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Der Kronrat (German Edition)

Der Kronrat (German Edition)

Titel: Der Kronrat (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Schwartz
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ich Rabenflugs Zügel ergriff.
    »Nein. Dieser Tivstirk ist verschwunden, als hätte es ihn nie gegeben«, antwortete Desina.
    »Wenn es nur so wäre«, meinte Santer grimmig. »Ich fürchte, wir werden noch von ihm hören.«
     
    Als ich mit Serafine zur Zitadelle hochritt, fürchtete ich fast, Orikes würde mich abfangen, doch niemand störte uns. Wir trennten uns vor meinem Quartier. Mehr als ein Lächeln bekam ich von Serafine nicht, dann ging ich hinein, ließ meine Rüstung auf den Boden fallen und mich ins Bett.
    Es kam mir vor, als hätte ich die Augen kaum geschlossen, als es schon an der Tür klopfte. Ich fluchte leise, quälte mich aus dem Bett. Ich sah zum Fenster hin, der Tag war kaum zu erahnen. Bei den Göttern, wann ließ man mich endlich einmal schlafen?
    Ich zog die Tür auf und fand Armin vor, der mich anstrahlte. Er trug einfache Gewänder und wäre selbst am Hafen kaum aufgefallen. Ich wollte mich ob der frühen Glocke bei ihm beschweren, doch dazu kam ich nicht.
    »Esseri!«, begrüßte er mich freudestrahlend. »Es ist ein Wunder geschehen! Janas ist von der Pest geheilt, und das Volk grollt, weil der wahre Täter nun entlarvt ist! In allen Tempeln beten die Leute dafür, dass dieser Kolaron bestraft wird, und heute Morgen kam die geflohene Dienerschaft zu uns zurück und ließ sich züchtigen, um ihre Reue zu beweisen. Und mein Herz, die Löwin, sie reckt ihren Kopf empor und trägt ihn stolz. All das nur wegen Eurer Weitsicht! Ich werfe mich Euch zu Füßen!« Er tat es prompt, der Länge nach auf meiner Schwelle, während die Wachen vor der Tür Mühe hatten, es nicht zu bemerken. »Wenn Ihr Euch nicht durchgesetzt hättet«, nuschelte er vom Boden her, »dann wären die Djinnis nicht gekommen, um ihre Dankbarkeit zu beweisen!«
    »Armin, steh auf!«, bat ich ihn scharf und zog ihn hoch. »Ich dachte, du hättest dir das abgewöhnt.«
    »Es hat mich überkommen«, meinte er beschämt, als ich die Tür hinter ihm schloss. »Ich muss Euch gestehen, dass ich das eine oder andere Mal an Eurer Weisheit gezweifelt habe. O Herr, ich bin so glücklich, meine Löwin wieder lächeln zu sehen, es hat sie alles arg bedrückt.«
    »Ich bin nicht mehr dein Herr«, stellte ich klar.
    »Nur weil meine Liebe mich beherrscht, sonst würde ich Euch noch immer mit Freuden dienen! Es ist wahr, was Ihr erzählt habt, von den Priestern auf den Feuerinseln, man erzählt es sich im ganzen Land, warum nur habt Ihr es nicht früher uns schon gesagt, so waren wir bedrückt und mussten zweifeln!«
    »Warum bist du hier?«, fragte ich ihn und fluchte leise, weil ich auf die Kante meines Schienbeinpanzers getreten war.
    »Meine Löwin gibt heute Abend ein Fest«, verkündete er. »Ihr müsst kommen, sonst bin ich verloren. Ich kann nicht zu meiner Blume gehen und sie enttäuschen!« Er hüpfte auf und ab. »Ich wusste schon immer, welcher Held Ihr seid, und heute Nacht habt Ihr es erneut bewiesen: den Prinzen Aldanes gerettet, ein Dutzend Verfluchter erschlagen den Feind vor seinen Mauern vernichtend geschlagen, und all das in nur zwei Tagen!« Er verbeugte sich so tief vor mir, dass seine Stirn fast den Boden berührte. »Ich muss zurück, meiner Blume berichten, dass Ihr kommen werdet. Es wird sie so sehr erfreuen!«
    Ich sah nur noch zu, wie er mich anstrahlte und durch die Tür verschwand. Ich starrte immer noch hin, als es wieder klopfte, diesmal war es Serafine.
    »Sag, war das Armin eben?«, fragte sie und sah den Gang entlang.
    »Ja«, seufzte ich. »Das war er. Was gibt es?«
    »Der Kommandant will dich sehen. Und Havald?«, sagte sie und lächelte ein wenig. »Zieh dir vorher etwas an.«
    Ich sah an mir herunter. Ich war so müde gewesen, dass ich vergessen hatte, das Laken zu ergreifen. Ich schloss hastig die Tür vor Serafines Nase, aber ich hörte sie noch kichern.
     
    Der Kommandant stand am Fenster, sah auf die morgendliche Stadt hinaus und ließ mich warten. Ich trug wieder meine Uniform und hatte mich sogar rasiert.
    Es dauerte eine halbe Ewigkeit, bis er sich umdrehte, mich mit einem scharfen Blick bedachte und dann seufzte.
    »Ich mag die Dinge einfach, Lanzengeneral. Wenn ich Euch befehle, mir den Kopf einer Nekromantin zu bringen, erwarte ich genau das von Euch.«
    »Ay, Ser«, sagte ich und stand gerader.
    »Vorhin habe ich auf dem Zitadellenplatz eine gewisse Sera Asela gesehen, tief ins Gespräch mit Desina und Santer verstrickt. Sie nickte mir höflich zu, und Desina erklärte mir, dass Ihr die

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