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Der Kronrat (German Edition)

Der Kronrat (German Edition)

Titel: Der Kronrat (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Schwartz
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bezog hier Stellung, ich schickte zudem unsere besten Schützen in die Häuser und auf die Dächer hier … in der Hoffnung, dass sie uns angreifen würden. So geschah es auch. Die Achte wankte nicht, und der Gegner stand so dicht gedrängt vor unseren Reihen, dass fast jeder Bolzen ein Ziel fand.« Der Major wischte sich die blutige Stirn ab. »Sie waren nicht so dumm, dies lange zu ertragen, zogen sich zurück und taten das, was ich befürchtete, sie versuchten uns zu umgehen. Ich teilte die Achte auf, um ihnen den Weg zu versperren, doch so weit kam es dann nicht. Ein Hornsignal rief den Feind zum Rückzug … warum, das kann ich Euch nicht sagen. Nur dies: Die Tore sind verschlossen, und der Feind hat sich außer Sicht zurückgezogen.«
    »Er zog sich zurück?«, fragte der Prinz überrascht. »Einfach so?«
    »So ist es, Hoheit«, sagte Wendis müde. Sein Blick schweifte über die Toten und die Verletzten. »Und ich bin froh darum.«

44. Die Feder
     
    »Der Feind ist beachtlich«, meinte Blix später. Wir befanden uns in einem Gasthof am Tempelplatz, den wir für unsere Zwecke nutzten, nachdem wir ihn verlassen und geplündert vorgefunden hatten. Was an Vorräten noch zu finden war, fand jetzt den Weg in einen Bullenmagen, zugleich notierte eine Feder alles, was wir aßen.
    Blix saß mit nacktem Oberkörper am Brunnenrand und ließ sich von Grenski einen üblen Schnitt am Rücken nähen. »An Entschlossenheit und Kampfeswille mangelt es ihnen nicht, auch sind sie sehr gut ausgebildet. Ihre Stärke und Schwäche zugleich sind diese Lederrüstungen, diese machen sie schneller und beweglicher, aber gegen Bolzen oder Schwerter bieten sie kaum Schutz.« Er sah zu mir, ich stand fast nackt beim Brunnen und wusch mir das Blut vom Leib. Zokora meinte, man müsse das Wasser trinken, damit das Gift Wirkung zeigte, ich hoffte nur, dass es so war. Ich fühlte mich wie zerschlagen und wollte schlafen, doch das kalte Wasser in Verbindung mit dem frischen Wind belebte meine Lebensgeister.
    »Sie brachten uns arg in Bedrängnis«, erinnerte ich den Schwertmajor. »Ein Wunder, dass wir nicht mehr Verluste zu beklagen haben.«
    Serafine hatte sich im Stall gewaschen, als sie wiederkam, trug sie nur ihr Unterhemd und Hosen, die Rüstung hatte sie zurückgelassen. Blix warf ihr einen bewundernden Blick zu, den sie ignorierte.
    »Ihr dürft eines nicht vergessen, General«, sagte Blix, als Serafine mir eine frische Uniform reichte. »Die Bullen sind die beste schwere Infanterie, die es auf dieser Weltenkugel gibt. Es war klug vom gegnerischen Kommandanten, seine Lanze zurückzuziehen. Im Nahkampf sind wir nur schwer zu schlagen.« Ein ferner Schrei ertönte, und wir sahen hoch zum Himmel, wo in der Höhe Wyvern kreisten.
    Schon auf See hatte ich gelernt, wie groß der Vorteil war, den diese Bestien unserem Gegner gaben, er wusste alles, was wir taten, während wir nur seine Absicht raten konnten.
    »Der Gegner kam mir viel zu früh«, meinte ich, während ich mir meine Jacke zuknöpfte und froh darum war, nicht länger klebriges Blut an meinem Körper zu spüren. »Ich hoffe nur, dass es nicht mehr als eine Vorhut ist.«
    »Das lässt sich noch nicht sagen«, meinte Blix. »Dazu müssen wir noch die Gefangenen befragen.« Er sah mich fragend an. »Ihr habt gehört, was mit den Gefangenen geschah?«
    Ich nickte nur. Man hatte mir berichtet, dass viele von ihnen sich selbst getötet hatten, mit einem Gebet an ihren falschen Gott und Kaiser in den Tod gegangen waren. Danach wurde jeder, der gefangen oder verwundet war, zuerst gefesselt. Ich war mir sicher, dass wir bald mehr wissen würden, denn Zokora war schon immer gut darin gewesen, Antworten auf ihre Fragen zu erhalten.
     
    »Es ist nur eine Vorhut«, teilte uns Zokora etwas später mit, nachdem sie aus dem Keller kam, wo sie einen der Gefangenen verhört hatte.
    »Sie hat mehr als diese eine Antwort«, lächelte Varosch und schüttelte ungläubig den Kopf. »Sie sehen Zokora, und man könnte meinen, sie sterben gleich vor Angst!« Ich sah hin zum Kellereingang, wo zwei Bullen den Gefangenen die steilen Treppen hochtrugen. Er war gefesselt, also war er doch nicht tot.
    »Ich habe ihn nicht einmal angefasst«, sagte Zokora leicht erheitert. »Es war auch nicht vonnöten!«
    »Sie schlich um ihn herum wie eine Katze und sagte etwas in ihrer Sprache«, schmunzelte Varosch. »Ich gebe zu, es klang bedrohlich. Jedenfalls kam er sich sogleich verflucht vor und war geradezu

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