Der Kronrat (German Edition)
Verfluchte überzeugt hättet, ihr zu helfen.« Seine Augen bohrten sich in mich. »Wäre Eure Begründung, dass sie von Soltar geläutert wurde und keine Verfluchte mehr ist?«
»Ay, Ser«, sagte ich.
»Dachte ich‘s mir doch.« Er seufzte. »Wenn ich Euch befehle, nach Aldar zu gehen, den Aufstand dort niederzuschlagen und den Prinzen Tamin noch rechtzeitig zum Kronrat nach Askir zu bringen, erwarte ich nicht, dass Ihr dem Prinzen Befehle erteilt und ihn dann dazu erpresst, vor einem neuen Kaiser das Knie zu beugen!«
»Ay, Ser.«
»Dachtet Ihr, dass, wenn der Prinz von Aldane es selbst von mir fordert , diese Feindlegion am Eisenpass abzufangen, da Aldar sonst fallen wird, ich meine Meinung ändere?«
Ich sagte nichts. Er wartete.
»Ay, Ser.«
Er seufzte erneut. »Noch bevor Ihr mir diesen letzten Bericht aus Aldar gesendet habt, erhielt Lanzenobristin Miran die nötigen Befehle. Während wir hier sprechen, wird jeder Soldat, der noch halbwegs gehen kann, durch das Tor zum Eisenpass geschickt. Wäret Ihr nur eine Kerze später dort angekommen, hättet Ihr die Dritte Legion dort vorgefunden. Rangor kann sich ja wohl kaum darüber beschweren, wenn wir einen Feind vernichten, den es ihren Worten nach nicht gibt!«
»Ay, Ser!«
»Mehr habt Ihr nicht zu sagen?«
»Nur, dass es die richtige Entscheidung war.«
»Ja«, sagte er dann schwer. »Das ist mein Problem mit Euch, Lanzengeneral. Ihr haltet Euch nicht an Befehle, Ihr entscheidet selbst, was Ihr für richtig haltet. Und erwartet, dass ich es einsehe, wenn Ihr recht behaltet!«
Ich öffnete den Mund.
»Wagt es nicht, jetzt auch noch Ay zu sagen, von Thurgau«, knurrte er.
Diesmal hielt ich mich an seinen Rat.
»Gut«, sagte er grimmig. »Ich habe eingesehen, dass Ihr recht behalten habt. Sagt, begeht Ihr niemals Fehler?«
»Doch, Ser«, gestand ich leise. »Jeden Tag aufs Neue.«
»Solange das so ist, Lanzengeneral, werdet Ihr Euch mit mir besprechen, bevor Ihr vielleicht noch selbst einen begeht!« Er fixierte mich mit seinem Blick. »Haben wir uns diesmal verstanden?«
Ich nahm Haltung an und starrte geradeaus. »Ay, Ser!«
Er sah mich lange an und nickte dann. »Das will ich hoffen. Und, um der Götter willen, hört auf, die Wand so anzustarren und steht bequem!«
»Zum nächsten Punkt«, sprach er ruhiger weiter, als ich mich entspannte. »Ich habe wegen dem Handelsrat mit Pertok gesprochen und ihm die Beweise vorgelegt. Es war nicht einfach, ihn davon zu überzeugen, dass er so verfährt, wie Ihr es vorgeschlagen habt. Er ist Boron verpflichtet, und der Gott macht keine Geschäfte mit Verbrechern. Ich konnte ihn letztlich davon überzeugen, dass sie Buße tun werden, wo es sie am meisten schmerzt. Er wird gegen sie vorgehen.«
»Das ist gut zu hören.«
»Ihr haltet also an dem Plan fest?«, fragte er. »Noch können wir zurück.«
Ich schüttelte den Kopf. »Auf lange Sicht ist es besser, wenn Askir weiß, wer hier regiert.«
»Dann werden wir es in die Wege leiten. Noch etwas, Lanzengeneral.«
»Ay, Ser?«
»Obwohl Prinz Tamin Euch nicht sonderlich zu mögen scheint, nannte er Euch einen Helden.«
»Ich bin kein Held.«
»Ja«, sagte der Hochkommandant, während er wieder zum Fenster hinaussah. »Wenn es einen Helden in der Geschichte gab, dann war es dieser Korporal der Federn, den Ihr in den Turm geschickt habt. Ihr dürft Euch entfernen, Lanzengeneral.«
»Ay, Ser.« Ich salutierte und entfernte mich.
Serafine hatte draußen vor der Tür gewartet und musterte mich neugierig, als sie in meinen Schritt einfiel. »Das hat ja nicht lange gedauert. Was hat er denn von dir gewollt?«
»Er teilte mir sein Missfallen darüber mit, dass ich ihn dazu erpresst habe, die Truppen zum Eisenpass zu senden.«
»Hat er denn nicht eingesehen, dass du recht behalten hast?«
»Deshalb hat es ihm ja so sehr missfallen.«
Sie lachte leise. »Ein Diplomat wirst du nie werden. Was war noch?«
»Nur, dass wir jetzt genügend Beweise haben, um gegen den Handelsrat vorzugehen.«
»Weil der Rat dich anklagen wollte?«, fragte sie, als wir die breite Treppe heruntergingen.
»Wollte? Er will es noch. Aber das ist es nicht.«
»Was dann?«
»Die meisten im Rat sind bereits von der Gier verdorben und glauben nicht mehr, dass das Gesetz sie erreichen kann, vielmehr denken sie, sie selbst sind das Gesetz. In Friedenszeiten kann man es vielleicht ertragen, doch nicht im Krieg. Sie haben wenig an Gewissen übrig … Ich habe die Beweise gesehen,
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