Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Kronrat (German Edition)

Der Kronrat (German Edition)

Titel: Der Kronrat (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Schwartz
Vom Netzwerk:
eine Puppe zur Seite, wo sie hart auf die Brüstung traf, herabrutschte und dort wie zerbrochen liegen blieb, während Raureif und Eis sich um sie formte und sie gefangen nahm.
    »So nicht!«, rief der Feind und bleckte die Zähne, aus leerer Luft formte sich in seiner rechten Hand ein Schwert aus Dunkelheit und Rauch. Ich warf mich zur Seite, fast zu spät, denn schon sein erster Schlag ließ meine Brustplatte klingen und eine Spur von Kälte auf meiner Haut zurück.
    Hinter ihm kroch Varosch zu seiner Armbrust, doch er erreichte sie nicht. Eine Geste des Priesters, und er flog zurück, während auch er von Raureif überzogen wurde. Doch diesen einen Moment hatte der Priester zum Adepten des Boron hingesehen, und das gab mir die Gelegenheit, die ich brauchte. Ich sprang ihn von hinten an und versuchte ihn zu packen, ihn zu halten, das Genick zu brechen, irgendetwas … Doch es war, als bestünde er aus solidem, kaltem Eis; meine Finger rutschten von ihm ab, ohne ihm im Geringsten zu schaden, zugleich suchte mich eine ungeheure Kälte heim. Dann traf mich ein Rückhandschlag von ihm so fest, dass ich trotz der Rüstung meine Rippen knirschen hörte und mir der Atem stockte.
    Diesmal zerschnitt mir sein Schwertstreich fast den Hals. Ich spürte die eisige Kälte, als die Klinge zu nah an mir vorüberzog.
    »Seht die Macht unseres Gottes, Fehlgeleitete!«, rief der Mann und breitete die Arme aus, während dunkle Schlieren aus ihm entsprangen, die sich zu etwas formten, das auf unsägliche Art ein falsches Leben in sich trug und mich gierig musterte, etwas, das direkt den Höllen des Namenlosen zu entspringen schien.
    Noch war es nicht vollständig ausgeformt, doch jetzt schon erfüllte es mich mit einem namenlosen Schrecken, der mir die Glieder schwer und eisig werden ließ, mit einer Angst, die mir den Atem raubte und die Gedanken nahm. Etwas in mir schrie und tobte, hieß mich, irgendetwas zu tun, doch ich stand nur da und sah stumpfsinnig zu, wie mein Schicksal sich zu erfüllen drohte.
    Dann erblickte ich etwas hinter ihm, das mich erleichtert lächeln ließ. Nichts, das wir bis jetzt getan hatten, hatte den Mann erschüttert, aber mein Lächeln ließ ihn stocken.
    »Mensch!«, lachte er. »Willst du mir weismachen, dass dort etwas ist? Der Trick ist so alt, dass deine Vorfahren noch Pelz trugen, als …«, begann er, doch weiter kam er nicht. Seelenreißers Klinge fuhr durch seinen Hals, der Priester stand noch da, der dunkle Rauch zwischen seinen Händen verwehte im Wind, eine dünne rote Linie zog sich quer über seinen Hals, während er ganz allmählich verstand, was vorgefallen war.
    Dann, mit einem Ausdruck ungläubigen Entsetzens im Gesicht, griff er an seinen Hals, doch es war zu spät. Ein wahrer Strom von Seelen entwich ihm, während er zu Boden fiel und sein Kopf vor Zokoras Füßen aufschlug, von der das Eis rasch zurückgewichen und dann ganz verschwunden war.
    Auf der Brüstung, klatschnass und tropfend, doch am Leben, stand Serafine, mit einem harten Ausdruck im Gesicht und Seelenreißer in ihren Händen.
    »So!«, sagte sie mit grimmiger Zufriedenheit. »Das wäre dann getan.« Dann weiteten sich ihre Augen, als Selenreißers Gabe in sie fuhr. Hastig eilte ich zu ihr, hielt sie und hob sie von der Brüstung herunter, während sie zitterte, ihre freie Hand sich in meine Rüstung verkrallte und ein fahles Leuchten um sie herum entstand und fast so schnell, wie es gekommen war, auch schon wieder erstarb. Während ich sie hielt, verschwanden Kratzer und kleine Wunden von Gesicht und Händen, dann war es vorbei, und sie seufzte, während ich hastig Seelenreißer aus ihren Händen nahm. Das Schwert schien zufrieden, als es in die Scheide fuhr.
    »Ist es immer so ?«, fragte sie ehrfürchtig, während ich sie weiter hielt.
    »Oft genug«, sagte ich leise. Ich wusste, wovon sie sprach, ich hatte es tausendmal erlebt. »Götter, ich glaubte dich verloren!«
    »Havald«, sagte sie leise und lächelte ein wenig. »Wenn es um Wasser geht, brauchst du dich nicht um mich zu sorgen.«
    Auch Varosch und Zokora, von denen das Eis vollständig geschwunden war, regten sich wieder. Wir lösten uns voneinander, ich ging zu Zokora, während Serafine sich um Varosch kümmerte. Zokora lehnte meine Hilfe ab und stand allein auf, ihr schien wenig zu fehlen, nur ihr linker Arm hing seltsam verdreht herab. Sie sah mit dunklen Augen zu mir hoch, fast, als ob sie mir einen Vorwurf machen wollte, und eilte dann zu Varosch.
    »Es

Weitere Kostenlose Bücher