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Der Kronrat (German Edition)

Der Kronrat (German Edition)

Titel: Der Kronrat (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Schwartz
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an.«
    Der Tote trug Stiefel, doch sie waren mannigfaltig geflickt, die Sohle hier und da sogar durch Stricke ersetzt. Dann flog das Licht vor, um das Gesicht zu beleuchten: Der Mann war abgemagert bis auf die Knochen. Nur einer der zwölf war nicht verhärmt, der Wyvernreiter.
    »Wie weit ist es nach da, woher sie kommen?«, fragte der Prinz, der ebenfalls die Toten musterte.
    »Bestimmt dreitausend Meilen«, teilte ich ihm mit. »Durch Wüste, Schnee, Eis und Gebirge und durch die Barbarenländer.«
    »Götter!«, fluchte er. »Sie sind fast zu Tode marschiert!«
    Zokora kniete sich neben einen der Toten und öffnete ihm den Mund. Die Hälfte seiner Zähne fehlte, der Rest war auch kaum gesund zu nennen. »Der Nekromantenkaiser geht nicht sehr sorgsam mit seinen Soldaten um«, stellte sie fest und stand auf, während Serafine aus dem Haupthaus heraustrat, um uns mitzuteilen, dass sie das Tor gefunden hatte.
    »Es bedeutet aber auch, dass jeder Einzelne von ihnen ein zäher Veteran ist, der Entbehrungen gewohnt ist«, meinte der Prinz nachdenklich. »Gebt ihnen zu essen und zu trinken und einen Tag Rast, und sie werden kämpfen wie die Dämonen!«
    »War der Wyvernreiter ein Nekromant?«, fragte ich Zokora. Sie schüttelte den Kopf. »Nein, der nicht.« Sie sah zu mir hinauf. »Ich finde es enttäuschend, dass wir in Aldar zwei erschlagen haben und ich keinen der Göttin opfern konnte!«
    »Frage doch Leandra«, schlug ich ihr trocken vor. »Vielleicht gibt sie dir ihren ab.«
    »Ihr habt schon zwei der Verfluchten erschlagen?«, fragte der Prinz ungläubig.
    »Einer wartete auf uns am Tor, der andere schlug die Trommeln«, erklärte Zokora wie nebenbei. »Dabei hat mir Havald einen für meine Göttin versprochen!«
    Der Prinz bewies die Klugheit, nicht weiter nachzufragen.
     
    Es erwies sich als schwer, die Pferde durch das Tor zu bringen. Sie waren unruhig, was ich gut verstehen konnte, doch zum Schluss gelang es. Ich ging als Letzter und kümmerte mich darum, dass die Tür verschlossen war. Sie befand sich gut verborgen hinten an der Wand zwischen Stall und Schmiede an dem Außenwall. Auch wir hatten nach ihr suchen müssen, und es war zu hoffen, dass der Feind sie nicht entdeckte. Ich sah mich um, mehr war nicht zu tun, dann ließ ich den letzten Stein fallen.
    Ich hätte noch etwas warten sollen, bis ich den anderen folgte, denn eines der Pferde hatte sich nicht die Rampe hochbewegen wollen, die man aufgeschüttet hatte. Es stand immer noch im Tor, keilte aus und verbeulte mir die Brustplatte meiner Rüstung, die sogar den Kampf mit dem dunklen Priester recht unbeschadet überstanden hatte.
    »Wir sind froh, Euch zu sehen«, begrüßte mich Desina, während ich die Riemen lockerte, damit ich wieder Luft bekam.
    »Wolltet Ihr nicht in der Ostmark sein?«, fragte ich die beiden, doch Santer schüttelte den Kopf. »Als sie Euch durch das Tor schickte, gab es einen dumpfen Schlag, blaue Lichter zuckten, und ein Windstoß trieb uns ins Tor hinein. Es war deutlich zu erkennen, dass etwas nicht so war, wie es sein sollte. Wir befürchteten bereits das Schlimmste.«
    »Nun, jetzt sind wir wieder zurück«, sagte ich und sah sie an. »Welche Glocke ist es?«
    »Zwei Kerzen nach der ersten«, teilte mir Santer mit. »Eine Reise nach Aldar und zurück in kaum zwei Tagen!« Er lachte leise.
    »Ich muss Euch auch wegen etwas anderem danken«, ergiff Desina das Wort. »Asela ist in den Eulenturm gekommen … Was Beweis genug dafür ist, dass sie nicht mehr dem Fluch verfallen ist. Sie sagte, Ihr hättet sie davon überzeugt, mir zu helfen.« Sie schaute auf ihre Hände herab. »Es ist seltsam. Ich stand ihr im Kampf gegenüber und fühlte dieses Böse in ihr, doch jetzt ist es ganz anders. Es ist leicht zu erkennen, wie hart die Zeit sie gemacht hat, aber dennoch mag ich sie. Als ob ich sie schon mein ganzes Leben kennen würde.«
    »Vielleicht habt Ihr von ihr gelesen«, meinte ich und sah zu Serafine, die gerade ihr Pferd die Rampe hinaufführte. »Ich beneide Serafine. Sie kannte sie ja alle, bevor sie dem Fluch Kolarons zum Opfer fielen.« Ich sah mich suchend um. »Wo ist der Prinz?«
    »Prinz Tamin? Er und eine Sera sind auf ihre Pferde gesprungen, kaum dass sie wussten, wo sie waren, und zur Zitadelle geritten.« Die Eule schmunzelte. »Er sagte etwas davon, dass er den Kommandanten sehen wollte und es ihm egal wäre, ob der noch schliefe.«
    »Gibt es eine Spur von dem anderen Verfluchten?«, fragte ich, während

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