpfen Keil gewählt, die Spitze bestand aus fünf Soldaten. Anders als die Reiterei ließ er den Feinden Platz und Zeit auszuweichen, was sie dann nur in die Flanken seiner Lanze brachte, so war es ihm und seiner Lanze möglich, geschlossen in den Feind hineinzuwaten. Während die Spitze unerbittlich in den Feind eindrang, war es an den Seiten dieses Keils, wo das Schlachten stattfand. Sein Ziel war klar, der Bannerträger der Aldanen, dort, wo auch der Prinz zu finden war.
    Als die Lanze mit kurzem Schritt immer tiefer in den Gegner eindrang, ließen sie an den Flanken manche Feinde lebend zurück, eine Gruppe feindlicher Soldaten sah Serafine und mich und stürzte auf uns zu.
    Seelenreißer sprang aus seiner Scheide, ich legte unser Leben in Soltars Hand … und stürmte

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